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Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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sind Dreiergruppen“, stelle Conrad fest und wies auf das
Pergament, „an erster Stelle steht jeweils ein Buchstabe, gefolgt von einer
einstelligen oder zweistelligen Zahl, dann folgt wieder ein Buchstabe. An jeder
dritten Stelle steht also eine Zahl, davor und dahinter jeweils ein Buchstabe.“
    „Aber nicht immer“, korrigierte Hannes ihn und zeigte auf
die vierte Zeile, „dort gibt es eine Dreiergruppe mit drei Buchstaben – und
dort auch“, er wies auf eine andere Stelle, wo ebenfalls keine Zahl, sondern
ein Buchstabe in der Mitte stand.
    „Das erhärtet die Theorie mit dem Schlüsseltext“, sagte
Albrecht von Uritz bestimmt. „Wenn in dem Schlüsseltext nicht alle benötigten
Buchstaben vorkommen, kann man keine Zahl einsetzen. In dem Fall setzt man
einfach den fehlenden Buchstaben ein, sozusagen unverschlüsselt.“
    „Dann können wir die Nachricht ohne diesen Schlüsseltext
nicht entschlüsseln“, stellte Conrad resigniert fest.
    „Vielleicht Pergament selbst enthält Schlüsseltext“,
vermutete Li Chan und beugte sich über das ausgebreitete Blatt.
    „Wäre das nicht zu einfach?“, zweifelte Conrad.
    „Nicht, wenn man sich mit Geheimschriften nicht so gut
auskennt wie mein Vater oder Li Chan“, warf Hannes ein.
    Line hatte noch kein Wort gesagt. Intensiv starrte sie auf
das Pergament. Dann hellte sich plötzlich ihr Gesicht auf und sie verblüffte
alle mit der Feststellung: „Das ist Latein.“
    „Latein? Für mich ist das kauderwelsch“, entgegnete Hannes.
    „Liest man nur die jeweils ersten Buchstaben aus jeder
Dreierreihe, ergibt es einen Text – das Vater unser“, präzisierte Line.
    Alle schauten überrascht das junge Mädchen an. Die beiden
von Uritz waren am meisten verblüfft. Es war sehr ungewöhnlich, dass Mädchen
lesen konnten, selbst in adligen Kreisen – und noch dazu lateinisch.
    Langsam entzifferte Conrad die jeweils ersten Buchstaben
jeder Dreiergruppe: „P A T E R   N O S T E R…“                       
    „Allerdings ist es nicht vollständig“, sagte Line plötzlich,
die bereits am Ende des Textes angelangt war.
    Verblüfft sah Conrad sie an. Er selbst hatte in derselben
Zeit kaum zwei Zeilen entziffert.
    Hannes war ebenfalls beeindruckt. „Ich weiß nicht, ob ich
dich beneiden soll, alter Freund“, bemerkte er grinsend zu Conrad, „dein
Mädchen ist nicht nur wunderschön, sondern auch noch überaus gescheit – eine
sehr gefährliche Kombination.“ 
    Line errötete. Dann dämpfte sie die Begeisterung der Herren
mit der lakonischen Bemerkung: „Und was nützt uns das jetzt? Das Paternoster
hätte ich auch so aufsagen können.“
    „Aber die jeweils letzten Buchstaben der Dreiergruppen
scheinen völlig willkürlich aneinandergereiht zu sein und ergeben keinen Sinn“,
stellte der alte Uritz fest. Laut las er die erste Reihe vor: „S U S E J I U T
…“                       
    „Vielleicht ist Gebet Schlüsseltext“, vermutete Li Chan,
„andere Buchstaben nur Ablenkung.“
    „Richtig, das muss es sein“, Hannes war sofort begeistert.
    Eifrig machten sie sich daran, die Buchstaben durch Zahlen
zu ersetzten.
    „Die erste Zahl ist 74“, kommentierte Albrecht von Uritz
laut, „der 74. Buchstabe im Pater Noster ist ein T. Dann kommt die Zahl 21, das
müsste demnach…“, er zählte die Buchstaben ab, „…ein E sein.“
    „Habt Ihr vielleicht etwas zu Schreiben?“, fragte Line den
Hausherrn.
    „Selbstverständlich.“ Er ließ seinen Schreiber kommen und
bat ihn, seine Schreibutensilien zu bringen. Sichtlich ungern überließ der
dürre Mann seinem Herrn ein Holzkästchen, in dem sich das gewünschte befand.
Dann verließ er den Raum mit sauertöpfischer Mine.
    Line öffnete das Kästchen und betrachtete unter den
bewunderten Blicken der beiden Uritzer fachmännisch den Inhalt. Es war alles
vorhanden, was ein Schreiber für seine Arbeit braucht.
    Line nahm einen Bogen Pergament und ein Fässchen mit Tinte
heraus, nahm einen Gänsekiel und spitzte ihn fachmännisch an. Das Kästchen
enthielt neben diesen Utensilien auch eine Dose mit Streusand, einen Bimsstein
zum Glätten von Pergament, ein wenig Schafswolle zum Reinigen der Kiele und ein
Schabemesser zum Entfernen alter Schrift. Da Pergament sehr teuer war, wurde es
gern mehrfach benutzt, bis es gänzlich unbrauchbar wurde.
    Auch das Pergament, welches Line vor sich ausbreitete, war
bereits mehrmals beschrieben und wieder abgeschabt worden. Es

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