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Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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anderen Beichtvater suchen müssen.“
    „Was willst du denn schon beichten, Line? Du hast keine
Sünde begangen seit deiner letzten Beichte.“
    „Noch nicht“, sagte sie keck mit einem gekonnten
Augenaufschlag, den Bella nicht besser gekonnt hätte, „aber gleich.“
    Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und ließ sich
rückwärts auf das Bett fallen, wobei sie ihn einfach mitzog.
    In dieser Nacht schlief Conrad nicht in seiner Kammer und es
war ihm völlig egal, ob das Gesinde sich am nächsten Morgen die Mäuler
zerreißen würde.
        
    *
           
    „Wer hat dir denn dieses breite Grinsen ins Gesicht
gemeißelt?“, neckte ihn am nächsten Morgen seine Schwester.
    „Ich gehe hoch zu unserem Vater und sage es ihm, auch wenn
ich nicht weiß, ob er mich versteht“, entgegnete Conrad.
    „Dann werde ich Boten aussenden, um Einladungen zu
überbringen. Am Liebsten würde ich Line gleich morgen vor den Altar führen,
aber ich muss Conrad von Breuberg und seine Gemahlin Agnes einladen und die
nötige Zeit einräumen, dabei sein zu können – falls sie das wollen. Ich
fürchte, für den alten Kampfgefährten unseres Vaters wird es ein Schock sein,
dass ich ein anständiges Mädchen heiraten will anstelle eines blassen,
albernen, verzogenen Balgs aus adligem Hause.“
    „Du hast aber keine hohe Meinung von edlen Damen?“
    „Auf die meisten trifft das leider zu“, entgegnete er, „auf
andere nur teilweise.“
    Constance knuffte ihn in die Seite, wie sie es schon als
Kind getan hatte, wenn er sie neckte. Dann machten sich die Geschwister gut
gelaunt auf den Weg zu ihrem Vater.
     
     
     
     
     
     

XXI
Hochzeit
    Wonnemond Anno 1231
     
    Seit Stunden wuselte die dicke Magd Dietlinde um Line herum
und richtete sie für ihren großen Tag her. Mit Hilfe von Antonia kämmte sie die
junge Frau, kleidete sie in das wunderschöne Kleid mit der langen Schleppe und
legte ihr den Schleier an, den sie mit einem breiten, goldenen Stirnreif
befestigte.
    Das Kleid passte perfekt, obwohl Line es niemals vorher
gesehen, geschweige denn angepasst hatte.
    Schmunzelnd musste sie daran denken, wie Conrad ihr vor
einigen Tagen versichert hatte, dass es ihr passen würde, obwohl die
Schneiderin sie nur einmal gesehen und Maß genommen hatte.
    Auf ihre Frage, wie er das wissen könne, hatte er mit
Unschuldsmine erklärt: „Tine hat fast dieselbe Figur wie du, sie ist
mittelgroß, hat einen nicht zu großen, aber festen Busen, eine schmale Hüfte,
lange Beine und einen knackigen…“
    „..Soso, hat sie das?“, war sie ihm ins Wort gefallen.
    „Allerdings“, hatte Conrad sie aufgezogen und noch
hinzugefügt: „Sie hat sich gewundert, als ich ihr befahl, das Kleid
auszuziehen, weil ich Maß nehmen wollte.“
    Dann hatte er über ihre verkniffene Mine gelacht. „Keine
Sorge“, hatte er gesagt, „die Schneiderin hat Maß genommen, mich brauchte sie
nicht dazu.“ Dann hatte er schief gegrinst wie ein Junge, dem ein guter Streich
gelungen war.
    Zu ihrer eigenen Verwunderung hatte Line einen Stich
verspürt, als Conrad so unbefangen von Tines Reizen sprach, aber sie konnte ihm
nicht böse sein.
    War das Aufblitzen in deinen Augen gerade eben etwa
Eifersucht gewesen?“, hatte er sie belustigt gefragt.
    „Nein, Mordlust“, hatte sie erwidert.
    Dann hatte Conrad sie lange angesehen. „Als ich damals in
deinem Bett erwacht bin und du mir wie im Traum erschienen bist, glaubte ich,
du seiest ein Engel, so überirdisch schön erschienst du mir. Aber zum Glück
bist du aus Fleisch und Blut.“
    Das hatte sie versöhnt und auch etwas beschämt.
    Wie Conrad vorausgesagt hatte, passte das Kleid tatsächlich
perfekt. Der Stoff fühlte sich wunderbar weich an und musste sündhaft teuer
gewesen sein.
    Die Braut glaubte kaum noch atmen zu können, als sie endlich
für die Hochzeit hergerichtet war. Als sie vor den großen Messingspiegel trat,
zeigte das blank polierte Metall ihr ein wunderschönes Mädchen, so dass sie
kaum glauben konnte, sich selbst zu sehen.
    Nachdem Line zusammen mit ihrer Zofe Antonia die Kammer
verlassen hatte, wuchtete Dietlinde ihr überdimensionales Hinterteil erschöpft
auf einen Schemel, der unter ihrem Gewicht entrüstet knarrte.
    Mit überspannten Nerven und flatterndem Herzen legte die
Braut in einer reich geschmückten Kutsche den kurzen Weg zur Kirche zurück.
    Line war froh, dass der Schleier ihr Gesicht verbarg. So
konnte niemand die hektischen roten Flecken auf ihren Wangen und das

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