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Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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war von ihr verzaubert wie ein Kind von einem neuen Spielzeug.
    Scheiße, sagte sie sich. Ich kann jetzt nicht hergehen und Malenfant das ausreden wollen. Nicht jetzt. Zumal es mein Fehler ist.
    Ich hätte Cornelius in Vegas abblitzen lassen und ihn von Malenfant fern halten können … Zu spät, zu spät.
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    Sie versuchte es trotzdem. »Malenfant, hör zu. Ich habe in Cornelius' Vergangenheit gekramt.«
    Malenfant drehte sich interessiert zu ihr um.
    Ein Teil davon war öffentlich zugänglich. Sie hatte nicht einmal die Begriffe erkannt, mit denen die Mathematiker Cornelius' akademische Leistungen würdigten – anscheinend handelte es sich um Strategiespiele, ökonomische Analysen, Computer-Architektur, die Gestalt des Universums, die Verteilung der Primzahlen – es schien zumindest, dass er auf dem besten Weg war, einer der einfluss-reichsten Denker seiner Generation zu werden.
    Aber er war schon immer – nun, verschroben gewesen.
    Seine Begabung schien non-rational: Er sprang zu einer neuen Vision, wobei er instinktiv um ihre Richtigkeit zu wissen schien und komplexe Beweise später konstruierte. Cornelius war ein Eigenbrötler: Er rief Ehrfurcht, Neid und Ablehnung hervor.
    Während er auf die Dreißig zuging, zündete er für ein paar Jahre ein Feuerwerk intellektueller Brillanz.
    Vielleicht deshalb, weil die Quelle des mathematischen Genius erfahrungsgemäß um diese Zeit versiegt; eine Aussicht, die Taine in Panik versetzt und ihm suggeriert haben musste, dass er gegen die Zeit arbeitete.
    Aber vielleicht gab es auch eine andere Erklärung, wie Emmas E-Therapeuten mutmaßten. Kreativität entsprang in manchen Fällen nämlich einer depressiven oder schizoiden Persönlichkeit. Und kreative Kapazitäten hatten in diesen Fällen eine Schutzfunktion, um geistigen Erkrankungen vorzubeugen.
    Vielleicht arbeitete Cornelius so hart, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Wenn das der Fall war, schien es aber nicht funktioniert zu haben.
    Es gab nur spärliche Informationen über Cornelius' Scheitern.
    Zunächst war er hyperaktiv, fast paranoid und litt an Schlaflosig-keit. Dann nahm er Muster in seiner Umwelt wahr – die Risse im 74
    Gehweg, Telefonnummern, das Grieseln toter Fernsehbildschirme.
    Er behauptete, sich unmittelbar vor tiefen kosmischen Einsichten zu befinden, die ihm allein zuteil würden …
    »Und wer sagt das alles?«
    »Seine Kollegen. Und später die Krankenberichte. Du siehst das Muster, Malenfant? Er war völlig von der Rolle. Es war, als ob sein Glaube an die Rationalität und Ordnung des Universums sich schließlich gegen ihn gewendet und eine Persönlichkeitsstö-
    rung bewirkt hätte.«
    »Ganz genau. Und Neid und Gruppendruck und der ganze Kram hatten nichts damit zu tun.«
    »Malenfant, an jenem letzten Tag in Princeton fand man ihn in der Mensa, wie er immer wieder den Kopf gegen die Wand schlug.«
    Danach war Cornelius für zwei Jahre verschwunden. Emmas Datenspäher war es nicht gelungen, seinen anschließenden Werdegang zu rekonstruieren. Als er schließlich wieder auftauchte, ging er nicht nach Princeton zurück, sondern wurde ein Gründungs-mitglied des Vorstands der Eschatology, Inc.
    Und da saß Emma nun mit Malenfant im aufgeräumten Büro dieses scheinbar ruhigen, rationalen und hoch intelligenten Mannes. Und diskutierte mit ihm über das Ende der Welt.
    »Begreifst du es denn nicht, Malenfant?« flüsterte sie eindringlich. »Wir haben es hier mit jemandem zu tun, der uns erzählt, dass er Muster im Universum sähe, die niemand sonst sehen wür-de – jemand, der glaubt, er könne das Ende der Menschheit vor-hersagen.« Ein Mann, dem es zu gelingen schien, Malenfant zur Abkehr von seinen eigenen riesigen Projekten zu bewegen und ihn für seine wahnsinnigen Ideen zu vereinnahmen. »Hörst du mir überhaupt zu?«
    Malenfant berührte sie am Arm. »Ich höre dir zu«, sagte er.
    »Aber …«
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    »Aber was?«
    »Was, wenn er Recht hat? Ob Cornelius nun wahnsinnig ist oder nicht, was, wenn er Recht hat? Was dann?« Seine Augen glänzten fiebrig.
    Emma betrachtete die Kinder im Park.
    ■
    Cornelius kam zurück und bat sie, wieder Platz zu nehmen. Er hatte ein kühles Bier für Malenfant und einen Kaffee für Emma mitgebracht: einen appetitlichen Milchkaffee in einer Porzellantas-se, der so roch, als sei er von Menschenhand frisch aufgebrüht und eingeschenkt worden. Sie war beeindruckt, was zweifellos auch beabsichtigt war.
    Cornelius setzte sich und hustete. »Nun kommt der Teil,

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