Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Musical

Das Musical

Titel: Das Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
Vom Netzwerk:
sprechen.
    »Rex Mundi, Korrespondent Nummer sieben für religiöse Angelegenheiten, bitte identifizieren Sie sich.«
    Rex rückte nahe an den Schirm.
    »Identifikation positiv. Arbeitsplan Nummer eins. Begeben Sie sich zu Sektion vier, nördliches Viertel. Gehen Sie dort unbestätigten Berichten über den Kannibalenkult der Devianti nach.«
    »Kannibalen?« Rex tippte die Koordinaten in das Verkehrsleitsystem, und das altersschwache Fahrzeug machte einen Satz in die Höhe.
    »Stündliche Berichterstattung ist strikt einzuhalten«, fuhr die Stimme aus der Konsole fort. »Kredits für diesen Auftrag werden wie folgt bewilligt: Informant siebenundzwanzig, Akolyth fünfunddreißig, Hohepriester einhundert. Einen weiteren Tag noch.«
    »Hohepriester, einhundert Kredits!« Rex’ Augenbrauen stiegen in die Höhe und gesellten sich zu seiner Stimmung. »Weitere Umquartierung mit zusätzlichem Zugang zum staatlichen Nympharium!« Das war in der Tat ein schöner Bonus.
    Der Wagen stieg weiter in die Höhe, und Rex spähte auf die verbrannte Landschaft hinunter. Er konnte den Nemesis-Bunker erkennen (was nicht sonderlich schwierig war, schließlich bedeckte er eine Grundfläche von dreißig Morgen), die Reihen mühsam errichteter Umsiedlungsquartiere, die trümmerübersäten Straßen. Ein grimmiger Anblick. Der Wagen durchbrach die Wolken in fünfhundert Fuß Höhe und flog eine Weile durch Dunkelheit. Rex überlegte, ob er über den Odeon Towers kreisen sollte, nur um zu sehen, wie sie von oben aussahen, doch der Gedanke an einhundert Kredits für den Hohepriester ging ihm nicht aus dem Kopf. Er war definitiv auf die Füße gefallen. Ein Job mit Karriereaussichten. Ein Firmenwagen. Ein Spesenkonto. Seine Stunde war gekommen. Die gute alte Gloria. Und da hatte Rex immer geglaubt, sie würde ihn nicht mögen.
    Andererseits – das alles war viel zu gut, um wahr zu sein.
     
    Eine Reihe immer kleiner werdender Kreise erschien auf der blau schimmernden Konsole. Die Stimme verkündete: »Abstieg eingeleitet. Für den Fall einer Fehlfunktion vergessen Sie bitte nicht, daß wir alle Teil eines kosmischen Meisterplans sind und daß wir selbst im Augenblick des Todes unserem Karma folgen. Die Gedanken des Dalai Lama sind stets bei Ihnen. Lassen Sie uns gemeinsam singen, om-mani-padme-hum… om-mani-padme-hum…«
    »Na danke auch.« Rex schaltete die Konsole aus, während der Wagen steil dem zugewucherten Parkplatz auf der Rückseite der Tomorrowman Taverne entgegenstürzte und mit einem dumpfen Schlag aufsetzte. Rex betastete vorsichtig seine Zähne, doch keiner schien lockerer als gewöhnlich. Dann schraubte er seinen transparenten Helm auf den Schutzanzug, löste das Kanzeldach und trat in die feindliche Landschaft hinaus.
    Das Lokal sah genauso erbärmlich aus wie alle anderen, die er bisher zu sehen bekommen hatte. Ein Gewirr von Wellblech, zusammengeschweißt und genietet und mit einem säuredichten Plastikdach gegen die Natur geschützt. Ein Neonschild verkündete flackernd den Namen des Etablissements: T.e. morroma . Tav….
    Rex schlenderte über den Parkplatz. Zwei weitere Fahrzeuge waren dort abgestellt. Eines davon war ein ziemlich schicker Rigel Charger, wahrscheinlich das Privileg irgendeines hohen Tiers bei einem Sender. Das andere war ein heruntergekommener Morris Minor, der von einem Bastler in ein Halbkettenfahrzeug umgebaut worden war.
    Die Luftschleuse und die Dekontaminationseinrichtungen der Tomorrowman Taverne schienen hauptsächlich symbolischer Natur. Ein doppelter Plastikvorhang, dazwischen ein Page, der die Gäste beim Durchgehen becherweise mit Anti-Bakteriant überschüttete. Der grimmige Ausdruck auf dem Gesicht des jungen Burschen verriet Rex, daß Zufriedenheit nicht mit zu diesem Job gehörte.
    Das Innere der Bar war in einem Zustand, den man nur bedauernswert nennen konnte. Der Raum war niedrig und langgestreckt und abscheulich. Rex suchte nach einer Matte, um sich die Füße abzutreten, doch da war keine, und so schraubte er mächtig tropfend seinen Helm ab, klemmte ihn unter den Arm und setzte eine tapfere Miene auf.
    Mehrere Gäste saßen zusammengesunken vor dem Tresen, nippten an zweifelhaft aussehenden Cocktails und starrten in TV-Terminals. Rex fand einen freien Hocker und kletterte hinauf. Der Barmann hinter dem Tresen musterte ihn mit flüchtigem Interesse. Er war ein krätziger Typ mit einer ledernen Schürze und Handschuhen.
    Ihm fehlte ein Auge, und mit dem verbliebenen starrte er auf

Weitere Kostenlose Bücher