Das Muster der Liebe (German Edition)
beobachtete das schlafende Baby. Unvermittelt schloss er sie fest in seine Arme und zog sie so dicht an sich, dass sie beinahe fürchtete, keine Luft mehr zu bekommen.
“Was ist passiert?”, fragte sie.
Tränen standen in seinen Augen, und seine Stimme zitterte. “Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen, um ihn untersuchen zu lassen. Aber es sieht so aus, als hätten wir einen Sohn. Laurel war mehr als einverstanden, dass wir den Kleinen adoptieren. Sie hat den Behörden gegenüber versichert, dass es von Anfang an ihr Plan war, uns das Baby zu geben.”
Auch Carol stiegen Tränen in die Augen, als sie einander festhielten. Ein Baby. Ein Wunder des Lebens, ein Geschenk, das ihnen ganz plötzlich und unerwartet gemacht worden war.
Sie hatte es gewusst, seit sie das erste Mal auf den Strickkurs aufmerksam geworden war. Dass im Strickkurs Babydecken angefertigt wurden, war ein Zeichen Gottes – und Er hatte Sein Versprechen gehalten.
48. KAPITEL
J acqueline Donovan
Ein Jahr später
Jacqueline konnte ihre Aufregung kaum verbergen, als sie zu Paul und Tammie Lee fuhr. In den vergangenen drei Wochen hatte sie mit Reese eine Kreuzfahrt gemacht und musste nun unbedingt ihr Enkelkind wiedersehen. Die kleine Amelia konnte mittlerweile schon fast laufen, und Jacqueline war fest davon überzeugt, dass ihre kleine Enkeltochter mit Abstand das süßeste und klügste Kind im ganzen Universum war. Nicht dass sie voreingenommen wäre …
Zuerst wollte sie Amelia gebührend knuddeln und küssen und anschließend noch in Lydias Wollladen vorbeischauen. Während ihrer Mittelmeerkreuzfahrt hatte Jacqueline in einem winzigen Geschäft auf einer der griechischen Inseln ganz wundervolle Wolle entdeckt und konnte es kaum erwarten, Lydia das zauberhafte Garn zu zeigen.
Tammie Lee war damit beschäftigt, ihre Blumenbeete zu wässern. Sie trug ihre Tochter auf dem Arm, die gerade ihre kleinen Hände nach einem Schmetterling ausstreckte. Der Rücksitz von Jaquelines Wagen war beladen mit zahllosen Geschenken, die Reese und sie auf ihrer Reise erstanden hatten – doch das war im Moment nebensächlich. Je eher sie ihre Enkelin in den Armen halten konnte, desto besser.
“Amelia, Amelia, deine Großmutter ist wieder da!”, rief sie und sprang aus dem Auto. Mit ausgebreiteten Armen lief sie auf ihre Enkeltochter zu.
Amelia quietschte vor Vergnügen und reckte ihre Ärmchen. Es war egal, dass die Kleine im Moment zahnte und die Spucke ihr das Kinn hinuntertropfte. Alles, was für Jacqueline zählte, war, dass sie dieses wundervolle Kind halten durfte.
“Willkommen zu Hause”, sagte Tammie Lee und lächelte. Sie stellte das Wasser ab und zerrte den Schlauch an die Seite des Hauses. “Wann seid ihr beide gestern angekommen?”
“Spät.” Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte Jacqueline sich sofort in ihren Wagen gesetzt und wäre rübergekommen, um ihrer kleinen Enkeltochter einen Gutenachtkuss zu geben. Doch Reese konnte sie davon überzeugen, dass bereits alle schliefen.
“Ich kämpfe noch immer ein bisschen mit der Zeitumstellung”, erklärte sie und umarmte ihre Schwiegertochter. Die Zuneigung, die sie mittlerweile für Tammie Lee empfand, war ehrlich. Jacqueline war ihr Stück für Stück nähergekommen. Tammie Lees natürliche ungezwungene Freundlichkeit, ihre Großzügigkeit und ihre Bereitwilligkeit, in anderen immer nur das Beste zu vermuten, hatten Jacquelines starre Weltanschauung verändert – und in der Folge die gesamte Familie wieder näher zueinandergeführt. Tammie Lees Klugheit verdankte Jacqueline es, dass sie eingesehen hatte, was sie Reese und sich selbst antat. Ohne ihre Schwiegertochter wäre Jacqueline wahrscheinlich nicht mehr mit Reese zusammen.
“Wir haben euch beide schrecklich vermisst”, sagte Tammie Lee und nahm ihrer Schwiegermutter die Kleine wieder ab. Sie gab Jacqueline ein Zeichen, ihr ins Haus zu folgen. Offensichtlich befand sich Amelia gerade auf Entdeckungsreise durch sämtliche Schubladen des Hauses.
Tammie Lee ging in die Küche, wo sie ihre Tochter in ihren Hochstuhl setzte und einen Krug Eistee mit zwei Gläsern holte.
Amelia klopfte mit ihren kleinen Fäusten auf die Ablage ihres Stuhls und gurgelte vergnügt vor sich hin. Von Anfang an war sie ein fröhliches und glückliches Kind, genau wie ihre Mutter. Jacqueline bediente sich aus der Keksdose und nahm einen Vollkornbutterkeks, den sie in mundgerechte Stückchen brach. Ihre Enkelin griff sofort nach einem Stück, schob
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