Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)
Als
ich Arnulf darum bat, meine beiinge besuchen zu dürfen, willigte er sofort ein.
Er gab mir sogar ein paar Reisige mit, um meine Sicherheit zu gewährleisten.
Ich glaube fast, er ist froh, mich eine Weile los zu sein.“
Nach einer kleinen Pause fragte sie: „Wirst auch du über
Weihnachten hier bleiben?“
„Das ist eine gute Idee. Zu dieser Jahreszeit reist es sich
nicht besonders gut. Im Frühjahr werden wir zusammen heimkehren.“
Constance strahlte. Dann wurde sie wieder ernst. „Leider
werden sich dort unsere Wege trennen. Arnulf hat unsere Ländereien während
deiner Abwesenheit zwar gut verwaltet, aber schließlich bist du der Erbe
unseres Gutes. Arnulf wird bestimmt wieder auf das Rittergut seines Vaters zurückkehren
wollen, wenn du wieder da bist.“
„Ich hoffe nur, er hat es sich inzwischen nicht zu gemütlich
gemacht.“
Constance lachte und knuffte ihm in die Seite. Dann seufzte
sie. „Wenn ich ehrlich bin, war ich ganz froh, meine vertraute Umgebung
vorläufig nicht verlassen zu müssen. Arnulfs Vater ist mir mehr als
unsympathisch. Mir graut ein wenig davor, nach Nienkerken ziehen zu müssen.
Aber eine Frau gehört nun mal an die Seite ihres Ehegemahls.“
„Ich könnte ja wieder untertauchen und verschollen bleiben“,
schlug Conrad lächelnd vor.
„Untersteh dich“, wieder bekam er einen Stoß mit dem
Ellenbogen. Dann sah sie ihn liebevoll an. „Ich bin so froh, dich wieder zu
haben.“ Sie lehnte sich an seine Schulter.
Conrad legte einen Arm um seine Schwester und genoss ihre
vertraute Nähe. Etwas wehmütig dachte er daran, dass Constance jetzt
verheiratet war und er sie nicht mehr so oft sehen würde wie früher.
„Ich werde dich so oft wie möglich besuchen“, versprach er
ihr.
Auch er selbst würde natürlich eines Tages eine eigene
Familie gründen. Unwillkürlich sah er Lines Gesicht vor seinem geistigen Auge,
als er daran dachte.
Standesunterschiede hin oder her, er wollte Line heiraten,
wenn sie ihn wollte.
Seinen Vater musste er ja unter diesen Umständen nicht mehr
fragen. Kaum hatte Conrad diesen Gedanken zu Ende gedacht, als er sich bereits
dafür schämte. Er konnte sich kaum vorstellen, dass sein Vater seine Tage
hilflos auf seinem Lager liegend verbrachte, gefüttert und gepflegt von zwei
Mägden. Wenn er wieder zu Hause war, wollte er ihm das Leben so angenehm wie
möglich machen und ihn jeden Tag aufsuchen.
Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er jetzt der Herr auf
Kölzow war, nur dem Fürsten von Rostock verpflichtet, dessen Vasall er war.
Dieser interessierte sich allerdings wenig für die Belange der Landadligen.
Wenn Line einverstanden war, konnten sie heiraten und
brauchten niemanden zu fragen.
Constance sah ihren Bruder von der Seite an.
„Wo bist du, Conrad“, du hast wieder deinen verträumten
Blick.
„Ich bin in Gedanken zu Hause“, antwortete er und lächelte
seine Schwester an. „Am liebsten würde ich sofort aufbrechen.“
„Es ist fast Winter“, wandte Constance ein.
„Ich weiß. Wir werden bis zum Frühjahr warten müssen. Aber
sobald die Wege wieder passierbar sind, brechen wir auf. Ich war lange genug
weg.“
„Ja“, antwortete sie, „das warst du.“
Ende Teil 1
Lesen Sie im 2. und 3. Teil der
Trilogie, wie die abenteuerliche Reise weitergeht, welche Gefahren Conrad und
Caroline bestehen müssen, bis sie in der nördlichen Heimat des Ritters ankommen
und was sie dort erwartet.
Anmerkung
Diese Geschichte ist frei erfunden. Die geschichtlichen
Ereignisse sowie deren Datierung sind jedoch ebenso belegt wie die historischen
Personen, die in diesem Roman vorkommen.
*
Alle nicht historischen Personen sind frei erfunden. Ich
hoffe, die noch lebenden Nachfahren der Rittergeschlechter verzeihen mir die
künstlerische Freiheit, besonders das Geschlecht derer von Nienkerken – aber
mindestens einen Bösewicht muss es ja schließlich in jedem Roman geben. Auch
bei den Nachkommen derer von Bassewitz entschuldige ich mich für die Andichtung
der unvorteilhaft aussehenden Urahnin.
*
Der mir unbekannte Dichter möge mir verzeihen, dass ich die
Geschichte von den drei Weisen, die Gott eine Frage stellten, etwas abgewandelt
habe.
Glossar
Base: ursprünglichSchwester des Vaters,
später deren Töchter (heute Cousine); aber auch entfernte weibliche Verwandte
Bliaut: Überkleid der Adligen Damen mit
Trompetenärmeln und
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