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Das Musical

Das Musical

Titel: Das Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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mit Safrantüchern und deklarierte mit brüchiger Stimme: »The show must go on.«
     
    »The show must go on«, sagte Mungo Madoc. Zwölf geschlagene Stunden waren vergangen, seit der Dalai Lama diese Worte ausgesprochen hatte. Aber das kann man schließlich nicht wissen, wenn man nicht dabeigewesen ist, oder?
    »Was dieses Armageddon angeht«, Mungo ordnete den unordentlichen Stapel von Morgawrs Memos vor sich auf dem Schreibtisch, »wieviel genau wird es kosten?«
    Jason Morgawr sprang aus seinem Stuhl. »Ich habe sämtliche Zahlen vorliegen, Sir. Ich glaube, das hier wird Ihnen ausgesprochen gut gefallen.«
    Fergus Shaman legte die Finger zu einem gotischen Bogen zusammen und hielt sich bedeckt.
    »Wir verfügen nicht über ein unerschöpfliches Budget.« Mungos Blick durchbohrte das jüngste Mitglied seines Vorstands beinahe. »Genaugenommen haben wir alles andere als ein solches.«
    »Hab’ ich schon alles berücksichtigt, Sir. F/X, wenn Sie verstehen.«
    »Tu ich nicht, Morgawr.«
    »Special effects, Sir.«
    Mungo seufzte resigniert. »Fahren Sie einstweilen fort, Morgawr. Ich unterbreche Sie, sobald ich genug von Ihnen gehört habe.«
    »In der Tat, Sir.« Morgawr ging im Vorstandszimmer auf und ab wie ein Rechtsanwalt in einem guten alten Hollywoodfilm. Er legte die Hände auf alte Kistenheckenstühle, boxte in die Luft, wandte sich zum Fenster um, straffte die Schultern. Das alles war nicht auszuhalten. »Was wir hier haben ist folgende Situation«, sagte er nach einer ganzen Weile.
    »Ist das alles?« erkundigte sich Mungo.
    Fergus Shaman, zu dem Mungos Blick vorübergehend zurückgekehrt war, legte den Zeigefinger an die Schläfe und murmelte: »Total plemplem.«
    »Eine Situation«, fuhr Jason Morgawr überraschend fort »die für die Serie eine Chance bedeutet, sich auf Höhen zu schwingen, von denen wir nicht einmal zu träumen gewagt hätten. Gipfel zu übersteigen, die wir bis dato für unüberwindlich gehalten haben. Grenzen zu überschreiten, die…«
    »… von jedem vermieden werden, der auch nur halbwegs bei Verstand ist?« schlug Fergus vor.
    »Kosmischer Kataklysmus«, krähte Jason Morgawr. »Und alles live auf dem Bildschirm.«
    »Hatten Sie etwas Spezielles im Sinn?« fragte Mungo ergeben.
    »Die Apokalypse.« Jason Morgawr fuchtelte wild mit den Armen. »Stellen Sie sich das einmal bildlich vor. Die letzte Stunde der Erde. Schlachten toben. Bomben fliegen in die Luft und machen Bumm! und Bang! und Wusch! und…«
    »Schon gut, wir haben ein Bild von den Bomben«, sagte Mungo.
    »… und der finale Showdown zwischen Gut und Böse. Wird das Gute obsiegen? Das Böse hat die Oberhand, Raketen fliegen, Bomben fliegen in die Luft und machen…«
    »Ja.«
    »… Pech und Schwefel. Und was ist das? Der Himmel öffnet sich, Trompetenklänge erschallen, und durch die Wolken hindurch kommen Reiter. Engel mit Feuerschwertern. Der Heilige Michael und sein Gefolge. Himmlische Streitwagen rasen herab. Und was ist das? Aus dem bodenlosen Loch kommen die Horden der Hölle, angeführt vom Engel des Todes persönlich. Mit dem Totenschädel und den schrecklichen Krallen.« Jason vollführte kratzende Gesten in der Luft.
    »Ach du meine Güte«, sagte Lavinius Wisten.
    »Die Schlacht tobt am Himmel, die Armeen Gottes und die Legionen des Teufels. Und gewinnen die Bösen? Sicherlich nicht. Aber es ist ein enger Kampf. Ein schreckliches Hauen und Stechen und Sensen und Stoßen.« Jason hielt einen Augenblick inne, um Atem zu schöpfen. Die übrigen Vorstandsmitglieder beobachteten ihn, allesamt wie vom Schlag gerührt und offenen Mundes.
    »Und Hacken. Die Heiligen sind am Verlieren, die Bösen haben die Oberhand. Es ist schrecklich, einfach schrecklich.«
    Vorstandsköpfe nickten verstehend. Es war in der Tat schrecklich.
    »Und dann, was ist das? Der Himmel teilt sich erneut, goldene Strahlen durchbrechen die Wolken, weitere Engel und ein helles, helles Licht strömt herab. Kann es sein? Ja, ja… ja! Er ist es. Er, auf dem Thron aus Beryll, strahlend wie tausend Sonnen… die zweite Niederkunft. Der Jüngste Tag…«
    »Morgawr!« Die Stimme gehörte Mungo Madoc, und sie war ein lauter Donnerhall. Die Vorstandsmitglieder machten alle aaaaaaaaaawwwwww.
    »Morgawr«, sagte Mungo. »Der Jüngste Tag. Pech und Schwefel, Engel und Teufel und Bomben, die in die Luft fliegen und Bumm! und Bang! und Wusch! machen… haben Sie das etwa alles bereits in ihr geplantes Budget mit einkalkuliert? In Ihr geplantes

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