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Das muss Liebe sein

Das muss Liebe sein

Titel: Das muss Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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denkt er das auch gar nicht«, sagte sie, wenngleich sie es selbst nicht glaubte.
    »O doch, und ich muss dir einen Riesenknutschfleck am Hals machen und dein Haar zerzausen, damit er genau das und nichts anderes denkt.« Er lehnte sich weit übers Geländer. »Aber es ist deine Entscheidung. Wenn wir allerdings springen wollen, sollten wir es jetzt tun, bevor es noch dunkler wird. Ich habe keine Lust, die Terrasse da unten zu verfehlen.« Er richtete sich auf, sah Gabrielle an und grinste, als ob er sich köstlich amüsierte. »Bist du bereit?«, fragte er, als hätte er sie nicht gerade vor die Wahl zwischen einem Knutschfleck und dem Sprung in den Tod gestellt.
    »Nein!«
    »Du hast doch keine Angst, oder?«
    »Doch! Jeder Mensch mit halbwegs klarem Verstand hätte Angst.«
    Er schüttelte den Kopf und schwang erst ein Bein, dann das andere über das Geländer. »Erzähl mir nicht, du hast Höhenangst!« Er stand am äußersten Rand der Terrasse, ihr zugewandt, mit beiden Händen die Metallstange umfassend.
    »Nein. Ich habe nur Angst davor, in den Tod zu stürzen.«
    »Wahrscheinlich würdest du nicht sterben.« Er blickte hinunter und sah dann wieder Gabrielle an. »Aber ein Bein könntest du dir vielleicht brechen.«
    »Das macht mir auch nicht gerade Mut.«
    Sein Lächeln wurde breiter. »Das Letzte war doch nur ein Scherz.«
    Sie beugte sich ein wenig vor und blickte hinab. »Scherze sind im Moment nun wirklich fehl am Platz.«
    »Da magst du wohl Recht haben.« Er legte die Hand unter ihr Kinn und hob es an, sodass sie ihn ansehen musste. »Ich lasse nicht zu, dass dir etwas zustößt, Gabrielle. Ich passe auf, dass du dir nicht wehtust.«
    Sie wussten beide, dass er so etwas nicht versprechen konnte, aber als sie in seine eindringlichen braunen Augen schaute, hätte sie fast geglaubt, dass er die Macht hatte, sie vor Schaden zu bewahren.
    »Vertrau mir.«
    Ihm vertrauen? Ihr fiel nicht ein einziger plausibler Grund ein, warum sie ihm hätte vertrauen sollen, doch während sie dort hoch oben über der Stadt stand und den Sprung von der Terrasse erwog, stellte sie fest, dass sie ihm tatsächlich vertraute. »Okay.«
    »So ist's recht«, sagte er grinsend. Dann umklammerte er mit beiden Händen die untere Sprosse des Geländers und ließ sich hinabgleiten, bis Gabrielle nur noch seine großen Hände sah. Dann waren auch die verschwunden, und kurz darauf folgte ein dumpfer Aufprall.
    Gabrielle blickte auf seinen Kopf hinunter, und er schaute zu ihr hinauf. »Du bist dran«, sagte er gerade laut genug, dass sie ihn hören konnte.
    Sie holte tief Luft. Sie würde es schaffen. Sie konnte über das nicht stabile Geländer steigen und drei, vier Meter über dem Boden baumeln, sich dann fallen lassen und hoffen, dass sie auf einer einen Meter breiten Terrasse landete. Kein Problem. Sie zog sich den Riemen ihrer Tasche über den Kopf, sodass er quer über ihrem Oberkörper lag, und schob sich die große Tasche auf den Rücken. Sie versuchte, nicht daran zu denken, dass sie in den Tod springen könnte. »Ich kann das«, flüsterte sie und trat auf die unterste Sprosse des Geländers.
    »Ich bin ganz ruhig.« Es gelang ihr, die Panik zu kontrollieren, als sie erst das eine, dann das andere Bein über das Geländer schwang. Wieder hob ein kühler Windstoß ihren Rock, als sie am Rand der Terrasse versuchte, das Gleichgewicht zu halten, die Fersen ohne Bodenkontakt. Die Metallsprosse fühlte sich kalt an in ihrer Umklammerung.
    »So ist's recht«, ermutigte Joe sie von unten her.
    Sie wusste, dass sie jetzt nicht über ihre Schulter blicken durfte, konnte es aber doch nicht lassen. Sie schaute über die Lichter der Stadt hinweg und erstarrte.
    »Mach schon, Gabrielle. Los, komm, Baby.«
    »Joe?«
    »Ich bin hier.«
    Sie schloss die Augen. »Ich habe Angst. Ich glaube nicht, dass ich das kann.«
    »Klar kannst du das. Du bist immer noch dieselbe Frau, die mich im Park aufs Kreuz gelegt hat. Du kannst alles.«
    Sie öffnete die Augen und schaute in seine Richtung, doch es war dunkel und er stand verborgen im Schatten des Hauses. Sie sah nichts von ihm außer einem grauen Umriss.
    »Bück dich einfach ein wenig und fass die unterste Sprosse.«
    Langsam ließ sie die Hände an den Metallstangen hinabgleiten, bis sie auf der Kante der Terrasse hockte, die Kehrseite über die Stadt hinweg gestreckt. Sie glaubte, nie im Leben solche Angst gehabt zu haben. »Ich kann das«, flüsterte sie und schöpfte einen reinigenden Atemzug.

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