Das Multiversum Omnibus
Stellungnah-me abgelehnt. Madeleine …
Joe, der einundfünfzigjährige Reid Malenfant ist überaus charismatisch und beliebt. Seit er seine interplanetare Mission verkündet hat, hat er den Status einer Kultfigur erlangt. Zu den Spielzeugen, die letztes Weihnachten der Verkaufsrenner waren, gehörten auch Modelle von Bootstraps so genanntem Big Dumb Booster, neben Action-Figuren und animierten Hologrammen der intelligenten Kalmar-Besatzung und sogar von Reid Malenfant selbst.
Trotz des unbestreitbar attraktiven Äußeren gilt Malenfant bei den Kommentatoren jedoch schon seit langem als instabile Persönlichkeit.
Die Sprecher von Bootstrap dementieren das alles freilich als skurrile Gerüchte, die von Reid Malenfants Feinden lanciert wurden, vielleicht sogar innerhalb seines eigenen Unternehmens …
John Tinker:
Ja, sie haben mich aus der Flying Mountain Society rausgeworfen.
Zum Teufel mit ihnen.
Und zum Teufel mit Reid Malenfant. Malenfant ist ein Schlapp-schwanz.
Ja, er hat seinen Vogel vom Boden bekommen. Trotzdem ist die Durchführung eines Starts mit altertümlichen chemischen Raketen im besten Fall eine Stümperei, im schlechtesten ein katastrophaler Fehler.
Leute, man fliegt nicht hopplahopp ins All, indem man Chemi-kalien verbrennt.
Seit den Sechzigern gibt es eine Lösung auf dem Reißbrett. Projekt Orion.
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Man nimmt eine große Platte, macht sie mit Stoßdämpfern an einer großen Kapsel fest und zündet eine Atombombe darunter.
Das Schiff wird sich bewegen, glauben Sie mir.
Dann zündet man eine weitere Bombe, und noch eine.
Mit einem geringen Teil des weltweiten Atomwaffenarsenals könnte man ein paar Millionen Kilo in den Orbit bringen.
Ich glaube an den Traum. Ich glaube, dass wir es uns zum Ziel setzen sollten, bis zum Ende des Jahrhunderts eine Milliarde Menschen in den Weltraum zu befördern. Das ist die einzige Möglichkeit, eine echte weltraumtüchtige Industrie-Infrastruktur zu errichten – und darüber hinaus der einzige Weg, genug Menschen umzu-siedeln, um das Bevölkerungsproblem des Planeten nachhaltig zu lösen.
Ja, das wird radioaktiven Fallout verursachen. Aber nicht viel im Vergleich dazu, was wir der Hintergrundstrahlung bereits hinzuge-fügt haben. Das wäre auf jeden Fall das kleinere Übel.
Malenfant hat Recht; wir stehen vor einer Krise, bei der es ums Überleben der Spezies geht. Schwere Zeiten erfordern schwere Entscheidungen. Also Butter bei die Fische, Leute.
Zumal diese Bomben nicht von selbst verschwinden werden.
Wenn Amerika sie nicht einsetzt, dann wird jemand anders es tun.
Art Morris:
Mein Name ist Art Morris, und ich bin vierzig Jahre alt. Ich bin ein Marine beziehungsweise war einer, bis ich wegen Dienstun-tauglichkeit entlassen wurde.
Mein liebster Besitz ist ein Schnappschuss von meiner Tochter Leanne.
Das Foto zeigt sie auf ihrer letzten Geburtstagsfeier, als sie gerade fünf Jahre geworden war. Es war ein sonniger Tag in Florida.
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Der Schnappschuss ist eins von diesen modernen Fotos, mit denen man auch Bewegung festhalten kann, und es zeigt Leanne, wie sie die Kerzen auf dem Kuchen ausbläst. Und er hat eine Tonspur.
Wenn man genau hinhört, dann hört man unter dem Klatschen und dem Jubel der Familie ihr Pusten heraus. Ich bin auf dem Bild zwar nicht zu sehen, aber ich stehe direkt hinter Leannes Schulter und puste auch, damit die Kerzen auch wirklich ausgehen, so wie sie das wollte. Damit in ihrer Welt wenigstens einmal etwas klappt.
Wenig später mussten wir sie unter die Erde bringen. Ich verstand nicht die Hälfte von dem, was die Ärzte mir über ihre Krankheit erzählten, aber ein Wort prägte sich mir ein.
Sie war ein gelbes Baby, ein Weltraum-Baby, ein Raketen-Baby.
Vielleicht wäre sie nun eins von diesen schlauen Kindern, von denen die Nachrichten voll sind. Aber sie bekam nie die Chance.
Ich war froh, als das Raumfahrtprogramm gestrichen wurde.
Doch nun zünden diese Arschlöcher in der Wüste trotzdem wieder ihre verdammten Raketen.
Ich klebe Leannes Bild ans Armaturenbrett meines Autos oder bewahre es in der Brieftasche auf.
Schau, was du getan hast, Reid Malenfant!
Reid Malenfant:
Frau Vorsitzende, das ist kein Husarenstückchen. Es handelt sich um ein solides unternehmerisches Projekt.
Und so lautet der Plan:
Cruithne ist eine Kugel aus einer Substanz mit geringer Dichte: wahrscheinlich achtzig Prozent Silikate, sechzehn Prozent Wasser, zwei Prozent Kohlenstoff, zwei Prozent Metalle. Dies ist eine
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