Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
entfernt, als dass sie einen Radius ausgemacht hätte – sie überstieg ihr räumliches Vorstellungsvermögen bei weitem.
612
    »Das ist ein Raum«, sagte sie. »Eine Kammer im Herzen des Monds.«
    »Es ist das, wonach auch immer es aussieht.«
    »Die Kammer wirkt abgeplattet. Wie ein Pfannkuchen.«
    »Nein«, murmelte Nemoto. »Sie ist wahrscheinlich sphärisch. Sie haben die Augen eines Savannen-Affen, Emma Stoney. Sie sind für Entfernungen von ein paar hundert Meilen ausgelegt, nicht mehr.
    Selbst der Himmel erscheint Ihnen wie ein flacher Deckel. Die Menschen sind nicht dazu geschaffen, Räume wie diesen zu begreifen – eine tausende Meilen durchmessende Höhle, eine Höhle, die so groß ist, dass eine ganze Welt darin Platz findet.«
    »Diese Lichter sind regelmäßig. Wie künstliche Sterne in einer Filmkulisse.«
    »Vielleicht sind das Ausgänge von Tunnels wie diesem hier.«
    »Die zu anderen Löchern an der Oberfläche führen?«
    »Oder die woandershin führen.« Nemotos Stimme zitterte. »Ich weiß es nicht, Emma. Ich verstehe nichts davon.«
    Aber du verstehst immer noch mehr als ich, sagte Emma sich.
    Weshalb du vielleicht auch mehr Angst hast.
    Es regte sich etwas im Herzen der Kammer. Etwas Blaues. Riesige Räder drehten sich. Ein gleichmäßiges Stampfen wie von einer großen Maschine.
    Das Nussknacker-Kind stieß ein gurgelndes Geräusch aus. Seine Augen leuchteten. Es schien von den sich drehenden Rädern ver-zaubert, als ob die ganze Konstruktion, die sicher tausend Meilen durchmaß, nicht mehr als ein Kinderzimmer-Mobile wäre.
    »Blaue Ringe«, stieß Nemoto hervor.
    Emma kniff die Augen zusammen und wünschte sich, dass sie sich schneller an die Dunkelheit anpassen würden. »Wie das Rad, das Portal, durch das es mich hierher verschlagen hat.«
    »Diese Technik hat eine einheitliche, wenn auch phantasielose Ästhetik.«
613
    »Das ist die Welten-Maschine«, sagte Mane nur.
    Emma sah den Widerschein der sich drehenden Räder in Manes großen funkelnden Augen. »Was ist eine Welten-Maschine?«
    »Siehst du es denn nicht? Sieh genauer hin.«
    »Aha«, sagte Nemoto.
    In der Mitte der rotierenden Ringe war eine Welt.
    Sie war wie die Erde, aber es war nicht die Erde. Der im Licht einer indirekten Sonne langsam sich drehende Körper wurde von einer Schale aus dichten Wolkenfetzen umhüllt.
    Emma erhaschte einen Blick auf ein Land, das von weiß glühenden Spalten durchzogen wurde und mit Vulkanen wie Stecknadel-köpfe übersät war. Wolken aus schwarzem Rauch und Staub verdüsterten die Luft, und Blitze zuckten zwischen dicken purpurnen Wolken.
    »Keine Spur von Wasser«, murmelte Nemoto. »Zu heiß und trocken dafür.«
    »Glauben Sie, dass es die Erde ist? Oder irgendeine Erde?«
    »Wenn ja, dann ist es eine junge Erde, eine Erde, die noch die Wärme ihrer Entstehung abgibt …«
    »Der Himmel«, sagte Mane mit bebender Stimme, »hängt voller Steine.«
    Emma schaute auf.
    Und flüchtig sah sie, was der Daimon sah: Aus einer anderen Perspektive, als ob sie auf diesem verbrannten öden Land stand: Auf kahlem Fels, der so heiß war, dass er glühte und in der Nähe eines Stroms zäher, erstarrender Lava. Sie schaute durch Lücken in den dichten Wolken nach oben – in einen Himmel, der von einem Deckel aus Gestein abgeschlossen wurde, einer invertierten Landschaft mit Bergen, Tälern und Kratern.
    Ihr stockte der Atem, und dann verschwand die Vision.
    Emma sah wieder die heiße junge Welt, zu der sich nun eine weitere gesellt hatte: Eine mondähnliche Welt, die deutlich kälter 614
    als die Erde und ziemlich groß war; jedenfalls größer als beispielsweise der Mars. Die beiden Planeten lagen wie eine Orange und ein Apfel in einem Stilleben nebeneinander.
    Aber sie näherten sich einander an.
    »Ich glaube, wir beobachten den Großen Zusammenstoß«, murmelte Nemoto. »Die wuchtige Kollision, die die junge Erde verwüstete und das Erde-Mond-System schuf …«
    Die Planeten berührten sich beinahe sanft, als ob sie sich küssten. Doch wo sie sich berührten, entstand ein Feuerring, der die Oberflächen beider Welten zertrümmerte. Eine Fontäne spritzte auf, in der der kleinere Körper zu implodieren schien wie eine Frucht, der das Fruchtmark entzogen wurde.
    »Der Zusammenstoß dauerte etwa zehn Minuten«, sagte Nemoto leise. »Die Kollisionsgeschwindigkeit betrug ein paar zehntausend Kilometer pro Stunde. Aber ein Zusammenstoß so großer Körper läuft selbst bei so hohen Geschwindigkeiten wie in

Weitere Kostenlose Bücher