Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)
jetzt
sicher, der Ehevertrag ist gefälscht. Das wird allerdings schwer zu beweisen
sein. Jetzt wundert es mich auch nicht mehr, dass wir zur Hochzeit nicht
eingeladen waren. Die Einladung zu deiner Beerdigung haben wir sicher auch nur
Constance zu verdanken.“
„Ich reiße diesem Hund Arnulf die Eingeweide raus!“, mit
Hannes Beherrschung war es nun endgültig vorbei.
Der alte Uritz hob eine Hand. „Mäßige dich erst einmal, mein
Sohn. Arnulf von Nienkerken ist ein mehr als ernst zu nehmender Gegner. Er mag
verschlagen und hinterhältig sein, aber er ist auch ein sehr guter Kämpfer. Er
hat bisher bei jedem Turnier gewonnen. Selbst kampferfahrene Ritter, die schon
mehrere Schlachten geschlagen haben, hat er in den Staub geschickt. Einen hat
er sogar getötet, wie du weißt.“
„Das hält mich nicht davon ab, ihn zu fordern“, entgegnete
Hannes hitzig.
„Das werde ich tun“, sagte Conrad bestimmt.
„Aber nicht heute“, wandte Albrecht von Uritz
beschwichtigend ein.
„Der alte Nienkerken hat den Vertrag gefälscht, um seinen
Sohn mit meiner Schwester zu verheiraten“, überlegte Conrad laut. „Er vermutet
Beute aus dem Wendenfeldzug auf unserem Gut, wie Arnulf mir selbst erzählt hat,
bevor er mich umbringen lassen wollte. Er hat auch ein mysteriöses Pergament
erwähnt, in dem das Versteck verzeichnet sein soll. Aber ich habe keine Ahnung,
was er meinte.“
Der Hausherr sah Conrad an. „Hat dein Vater dir jemals von
der Schlacht bei Werle erzählt?“
„Ja, aber das ist lange her.“
Hannes unterbrach seine ruhelose Wanderung durch den Raum
und schaute aufmerksam von Conrad zu seinem Vater und zurück.
„Es ist siebzig Jahre her, als Fürst Heinrich der Löwe, Gott
sei seiner Seele gnädig, einen Feldzug gegen Niklot, den letzten Wendenfürsten
unternahm. Da die Elbslawen immer wieder in unsere Ländereien einfielen, wollte
er sie ein für alle Mal vertreiben. Unsere Großväter waren dabei, also eure
Urgroßväter. Mein Großvater kam nicht zurück, aber dein Urgroßvater, Conrad,
hat damals reiche Beute gemacht. Er brachte meiner Großmutter die Nachricht vom
Tod ihres Gemahls. Dann übergab er ihr ein Geschmeide, welches einer Fürstin
würdig gewesen wäre, Kriegsbeute meines Großvaters, wie er behauptete. Meine
Großmutter glaubte es nicht, denn ihr Mann war schon beim ersten Scharmützel
gefallen, aber sie hat ihn nicht abgewiesen.“
Der alte Uritz machte eine kleine Pause und trank einen
Schluck aus seinem Weinbecher.
Sein Sohn hatte sich endlich wieder hingesetzt und trank ebenfalls.
„Den größten Teil der Beute hat dein Urgroßvater seinem Sohn
und dieser deinem Vater hinterlassen. Dein Vater aber war weder
verschwenderisch, noch nahm er sich nach dem Tod deiner Mutter eine neue Frau,
die er mit Edelsteinen hätte behängen können. So hat er den größten Teil der
Kriegsbeute in Handelsware angelegt.“
„Handelsware?“, fragte Conrad erstaunt. Ein Ritter, der
Handel trieb, war ein ziemlich abwegiger Gedanke.
„Er lernte damals einen Kaufmann kennen, dem er sein
Vermögen anvertraute. Es dauerte nicht lange, und es war fast auf das Doppelte
angestiegen, wie er mir einmal stolz berichtete. Dein Vater schlug mir sogar
vor, ebenfalls in den Handel zu investieren, aber selbst wenn ich die nötigen
Mittel gehabt hätte, wäre mir das Ganze zu unsicher gewesen. Heinrich aber
investierte weiterhin, machte gute Gewinne und häufte ein Vermögen an.“
Ritter Albrecht machte eine kleine Pause. Dann erzählte er
weiter: „Als damals deine Mutter starb, bei der Geburt von euch beiden, deiner
Schwester und dir, da wart ihr beide so klein und schwach, dass die Hebamme
sagte, ihr werdet wohl den ersten Geburtstag nicht erleben.
Dein Vater besorgte eine Amme aus dem Dorf und schwor, eine
Kirche zu stiften, wenn seine Kinder überlebten. Deshalb hat er die Kirche in
Kölzow gestiftet.“
„Das habe ich gar nicht gewusst“, staunte Conrad.
„Es gab noch andere Adlige aus der Gegend, die einen Obolus
beigesteuert haben, aber den größten Teil gab dein Vater. Deshalb ist euer
Wappen an erster Stelle angebracht – links oben an der Empore. Trotzdem dürfte
ein Großteil des Vermögens noch immer vorhanden sein. Ich habe keine Ahnung,
wie viel es ist, aber Heinrich wollte es für seine Kinder bewahren, wie er mir
anvertraute.“
„Und wo soll dieses Vermögen sein? Im Wohnturm?“, überlegte
Conrad laut. „Das kann ich mir kaum vorstellen. Unser Bergfried ist
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