Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)
zwar
mehrere Etagen hoch, aber viele Verstecke gibt es dort nicht. Ich kenne jeden
Winkel und wüsste nicht, wo ich einen Schatz hätte verstecken sollen.“
„Wo sonst sollte er ihn versteckt haben, falls es einen
Schatz gibt?“, meinte Hannes. „Das scheint auch Bernhardt von Nienkerken zu
glauben, weshalb Arnulf dort eingezogen ist. Aber müsste er die Beute dann
nicht längst gefunden haben?“
„Scheinbar nicht.“ Conrad überlegte.
„Die Mauer des Turmes ist unten am Dicksten und wird nach
oben hin immer dünner. Aber selbst die Mauerkrone auf den Zinnen misst noch
immer drei Fuß. Am Fundament muss die Mauer mindestens zwanzig Fuß dick sein –
genug Platz für ein paar Hohlräume. Das Fundament ist aus dicken Feldsteinen
errichtet und innen mit einer Ziegelsteinmauer verkleidet. Zwischen den
Schichten könnte man tatsächlich etwas einmauern, wenn man das wollte. Aber
wenn Arnulf das vermutet, wird er die Wände abklopfen und nach Hohlräumen
suchen. Irgendwann wird er die versteckte Kammer finden, falls es eine gibt.“
„Kommt darauf an, wie man setzt die Mauer“, mischte sich
jetzt Li Chan ein, der die ganze Zeit geschwiegen hatte. Aller Augen richteten
sich auf ihn.
„Man kann dicke Mauer bauen, aus mehreren Schichten. Zum
Verputzen man verdünnt den Mörtel, dadurch brüchiger, poröser. Bei Bedarf man
kann mit wenig Aufwand wieder einreißen, wenn man kennt genaue Stelle.“
Erstaunt sahen der alte Uritz und die jungen Leute den
Chinesen an.
„Das wäre möglich. Dann wäre es sehr schwer, die Stelle zu
finden, wenn man nicht weiß, wo genau sie sich befindet“, sagte Albrecht von
Uritz und nickte Li Chan anerkennend zu.
„Dann werden wir den Schatz wohl niemals finden“, Conrad
zuckte mit den Schultern, „aber Arnulf wenigstens auch nicht. Der Schatz ist
wohl für immer verloren.“
„Nicht unbedingt“, warf der Hausherr geheimnisvoll ein.
Alle sahen ihn gespannt an.
„Du hast vorhin ein Pergament erwähnt, Conrad. Ich glaube,
ich weiß, worum es sich handelt. Es gibt tatsächlich ein Pergament mit einer
geheimen Botschaft. Vor langer Zeit hat dein Vater es mir anvertraut. Ich
bewahre es in der Krypta unserer Kapelle auf. Niemand sonst weiß davon. Er
sagte, ich solle es dir geben, falls ihm etwas zustoßen sollte. Das ist viele Jahre
her. Ich hatte es fast vergessen.“
„Dann stimmt es also“, bemerkte Conrad, der bis jetzt an den
Worten Arnulfs gezweifelt hatte. „Aber wie konnte Arnulf davon wissen?“
„Das kann ich dir sagen. Dein Vater hat es einmal in
Gegenwart Bernhards erwähnt. Du musst wissen, dass wir eine Zeit lang mit Fürst
Borwin II. gegen aufständische Elbslawen gekämpft haben. Damals waren wir
Kampfgefährten, dein Vater, der alte Nienkerken und ich.“
Fast entschuldigend hob er die Schultern.
„Es war an dem Tag, an dem wir drei uns das letzte Mal
trafen. Wir tranken viel und unterhielten uns über den letzten gemeinsamen
Feldzug. Natürlich hatten wir kaum Beute gemacht, aber irgendwie kamen wir auf
die Kriegsbeute deines Urgroßvaters zu sprechen. Dein Vater sagte, der Schatz wäre
gut versteckt und bevor ich ihn daran hindern konnte, erwähnte er ein
Pergament, welches einen versteckten Hinweis enthielte, es wäre in
Geheimschrift verfasst.“
Wieder nahm der alte Ritter einen Schluck Wein.
„Kurz darauf kam dein Vater zu mir und vertraute mir das
Pergament zur sicheren Verwahrung an.“
Conrad brannte darauf, das Pergament zu sehen.
Alle sahen den alten von Uritz gespannt an. „Es ist in der
Krypta unserer Kapelle. Hinter dem Jesuskreuz. Es hat hinten einen Hohlraum.“
Er sah seinen Sohn an.
„Wenn du willst, hole ich es“, sagte Hannes.
Als sein Vater nickte, sah er Conrad an, der ebenfalls
nickte.
Als Hannes den Raum verlassen hatte, fragte Conrad
plötzlich: „Wann ist die Beerdigung?“
Albrecht von Uritz schaute ihn verdutzt an. „Beerdigung?“
„Meine Beerdigung“, sagte Conrad selenruhig, „Ihr seid doch
eingeladen. Ich werde Euch begleiten, wenn Ihr erlaubt.“
„In vier Tagen. Die eigene Beerdigung sollte man auf keinen
Fall verpassen“, erwiderte Albrecht verschmitzt grinsend. „Ich bin sehr
gespannt auf den Gesichtsausdruck der Nienkerkener.“
Hannes kam zurück und überreichte seinem Vater eine
Lederhülle in der Form eines kleinen Köchers. „Ist es das?“, fragte er.
Albrecht nickte und übergab die Lederrolle Conrad. „Wenn du
es lieber allein lesen willst, steht mein Arbeitszimmer dir zur
Weitere Kostenlose Bücher