Das Muster der Liebe (German Edition)
Kursteilnehmerinnen kamen immer noch zu mir. Uns verband etwas Besonderes. Wir waren Freundinnen. Unsere freitagnachmittäglichen Strickstunden gab es immer noch. Inzwischen hielt ich auch andere Kurse. Mein Warenbestand hatte sich in den letzten zwölf Monaten verdoppelt und wuchs stetig weiter, obwohl der Platz langsam zum Problem wurde. Brad war so nett und hatte mit Matt, meinem Schwager, neue Regale gebaut, in denen ich meinen Kunden noch mehr neue Wolle anbieten konnte.
Eines Morgens saß ich an meinem Schreibtisch und schlug mich mit längst überfälligem Papierkram herum. Ich warf einen Blick in den Laden, wo meine Schwester gerade damit beschäftigt war, einen Kunden zu beraten. Sie nur zu beobachten machte alles, was ich erreicht hatte, noch viel kostbarer.
Ich bin so dankbar dafür, dass ich die Kraft gefunden habe, dieses Risiko einzugehen. Für mich ist es keine Arbeit, die ich erledigen muss. Es ist vielmehr eine Freude, dass tun zu dürfen, was mir Spaß macht, nämlich meine Leidenschaft für das Stricken mit anderen Menschen zu teilen.
Meinem Vater bin ich dankbar, dass er mir den Mut geschenkt hat, mein Leben in die Hand zu nehmen.
Sein Tod brachte mir so viele wertvolle Erkenntnisse. Die Ironie an der Sache ist, dass sein Tod mich etwas über das Leben lehrte. Ich hatte mich immer auf ihn verlassen. Doch in diesem letzten Jahr lernte ich, auf die innere Kraft zu bauen, die tief in mir schlummert.
Es mag verrückt sein zu glauben, dass er mir vom Himmel aus zulächelt – doch ich tue es trotzdem.
Und mein Vater lächelt auch Margaret zu. Meine Schwester und ich haben unsere Beziehung zueinander vollkommen neu aufgebaut. Stück für Stück sind wir einander nähergekommen – zuerst als Schwestern, später als Freundinnen.
Wenn mir vor einem Jahr jemand prophezeit hätte, dass meine Schwester und ich eines Tages Seite an Seite in meinem Wollladen arbeiten würden, wäre ich mit Sicherheit in Ohnmacht gefallen. Margaret und ich? Wohl kaum. Doch nun machen wir genau das.
Margaret hatte begonnen, mich im Laden zu vertreten, als ich das letzte Mal im Krankenhaus war. Dr. Wilson wollte dem Krebs keine Chance bieten, doch noch zurückzukehren. Und obwohl die jetzige Behandlung längst nicht so aggressiv war wie die Chemotherapie oder die Bestrahlung, die ich hinter mir hatte, strengte sie mich doch an. Ab und zu musste ich einen Tag freinehmen, und Margaret half, so gut es ging, im Laden aus.
Wie dankbar ich ihr bin.
Sie beherrschte eher das Häkeln als das Stricken, doch in den vergangenen Monaten hatte sie alles gelernt, was sie wissen musste. Nun war sie genauso Teil des Geschäftes wie ich, und die Kunden hatten sich an sie gewöhnt. Margaret war nie ein überschwänglicher, spontaner Mensch und würde es wohl auch nicht werden. Aber sie war ein Verkaufstalent, und ich war froh, dass sie für mich arbeitete.
Die wohl größte Veränderung in meinem Leben waren Brad und Cody. Wir verbrachten so viel Zeit miteinander, wie es unsere Jobs erlaubten. Ich war sehr verliebt in diesen besonderen Mann und seinen Sohn.
“Die Flyer sind fertig”, sagte Margaret, die in mein Büro gekommen war und mich so aus meinen Gedanken riss. “Wann soll ich sie zur Post bringen?”
Ich sah von meinen Unterlagen auf. “Heute, wenn es geht.”
Sie nickte. “Kann ich machen.”
“Vielen Dank.” Ich wollte, dass sie wusste, wie dankbar ich für alles war, was sie für mich tat. “Ich schulde dir so viel, Margaret.”
Sie schob meine Worte mit einer abwehrenden Handbewegung beiseite. Meine Dankbarkeit schien sie in Verlegenheit zu bringen. “Denkst du, du fühlst dich gut genug, um heute Abend zu dem Spiel der Mariners zu gehen?” Von Zeit zu Zeit verfiel Margaret noch manchmal in die Rolle der großen Schwester – doch auch das wurde seltener.
“Mir geht es sehr gut”, sagte ich und machte klar, dass ich durchaus dazu in der Lage war, meine Grenzen selbst einzuschätzen. Ich wusste, was und wie viel ich mir zumuten konnte. Und niemals hätte ich es gewagt, Brad und Cody heute Abend zu enttäuschen, denn immerhin hatten wir die Karten für das Spiel bereits vor Wochen besorgt.
“Gut.”
“Was ist mit dir, Matt, Mom und den Mädchen? Ihr seid doch auch da, oder?”
“Sicher!” Margaret riss die Augen auf. “Das würden wir um nichts in der Welt verpassen wollen.”
“Wenn du dich gut genug fühlst”, spöttelte ich.
Sie ignorierte meine Worte und reckte den Nacken, um einen Blick aus dem
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