Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)
worden.“ Arnulf
grinste fies. „Den Ring habe ich mir von deinem Vater ausgeborgt, als er
hilflos in seinen Kissen lag – er hatte nichts dagegen.“
Conrad war erschüttert über so viel Kaltblütigkeit. „Und
Constance hat die Echtheit des Vertrages nicht angezweifelt?“
„Warum? Schließlich bin ich keine schlechte Partie und sie
war längst im heiratsfähigen Alter. Jemand musste sich schließlich um sie
kümmern. Ihr Vater war ja nicht mehr dazu in der Lage, ihr Bruder im Heiligen
Land verschollen. Wie kann eine liebende Tochter anders handeln, als den
letzten Wunsch ihres Vaters zu erfüllen?“
„Du hast an fast alles gedacht“, gab Conrad zu.
„Fast?“, Arnulf zog die Brauen hoch.
„Nur nicht daran, dass Constance und meine Freunde nicht
eher ruhen werden, bis sie mich gefunden haben.“
Er erwähnte Line absichtlich nicht, um den Eindruck zu
erwecken, sie wäre völlig unwichtig. Vielleicht ließ Arnulf sie gehen, wenn sie
keine Gefahr für ihn darstellte.
Jetzt lachte Arnulf laut auf. „Das werden sie auch. Wenn du
bis morgen nicht im Lager auftauchst, werden wir Suchtrupps zusammenstellen.
Dann werden sie dich finden. Sie werden sogar zwei von den Wegelagerern finden,
die dir aufgelauert haben und die du töten konntest.“
Er machte eine kleine Pause, bevor er fortfuhr. „Du bist
einfach zu leichtsinnig.“
„Damit kommst du nicht durch. Man wird Spuren finden.“
„Ja, wird man. Rupert ist sehr gut im Spurenlegen.“
Das musste der Name von Froschauge sein.
„Was hast du mit dem Mädchen vor?“ Fragte Conrad und
versuchte, seiner Stimme einen teilnahmslosen Klang zu geben. „Sie hat mit
alldem nichts zu tun. Sie weiß nicht einmal, wer ich bin. Ich habe sie erst
hier kennen gelernt.“
„Das stimmt nicht ganz“, meldete sich jetzt Froschauge, „ich
kenne dieses Weib. Sie war schon damals bei ihm, als…“
„Als du versagt hast“, unterbrach ihn Arnulf scharf. „Du
hast mir damals durch einen Boten mitteilen lassen, der Kerl wäre tot. Wenn du
es dieses Mal vermasselst, werde ich dir eigenhändig die Haut abziehen.“
Rupert schien diese Worte nicht anzuzweifeln. Er wurde blass
und knirschte mit den Zähnen.
„Die zweite Begegnung mit mir hast du deinem Herrn wohl
verschwiegen“, sagte Conrad.
Arnulfs Augen verengten sich, als er Rupert fixierte, der
sichtlich in sich zusammenschrumpfte.
„Ich weiß nicht, wovon der Kerl faselt, aber betrachtet das
Problem als gelöst, Herr“, stammelte er. Dann setzte er mit einem Glitzern in
den Augen hinzu: „überlasst mir auch die schwarzhaarige Metze, Herr.“
„Nein. Die Kleine ist zu schön zum Zerstückeln. Das wäre
Verschwendung.“ Arnulf grinste anzüglich. „Allerdings wäre es leichtsinnig, sie
einfach laufen zu lassen.“
Er tat, als müsse er nachdenken.
„Zunächst werde ich ihr die Zunge herausschneiden“,
sinnierte er, „natürlich erst, nachdem ich sie geschändet habe – und nach mir
meine treuen Waffenknechte. Die haben sich eine Belohnung verdient. Und dann…“
Er beobachtete Conrad genau, während er sprach, um seine
Reaktion zu sehen und sich an seinen Qualen zu weiden. Ihm war nicht entgangen,
dass dieses Mädchen dem jungen Ritter mehr bedeutete, als dieser zugeben
wollte.
Conrad versuchte, ihm nicht die Genugtuung zu geben und
blickte möglichst teilnahmslos drein, auch wenn es ihm äußerst schwer fiel und
er vor innerer Wut ein leichtes Zittern nicht verhindern konnte. Er tat Line
keinen Gefallen, wenn er jetzt ausrastete.
„Es geht um uns beide“, versuchte er an die Ehre seines
Gegners zu appellieren. „Warum tragen wir es nicht aus, wie es unter Rittern
üblich ist? Gib mir ein Schwert und stell dich zum Kampf, falls du noch einen
Funken Ehre im Leib hast.“
„Das möchtest du wohl gerne“, Arnulf war vor Wut rot
angelaufen, „aber diese Ehre bist du mir nicht wert. Du bist in meiner Hand,
warum sollte ich meinen Vorteil aufgeben?“
Conrad wollte etwas erwidern, aber im nächsten Moment zog
Line die Aufmerksamkeit aller auf sich. Das Mädchen murmelte beschwörende Worte
in einer fremden Sprache vor sich hin, die niemand verstand. Arnulf und seine
Knechte waren verstummt und starrten sie verunsichert an.
Plötzlich streckte sie ihre gefesselten Hände in Arnulfs
Richtung aus und zeigte mit beiden Zeigefingern auf ihn.
„Ich verfluche dich, Ritter Arnulf!“, rief sie mit lauter,
dunkler Stimme. Aufrecht und furchtlos saß sie auf ihrem Maultier und ihre
Augen
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