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Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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ihr Gespräch unterbrachen und neugierig hinüber schauten. Von links kamen
Hammerschläge aus der offenen Schmiede, rechts waren die Ställe. Einige
Waffenknechte standen in kleinen Gruppen zusammen und unterhielten sich.
    An dem großen Brunnen schöpften zwei Mägde Wasser. Es
dauerte sehr lange, bis die herabgelassenen Eimer gefüllt wieder ans Tageslicht
kamen. Als Line sich neugierig über den Brunnenrand beugte, konnte sie nur ein
schwarzes Loch sehen. Der Wasserspiegel musste unglaublich tief liegen.
    „Es sind ziemlich viele Kriegsknechte auf der Burg“, stellte
Conrad mit einem Blick in die Runde fest.
    Gerold nickte. „Es sind unruhige Zeiten. Nicht nur die
Fürsten, auch Grafen und Barone bekämpfen sich gegenseitig, um Macht und
Einfluss zu gewinnen. Deshalb ist das Tor auch tagsüber geschlossen. Zum Glück
ist es in unserer Gegend ziemlich ruhig, aber das kann sich schnell ändern.
Viel lichtscheues Gesindel treibt sich herum. Es wird Zeit, dass unser junger
König Heinrich den Kinderschuhen entwächst und durchgreift. Sein Vater, unser
Kaiser, lässt sich ohnehin nicht hier blicken. Er bleibt lieber südlich der
Alpen.“
    Während Gerold ihnen die Lage erklärte, schritten sie neben
ihm her und überquerten den Hof und gingen auf die Hauptburg zu.
    Zwischen den meterdicken Mauern des Torganges fühlte Line
einen Moment ein beklemmendes Gefühl. Sie schritten unter den eisernen Spitzen
des Falltores hindurch und betraten den oberen Hof, der von zusammenhängenden,
verschieden großen Gebäuden gesäumt wurde, welche sich beinahe ringförmig um
den fast mittig auf dem Hof stehenden Bergfried gruppierten.
    Hier war es merklich ruhiger als auf dem größeren Außenhof.
Sie mussten um den Turm herumgehen, um den Palas zu erreichen, ein prächtiges
Gebäude mit runden Fensterbögen und einer Freitreppe vor der reich verzierten
zweiflügeligen Eingangstür.
    Line kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Im Inneren
dieser düsteren Burg hätte sie kein solches Gebäude erwartet, das sicher
manchem Grafen zur Ehre gereicht hätte.
    Am Fuße der Treppe zum Palas stand ein stattlicher Mann mittleren
Alters in kostbaren, aber einfach geschnittenen Kleidern neben einer kleinen,
rundlichen Frau in einem leuchtend roten Bliaut, das an den Nähten mit
Goldfäden bestickt war. Darüber trug sie eine Suckenie, ein ärmelloses, eng
anliegendes Übergewand.
    Die Diamanten auf ihrer wertvollen Kette und den Ohrgehängen
blitzten um die Wette mit denen auf ihrem ringförmigen Schapel. Ihr Haar
verbarg sie sittsam unter einem eng anliegenden Gebende.
    Der Burgherr Freiherr Conrad Reiz von Breuberg lächelte,
während seine Frau Agnes Conrad anstrahlte, als wäre ein verlorener Sohn
zurückgekehrt.
    Conrad trat vor und verbeugte sich vor dem Freund seines
Vaters, der ihn in seiner Knappenzeit wie einen Sohn aufgenommen hatte. Dann
küsste er die Hand seiner Gemahlin, einer entfernten Verwandten
mütterlicherseits. „Verzeiht“, sagte er, „dass ich Euch so unangemeldet
besuche.“
    „Du hättest uns keine größere Freude machen können“,
erwiderte Conrad Reiz von Breuberg. „Wir glaubten, der Herrgott habe dich zu
sich genommen.“
    „Der Himmel kann warten“, entgegnete der junge Ritter
schmunzelnd.
    „Du bist bei uns immer willkommen – was natürlich auch für
deine Begleiter gilt“, sagte der Burgherr mit einem Seitenblick auf den
stattlichen Ritter und die beiden Mädchen.
    „Ich danke Euch“, erwiderte Conrad. Dann stellte er seine
Gefährten vor.
    „Sven Erikson von Skaane, ein normannischer Ritter  aus dem
Norden,…“
    Sven trat vor und grüßte ebenso förmlich wie der Burgherr,
während Conrad weiter sprach: „…Caroline aus Herbishofen, eine Heilerin, die
mich nach einer schweren Verletzung gesund gepflegt hat und Antonia, die besser
als mancher Mann mit dem Messer umzugehen versteht.“
    Line horchte auf. Caroline aus Herbishofen, so wurde
sie noch niemals genannt. Herbishofen war das Dorf, das Gretes Kate am nächsten
lag und in dem sie viele Patienten betreut hatten. Demnach konnte sie sich so
nennen. Und es klang gut. Sie sank in einen anmutigen Knicks.
    Antonia wurde puterrot und knickste ebenfalls vor dem
Burgherren und seiner Frau, wenn auch etwas linkisch.
    Freiherr Conrad nickte Sven freundlich zu und grüßte auch
die Mädchen mit einem kaum angedeuteten Nicken. Dann ging er auf Conrad zu und
umarmte ihn herzlich.
    „Du glaubst nicht, wie froh ich bin, dich

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