Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
sehr gut kenne. Ein Teil von mir glaubt, dass es Jake war. Der andere Teil sträubt sich völlig gegen diese absurde Behauptung und versucht das alles zu verdrängen. Vielleicht lenkt mich die Schule etwas ab.
Wie naiv von mir zu glauben, dass mich die Schule ablenken würde. Nicht nur die Tatsache, dass der Unterricht stinklangweilig ist, sondern auch die, dass Jake genau neben mir sitzt macht dies schon unmöglich. Was soll ich nur tun? Ich werde mich natürlich bemühen, mich ihm gegenüber so wie immer zu verhalten, aber werde ich das auch schaffen? Na ja, etwas anderes wird mir nicht wirklich übrig bleiben. Immerhin kann ich nicht einfach zu ihm hingehen und sagen: "Hey Jake, schöner Abend gestern. Ich hätte da mal eine kurze Frage. Kann es sein, dass du so eine Art Werwolf bist?" Na toll, er kommt gerade rein. Cool bleiben, Jess. Lass ihn einfach zuerst reden, dann wird schon alles gut werden.
"Hey Jess, wie geht's? Ich hoffe du bist nicht zu müde von gestern." War das gerade eine Anspielung? Oh nein, was soll ich nur darauf sagen?
Ich beginne zu stottern: "Ähm, was? Müde? Ich? Wieso um alles in der Welt sollte ich müde sein?"
"Na ja, immerhin waren wir gestern noch bis halb elf unterwegs und du hast mir erzählt, dass du momentan eigentlich immer um neun ins Bett gehst wegen deiner Migräne. Weißt du noch?" Jake lächelt mich freundlich an wie immer.
"Oh...ach ja...meine Migräne. Stimmt ja." Mann, bin ich vielleicht ein Idiot! Natürlich war das auf den gestrigen Abend bezogen und nicht auf das, was in der Nacht passiert ist. Das hätte ich mir auch gleich denken können. Zum Glück kommt gerade Miss Fielder herein. Das erspart mir zumindest weitere Peinlichkeiten.
Schon erfüllt ihre schrille Stimme den Raum: "Guten Morgen, Klasse. Bevor wir heute mit dem Unterricht beginnen, möchte ich euch noch etwas mitteilen. Da wir im letzten Semester keinerlei Exkursionen gemacht haben und momentan fast die Hälfte aller Lehrer krank ist, hält es unsere Schulleitung für angebracht einen Ausflug zu einem nahe gelegenen Campingplatz zu machen. Natürlich dient dies nicht nur zu Unterhaltungszwecken. Wir werden von diesem Platz aus den Berg, welcher dort liegt, hinauf wandern und uns das Naturmuseum auf der Spitze ansehen. Mir wurde mitgeteilt, dass ihr in Biologie gerade etwas zu Pflanzensystemen und dergleichen macht. Also: packt heute schon eure Sachen. Wir treffen uns morgen um 8 Uhr vor dem Schulgebäude. Noch Fragen?" Juhu, ein Ausflug! Jetzt wo es Miss Fielder anspricht fällt mir auf, dass wir wirklich schon lange keine Exkursion mehr gemacht haben. Das ist genau das Richtige, um mich abzulenken. Ich werde heute gleich alles einpacken, aber vorher muss ich unbedingt noch zu der Stelle von gestern. Vielleicht finde ich ja noch etwas Interessantes...
Mittlerweile bin ich schon in der Nähe der Stelle von gestern Nacht. Eigentlich nicht schlecht, in welcher Geschwindigkeit ich diese Strecke zurückgelegt habe. Muss wohl an der Aufregung liegen. So...eigentlich müsste ich langsam hinkommen. Bin ich etwa schon vorbei? Nein, das kann nicht sein. So eine riesige Pfütze aus Blut werde ich ja kaum übersehen haben. Das ist doch...ja genau, hier war es. Ganz bestimmt, da ist ja auch noch die Schneise, die ich gestern entlang geschlichen bin. Aber hier ist doch gar kein Blut mehr. Wie gibt es denn sowas? Gestern war hier noch ein regelrechtes Blutbad und jetzt finde ich hier keinen einzigen Tropfen mehr. Komisch. Hat es heute schon geregnet? Nein, es ist ja alles ganz trocken. Ich gehe wohl besser mal die Schneise entlang. Vielleicht finde ich da noch etwas.
Das darf doch wohl nicht wahr sein. Nichts. Rein Garnichts. Nur viel niedergetretener Weizen und eine kleine Grube. Sonst ist hier kein Indiz mehr für einen Kampf. Geschweige denn für einen Wolf. Habe ich mir das alles doch nur eingebildet? War alles nur ein Traum? Immerhin war es schon ziemlich spät...hey, was ist denn das hier? Das sind eindeutig Schleifspuren. Sie führen weg von dieser Stelle. Mal sehen, was sich am Ende dieser Spur befindet...langsam komme ich mir vor wie in einem schlechten Krimi. Ich bin die kleine neugierige Nebenrolle, die immer als erste stirbt. Das sind vielleicht tolle Aussichten.
Oh Mann, wie weit führt diese Spur denn noch weg? Und vor allem, wer um Himmels Willen schleift einen halb aufgefressenen Rehkadaver von hier weg und verwischt nebenbei alle Spuren? Ich glaube kaum, dass ein Wolf so schlau ist, das ganze
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