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Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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an seiner Seite.
    Line lief auf ihn zu und schlang die Arme um seinen Hals. Er
leckte ihr das Gesicht. Sie untersuchte das Tier gründlich. Dann schiente sie
sein linkes Hinterbein mit einem geraden Ast und verband seine Halswunde.
    „Es sieht schlimmer aus, als es ist“, sagte sie und
streichelte ihren struppigen Freund.
    „Wird er laufen können?“, fragte Conrad.
    Line zuckte mit den Schultern. „Ich glaube schon. Seine
Wunde am Hals blutet nicht mehr und Hunde können auch auf drei Beinen laufen.
Aber nicht so schnell wie auf allen Vieren.“
    „Wir können Rutsche bauen und anbinden an Pferd“, schlug Li
Chan vor.
    „Das wird ihm sicher nicht gefallen“, meinte Line. „Ich
glaube, er läuft lieber.“
    „Gut“, entschied Conrad. „Wir werden sehen, ob er mithält.
Wenn nicht, wickeln wir ihn in eine Decke und legen ihn auf das Packpferd. Aber
jetzt sollten wir zusehen, dass wir hier wegkommen. Wir reiten nach Roggow.
Hannes von Uritz und sein Vater werden uns sicher helfen.“
      

X
Verbündete
    Heuertmond Anno 1230
     
    Aber das kann doch nicht Euer Ernst sein, Vater!“ Der junge
Edelmann war sichtlich erregt, „an dieser dürren Ziege ist doch nichts dran,
was einen Mann reizen könnte!“
    „Doch, mein Sohn“, der gut gekleidete, beleibte Mann blieb
völlig ruhig, „eine nicht zu verachtende Mitgift. Sie ist eine von Bassewitz.
Ihr Vater ist einer der einflussreichsten Edlen des Landes. Und ihre Mutter ist
ebenfalls aus gutem Hause.“
    „Aussehen tut sie jedenfalls, als wäre ihr Vater ein dürrer
Ast und ihre Mutter eine Drossel. Das würde zumindest ihre dürren Gliedmaßen,
die lange, krumme Nase und die kleinen, eng stehenden Augen erklären“,
entgegnete der Jüngere sarkastisch.
    Jetzt wurde auch der Ältere langsam zornig. Er schlug so
wütend mit der Faust auf den stabilen Eichentisch, dass sein Trinkbecher hüpfte
und roter Wein auf die Tischplatte schwappte. „Ich verbiete dir, so von einer
Jungfer aus einer angesehenen Familie zu reden. Sie ist erst sechzehn und kann
sich noch entwickeln.“
    „Schlimmer kann es jedenfalls nicht werden“, sagte sein Sohn
zerknirscht.
    „Du bist mein einziger Sohn und unser Haus braucht einen
Erben. Die Auswahl ist leider nicht groß. Sei lieber froh, dass sie keine alte
Jungfer ist – oder eine dieser alternden Witwen, die sonst noch zur Auswahl
stehen. Sie ist vielleicht keine Schönheit, aber noch immer die beste Wahl.
Also wirst du tun, was ich sage.“
    „Das Einzige, was mich bei ihr reizen wird, ist ihre nervige
Stimme, die niemals verstummt“, sagte der junge Mann, aber er klang jetzt nicht
mehr kämpferisch, eher resigniert. „Ich fürchte nur, bei dem Versuch, einen
Erben zu zeugen, wird sie mich mit ihren spitzen Brüsten aufspießen. Zumindest
werde ich mir einen Splitter einreißen.“
    Sein Vater wusste, dass er gewonnen hatte. Jetzt schmunzelte
er sogar. Sein Sohn würde sich fügen, wenn auch widerwillig.
    „Du weißt, mein Sohn“, lenkte er ein, „dass ich ursprünglich
andere Pläne hatte. Aber leider haben sich die Dinge geändert.“
    Die Züge seines Sohnes verhärteten sich und er sah finster
ins Kaminfeuer, welches trotz der sommerlichen Temperaturen im Arbeitszimmer
seines Vaters brannte.
    „Wenn es sein muss, Vater, werde ich dieses dürre Ding
heiraten. Eigentlich ist es ja auch egal.“
    „Du wirst dich schon an sie gewöhnen. Wie es heißt, soll sie
gebildet sein. Du wolltest doch immer eine gebildete Frau.“
    „Schon, aber keine eingebildete.“
    Bevor sein Vater wieder aufbrausen konnte, trat ein Diener
ein und unterbrach das Gespräch der Ritter.
    „Herr.“ Er blieb in der Tür stehen und dienerte.
    „Was gibt es?“, fragte der ältere Ritter ungehalten.
    „Jemand verlangt, vorgelassen zu werden, Herr.“
    „Wer ist es?“
    „Ritter Conrad von der Lühe.“
    Der jüngere Mann sprang auf „Was?“
    Die Stirn seines Vaters umwölkte sich: „Was soll diese
Narretei?“
    „Verzeiht, Herr“, beeilte sich der Diener zu sagen, „so hat
der Ritter sich vorgestellt.“
    „Lasst ihn ein.“ Albrecht von Uritz zog seinen Umhang fester
um sich. Seine Stimme hatte einen drohenden Unterton.
    Schmutz starrend und übernächtigt betrat Conrad den Raum,
dicht gefolgt von Li Chan und Line.
    Die beiden Ritter von Uritz starrten ihn an, als wäre er ein
Geist.
    Hannes von Uritz fasste sich als Erster. „Conrad!“, rief der
junge Ritter, „du bist es wirklich!“
    „Wer sollte ich denn sonst sein?“,

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