Das muss Liebe sein
seinen flachen Leib. Mit den Daumen streichelte sie die dunklen Härchen, die seinen Nabel umgaben.
Ihr Blick senkte sich auf seine Taille und seine unverkennbare Erektion. Ihre Finger krümmten sich an seinem Bauch, ihr Gaumen wurde trocken. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, und ihr Blick wanderte tiefer zu der Narbe an seinem Oberschenkel, die im Schlitz des Badetuchs gerade noch erkennbar war.
»Setz dich wieder, Joe«, befahl sie und drückte gegen seinen Leib, bis sein Hintern auf dem Stuhl aufschlug. Das Badetuch schob sich hoch und enthüllte den Saum von schwarzen Boxershorts. »Ist das deine Schussverletzung?«, fragte sie und kniete sich zwischen seine Beine.
»Ja.«
Sie tauchte die Daumen ins Öl und fuhr dann mit kreisenden Bewegungen über die Narbe. »Tut es noch weh?«
»Nein. Jedenfalls nicht mehr so wie zu Anfang«, sagte er mit rauer Stimme.
Die Vorstellung derartiger Gewalttätigkeit wollte ihr das Herz brechen, und sie blickte auf in sein Gesicht. »Wer hat dir das angetan?«
Unter gesenkten Lidern hervor schaute er zu ihr hinunter und zögerte so lange mit der Antwort, dass sie schon nicht mehr mit einer Erklärung rechnete. »Ein Polizeispitzel namens Robby Martin. Du hast bestimmt davon gehört. Vor etwa einem Jahr stand die Sache in sämtlichen Zeitungen.«
Der Name kam ihr bekannt vor, aber sie brauchte einen Moment, bis die Erinnerung kam. Dann sah sie das Bild eines blonden Jungen vor ihrem inneren Auge. Der Fall war lange Zeit durch die Presse gegangen. Der Name des Undercover-Beamten, der den tödlichen Schuss abgegeben hatte, wurde nie erwähnt, und Gabrielle hatte vergessen, dass außer auf Robby noch auf einen weiteren Menschen geschossen worden war. »Du warst das?«
Wieder zögerte er seine Antwort hinaus. »Ja.«
Langsam strichen ihre Daumen über die große Narbe und verstärkten allmählich den Druck. Sie erinnerte sich deshalb so gut an den Vorfall, weil sie, wie alle anderen auch, mit Freunden darüber geredet und sich gefragt hatte, ob in Boise nicht vielleicht ein paar schießwütige Polizisten herumliefen, die junge Männer abknallten, nur weil sie Gras geraucht hatten. »Das tut mir Leid.«
»Wieso? Warum sollte dir das Leid tun?«
»Mir tut es Leid, dass du gezwungen warst, so etwas zu tun.«
»Ich habe nur meine Arbeit getan«, sagte er mit hartem Nachdruck.
»Ich weiß.« Sanft grub sie die Fingerspitzen in die Muskeln seines Oberschenkels. »Es tut mir Leid, dass du verletzt worden bist.«
»Du hältst mich nicht für schießwütig?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass du skrupellos oder im Stande bist, jemanden umzubringen, wenn du eine Wahl hättest.«
»Vielleicht bin ich aber genauso kaltblütig, wie die Zeitungen mich dargestellt haben. Wie willst du das wissen?«
Sie antwortete aufrichtig. »Weil ich deine Seele kenne, Joe Shanahan.«
Joe blickte in ihre klaren grünen Augen, und fast hätte er geglaubt, dass sie in ihn hineinschauen konnte und etwas wusste, was er selbst nicht mit letzter Gewissheit wissen konnte.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, und er sah, wie ihre Zungenspitze zum Mundwinkel glitt. Dann tat sie etwas, was seinen Herzschlag stocken und pure Lust in seinen Lenden auflodern ließ. Sie senkte den Kopf und küsste seinen Schenkel.
»Ich weiß, dass du ein guter Mensch bist.«
Der Atem blieb ihm in der Kehle stecken, und er hätte gern gewusst, ob sie ihn wohl immer noch für einen guten Menschen hielt, wenn er sie nun bitten würde, mit dem Mund ein wenig höher hinaufzuwandern. Er blickte auf ihren Kopf herab, doch als er gerade eine verlockende Vorstellung von ihrem Gesicht in seinem Schoß heraufbeschworen hatte, hob sie den Kopf und verdarb alles. Sie sah ihn an, als könnte sie tatsächlich in seine Seele schauen. Als sähe sie dort einen besseren Menschen, als er seines Wissens war.
Joe sprang auf und kehrte ihr den Rücken zu. »Du weißt überhaupt nichts«, sagte er, ging zum Kamin und hielt sich am Sims fest. »Vielleicht hat's mir ja Spaß gemacht, Türen einzutreten und meinen Körper als Rammbock einzusetzen.«
»Oh, das bezweifle ich nicht.« Sie trat neben ihn und fügte hinzu: »Du bist ein sehr körperbewusster Typ. Ich bezweifle allerdings, dass du die Wahl hattest.«
Er sah sie über die Schulter hinweg an und richtete dann den Blick auf die kleinen Kerzen, die auf dem Kaminsims brannten. »Ich hatte durchaus die Wahl, ich war nicht gezwungen, einen Drogendealer
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