Das muss Liebe sein
zum Ausdruck gebracht werden sollte, aber nicht in einem bevölkerten Park und nicht im Zusammenhang mit Detective Joe Shanahan. Sie war ihm gleichgültig. Er hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass er es als Teil seiner Arbeit betrachtete, wenn er sie küsste. Sie hatte über ihre Reaktion auf seinen Kuss nachgedacht und war zu dem logischen Schluss gekommen, dass Joes Berührungen ihren Biorhythmus durcheinander brachten und ihr inneres Gleichgewicht störten.
Falls Kevin sie noch einmal bei einem Streit überraschte, oder falls Joe noch einmal jemandem aus seiner Vergangenheit begegnete, sollte er sich gefälligst etwas anderes ausdenken. Er sollte ihr nicht mehr so nahe kommen, dass ihre Sinne mit dem Duft seiner Haut betört wurden. Keine unpersönlichen Küsse mehr, die sie tief im Inneren berührten und ihr den Atem nahmen. Und unter gar keinen Umständen würde sie sich für ihn sexy anziehen.
Als es am nächsten Abend an der Haustür klingelte, war Gabrielle der festen Meinung, dieses Mal für die Begegnung mit Joe gewappnet zu sein. Keine Überraschungen mehr. Sie hatte alles im Griff, und selbst wenn er mit verschlissenen Jeans und T-Shirt vor ihr stehen sollte, würde sie damit umgehen können. Aber nach einem Blick auf seine Erscheinung verflüchtigte sich ihre friedliche Mitte irgendwo im weiten Kosmos.
Er hatte seinen Fünf-Uhr-Bartschatten rasiert, seine gebräunten Wangen waren glatt. Sein geripptes schwarzes Polohemd war aus Seide und zeichnete seine breite Brust und den flachen Bauch sehr vorteilhaft nach. Zur Bundfaltenhose mit messerscharfen Bügelfalten trug er einen geflochtenen Ledergürtel. Statt abgetragener Laufschuhe oder Arbeitsstiefel trug er Halbschuhe aus Wildleder. Er duftete wunderbar und sah noch besser aus.
Im Vergleich zu Joe hatte sich Gabrielle deutlich weniger Mühe mit ihrer äußeren Erscheinung gegeben. Sie hatte sich der Bequemlichkeit halber für eine schlichte weiße Bluse und einen formlosen blauweiß karierten Latzrock entschieden, der bis knapp über die Knie reichte. Sie trug ein sehr dezentes Make-up und hatte gar nicht erst versucht, ihr Haar besonders zu stylen, sondern ließ es wie immer lockig und offen über Schultern und Rücken fallen. Ihr einziges Zugeständnis an etwas annähernd Modebezogenes waren die silbernen Ohrringe und der silberne Ring am Mittelfinger ihrer rechten Hand. Die Strumpfhose hatte sie in der Schublade gelassen und war lieber mit bloßen Füßen in ihre Segeltuchschuhe geschlüpft. Sie nahm an, dass diese Kleidung das absolute Gegenteil von sexy wäre.
Joe zog, als er sie sah, eine Braue hoch, was wohl bedeutete, dass er der gleichen Meinung war. »Wo ist dein Hündchen Toto?«
So schlimm war ihr Outfit nun auch wieder nicht. »Hey, ich habe nie die roten Pumps meiner Mutter getragen und bin auch nie gegen eine Mauer gehüpft.«
Er sah sie fest an. »Da war ich fünf.«
»Das sagen sie alle.« Sie trat hinaus auf die Veranda und schloss die Tür hinter sich ab. »Außerdem bin ich ziemlich sicher, dass es auf dieser Party nicht sehr förmlich zugeht.« Sie ließ die Schüssel in ihre große Makramee-Handtasche fallen und wandte sich Joe zu. Er hatte sich nicht einen Zentimeter von der Stelle gerührt, und ihr bloßer Arm streifte seine Brust.
»Das bezweifle ich.« Joe ergriff ihren Ellbogen, als würden sie gar nicht dienstlich miteinander ausgehen, und führte sie zu dem grauenhaften beigefarbenen Wagen, an den sie sich nur zu gut erinnerte. Beim letzten Mal, als sie ihn sah, hatte sie mit Handschellen gefesselt auf dem Rücksitz gesessen. »Ich habe Kevin kennen gelernt, und ich glaube nicht, dass er je die Form vergisst, höchstens beim Sex.«
Die Wärme seiner Handfläche schoss ihren Arm hinauf und hinunter bis in die Fingerspitzen. Sie zwang sich, gelassen an seiner Seite zu gehen, und nicht zu zeigen, dass sie sich am liebsten seiner Berührung entzogen hätte. Als wäre sie genauso ruhig und unbeeindruckt wie Joe. Sie versuchte, die Empfindungen nicht zu beachten, die ihre Handflächen feucht werden ließen, und sie unterließ es, Joes Meinung über Kevin zu kommentieren, denn was er gesagt hatte, entsprach weitgehend den Tatsachen. Wodurch Kevin allerdings nicht besser oder schlechter dastand als viele andere Männer.
»Ich meine zu wissen, dass du gestern Abend einen Bronco gefahren hast.«
»Stimmt, aber Kevin hält mich für einen Versager, der ständig pleite ist. Und das soll auch so bleiben«, sagte er und
Weitere Kostenlose Bücher