Das Musical
blendend aus. Makellos. Obwohl sich der Goldene, ein Rock’n’Roller weit fort von zu Hause, Kohl-infiziert und zu einer Weisheit herangereift, die noch kurze Zeit zuvor von Leuten wie Albert Goldman für undenkbar gehalten worden wäre, für den großen Showdown vorbereitete.
»Und?« fragte er sein integrales Gemüse. »Sollen wir anfangen?«
»Alles soweit vorbereitet, Chef?«
Die Kamera zoomte heraus und zeigte Elvis’ Nieten. Weiß, paillettiert und größtenteils kugelsicher. Die Schuhe waren etwas Besonderes; der Zeitkohl hatte Elvis ein Stück weit in eine alternative Zukunft befördert, wo eine Rasse männlicher Wesen außerstande war, sich ohne die Hilfe pneumatischen Fußwerks der raketenbetriebenen Sorte von der Stelle zu bewegen. Elvis zog Reißverschlüsse von Klappentaschen auf und enthüllte den Blick auf ein Arsenal aus Superwaffen, hauptsächlich Produkte phnaargischer Konstruktion.
»Fertig«, sagte er und sprang in seinen Siebenmeilenstiefeln umher.
»Dann machen wir uns auf die Socken, was, Chef?« fragte ein gewisser Kohl.
»Ich kann’s kaum abwarten«, antwortete der vergangene und zukünftige King.
Rex stieß die Tür zum Kontrollraum auf. Der stellvertretende Aufnahmeleiter blickte kurz von seinem Schreibtisch auf. »Zutritt verboten«, sagte er. »Tut mir leid, mein Freund, versuchen Sie’s ein paar Türen weiter.«
Rex zeigte seinen Sicherheitsausweis. »Rex Mundi, Bruder von Gloria. Mit einem Spezialauftrag vom Dalai Lama persönlich.«
»Oh, Entschuldigung, Freund. Aber seien Sie bitte leise, ja? Proben, Sie wissen schon.«
»Ja, ich weiß. Ich setz mich einfach hierhin.« Rex deutete auf einen freien Stuhl. Der stellvertretende Aufnahmeleiter blickte nicht einmal auf.
»Große Show heute abend?« erkundigte sich Rex, nachdem er es sich bequem gemacht hatte.
»Pssst.«
»‘tschuldigung.«
»Groß ist vielleicht nicht das richtige Wort.« Der SA berührte beleuchtete Schalter, schob Regler hoch und runter und tat eine Menge anderer technischer Dinge.
»Wie groß denn?«
»Nun ja, überhaupt nicht groß, wenn man universelle Maßstäbe anlegt, glaube ich. Aber für die Show… ziemlich groß.«
»Ah.« Fast hätte Rex sich am Kopf gekratzt, doch dann überlegte er’s sich anders. »Entweder groß oder klein also, je nach Standpunkt, eh?«
»So ungefähr, ja. Für die einen bloße Routine, außergewöhnlich für die anderen, und für zwei Devianti-Jünger ein richtiger Hammer. Und, wie üblich, ein einziger gigantischer Egotrip für einen ganz bestimmten. Einen kurzen Augenblick, ja?« Der SA drückte zielstrebig auf ein paar Knöpfe. Einer tauchte das gesamte Studio in Dunkelheit, ein anderer übertrug den Lärm seiner Flatulenz in die Eingangshalle.
»Das muß ich so ungefähr alle fünf Minuten erledigen«, erklärte er. »Die Gewerkschaft, wissen Sie? Es gibt Streit mit dem Management.«
»Warum nur haben Sie andauernd Streit mit dem Management?« fragte Rex. »Das frage ich mich schon die ganze Zeit?«
Der SA zuckte die Schultern.
»Ich hab’ noch nie richtig darüber nachgedacht. Wie ich die Sache sehe, ist es die Pflicht eines jeden arbeitenden Menschen, sich mit dem Management zu streiten. Es ist unser Vermächtnis. So etwas wie ein gottgegebenes Recht.«
»Aber Sie werden doch ganz bestimmt nicht schlecht behandelt.«
»Da haben Sie recht. Übertarifliche Entlohnung. Bezahlte Überstunden. Zutritt zum Nympharium. Und das Essen ist auch gut.«
»Und warum streiten Sie dann andauernd mit dem Management?«
»Vielleicht Pflichtgefühl?« schlug der SA vor. »Sie sind doch wohl kein Streikbrecher, wie?«
»Gewiß nicht. Eigentlich bin ich ein Revolutionär.«
»Ein was?«
»Ein Revolutionär. Ich werde das System umstürzen, wenn Sie verstehen.«
Der SA warf entsetzt die Hände hoch. Indem er die Hände hochwarf, unterbrach er die Tonübertragung aus dem Studio, und die probenden Lamaretten bewegten sich wie dümmliche Pantomimen.
»Das System umstürzen!« Er machte sich voller Hektik an seinen Schaltern und Reglern zu schaffen. »Das können Sie nicht tun!«
»Aber ich dachte, Sie wären gegen das Management?«
»Selbstverständlich bin ich das. Aber Sie können doch nicht das System umstürzen! O je, mir wird ganz schlecht. Wo kämen wir denn alle hin? Wo wären wir denn jetzt ohne das System?«
»Sie könnten zum Beispiel mit dem neuen Management streiten.«
»Das kann Jahre dauern! So ein Streik erfordert ein großes Maß an
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