Das Muster der Liebe (German Edition)
einfach an komplett fremde Menschen abgeben.”
Carol war es egal, wie hoch der Preis war oder welche Opfer sie bringen musste – sie wollte, dass dieses Kind bei ihnen blieb. Gerade als sie alle Hoffnung begraben hatte, war ein Wunder geschehen. Und sie wollte dieses Wunder annehmen, egal was passieren würde.
“Zuerst einmal müssen wir mit unserem Anwalt sprechen.” Er hatte offensichtlich eine Entscheidung getroffen. “Wie Alix gesagt hat, wenn Laurel im Krankenhaus behandelt wird, kümmert sich die Polizei um die Angelegenheit. Wir müssen ihr und den Behörden weismachen, dass Laurel uns von Anfang an das Kind zur Adoption überlassen wollte.”
Sie bemerkte an ihrem Ehemann eine Entschlossenheit, die sie tief berührte. “Wir haben einen Sohn”, wisperte sie und weinte vor Glück.
“Noch nicht”, erwiderte er, “aber schon bald werden wir ihn vielleicht wirklich haben.” Er nahm jetzt die Zügel in die Hand und stand auf. “Gebt mir ein paar Minuten, um mich anzuziehen und ein paar Telefonate zu führen. Dann kommst du mit mir, Alix.”
Er verschwand im Schlafzimmer.
Carol stellte die Babyflasche zur Seite und nahm das Kind hoch. “Wie kann ich dir jemals danken?”, fragte sie, während sie sanft den Rücken des Babys streichelte.
Alix deutete auf das Tablett, auf dem die Kaffeekanne und drei Becher standen. “Ich könnte wirklich einen Kaffee gebrauchen. Ist es dir recht, wenn ich mich selbst bediene?”
“Natürlich … entschuldige.”
“Möchtest du auch einen?”
Carol schüttelte den Kopf. Alix schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und fügte Milch hinzu. “Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich nichts gemerkt habe”, murmelte sie. Sie nahm einen Schluck von ihrem Getränk. “Laurel”, fügte sie gedankenverloren hinzu. “Es ist mir einfach nicht in den Sinn gekommen, dass sie schwanger sein könnte.”
Carol strich mit der Hand immer wieder über den Rücken des Babys. Bei ihr würde der Kleine sicher sein und geliebt werden. Hier war er gewollt.
“Laurel hatte schon immer Übergewicht, und ich dachte, sie hätte zugenommen.”
“Was ist mit dem Vater des Kindes?”
“Ein Gebrauchtwagenhändler. Er hat bei uns im Laden immer die perversesten Filme ausgeliehen. Mir war er egal, aber ich denke, er sah nicht schlecht aus.”
“Und Laurel?”
Alix zuckte die Schultern. “Sie ist in Ordnung, denke ich. Nur durcheinander und wütend auf die ganze Welt. Ich dachte, wenn das Kind erst einmal da wäre und sie es ansehen würde, dann würde sie mit Sicherheit ihre Meinung ändern – aber das war nicht der Fall.”
Doug kam zurück. “In welches Hospital hat dein Freund die Mutter gebracht?”
“Ins
Swedish Medical Center“
, erwiderte Alix. “Soll ich immer noch mitkommen?”
Doug nickte. “Ich habe Larry angerufen”, sagte er. Larry war ein guter Freund der Familie und arbeitete als Anwalt für die Versicherungsgesellschaft, in der Doug tätig war. “Er sagte, ich solle Kontakt zu der Mutter aufnehmen und ihn dann aus dem Krankenhaus anrufen.”
“Was soll ich tun?”, wollte Carol wissen.
“Im Augenblick kannst du nicht viel tun. Bleib einfach hier und kümmere dich um das Baby. Ich komme so schnell wie möglich zurück.”
“Okay.” Carol wusste nicht, wie viel Zeit ihr mit dem Kleinen bleiben würde. Aber sie schwor sich, jeden Augenblick davon zu genießen.
Kurz darauf verließen Doug und Alix die Wohnung. Carol ging ins Kinderzimmer. Sie hatte diesen Raum mit so viel Vorfreude und Sorgfalt gestaltet. Jedes einzelne Möbelstück, jedes Kuscheltier bedeutete noch vor wenigen Wochen ein Ja zur Hoffnung und zur Freude … und war mittlerweile zu einem Symbol für ihren unsagbaren Schmerz geworden.
Sie sank in den gepolsterten Schaukelstuhl, wiegte vorsichtig das schlafende Baby und sang ihm ein Schlaflied. Sein Empfang in dieser Welt war alles andere als friedlich und freundlich, aber nun befand es sich in Sicherheit. Und wenn es nach ihr und Doug ging, würde dieser kleine Mensch auch immer sicher und geborgen sein.
Sie verlor jegliches Zeitgefühl, als sie das Kind in ihren Armen hielt und vorsichtig vor und zurück schaukelte. Sie saß vielleicht schon seit einer oder zwei Stunden im Kinderzimmer. Doch die Zeit war nicht wichtig. Die Freude und das Glück, die sie erfüllten, waren überwältigend.
Um kurz nach acht kehrte Doug zurück. Alix war nicht bei ihm. Als er Carol im Kinderzimmer gefunden hatte, stellte er sich neben sie und
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