Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
gerade ernsthaft als "besten Freund" bezeichnet? Wenn ich so darüber nachdenke ist er das ja auch. Ich habe schon lange nichts mehr mit meinen anderen Freunden unternommen. Seit Jake da ist brauche ich eigentlich keinen anderen mehr. Es ist schwer zu beschreiben...er ist der Einzige, der mir nicht fremd vorkommt. In letzter Zeit fühle ich mich so ausgeschlossen, als würde ich nicht mehr richtig dazugehören. Und damit meine ich nicht nur wegen meiner Freunde. Auch mit meiner Familie rede ich nicht mehr sehr viel. Jake ist momentan der Einzige, bei dem ich mich richtig wohl fühle...ich hoffe nur ich irre mich...er darf kein Wolf sein...nicht...er...
Wieder diese Gegend. Das Tal, der Bach, die Wiese, der Berg. Alles ist wie beim letzten Mal. Leider ist auch alles wieder so verschwommen. Warum erkenne ich nur nichts Genaues? Das darf doch wohl nicht wahr sein! Hey, langsam wird das Bild klarer...es ist offensichtlich Nacht. Der Mond und die Sterne scheinen vom Himmel. Ich liege gemütlich im Gras und alles ist so friedlich. Da ist doch jemand...oder besser gesagt etwas...ein Hund? Nein, das ist kein Hund! Es ist ein Wolf! Nicht schon wieder! Oh Mann, hier sind ja überall Wölfe! Ein ganzes Rudel von riesigen Wölfen und ich bin mittendrin! Trotz allem sind sie sehr friedlich und vertraut. Sie beachten mich gar nicht. Wer ist denn das? Die beiden da, ich kenne sie doch! Scheint so, als wäre das ein Pärchen. Ein schwarzer und ein weißer Wolf. Sie sehen glücklich aus. Warum lächeln sie mich denn so an? Stimmt irgendwas nicht mit mir? Ich schaue an mir runter. Ach du meine Güte! Bin ich hier im falschen Film? Wohl eher im falschen Körper! Da sollten doch eigentlich Hände sein, keine Pfoten, geschweige denn Krallen!
"Ich bin kein Wolf!", diese Worte schreiend wache ich auf. Langsam gehen mir diese Träume auf den Keks und das so richtig. Hoffentlich habe ich nicht wieder verschlafen. Nein, kann ja gar nicht sein, es ist stockdunkel. Langsam passen sich meine Augen der Dunkelheit an. Hat schon so seine Vorteile, wenn man im Dunklen sehen kann. Mich stört es jedenfalls nicht. Wo bin ich hier? Träume ich etwa noch immer? Nein, das fühlt sich anders an, als meine Träume, realer. Ich liege ja im Laub! Was mache ich bloß an diesem Ort? Ich stehe mal lieber auf und sehe mich etwas um. Hm...rund um mich sind nichts als Bäume. Das ist es, ich muss im Wald hinter meinem Haus sein! Aber das erklärt noch lange nicht wie ich hier herkomme. Jetzt fange ich auch noch an zu schlafwandeln! Als hätte ich nicht schon genug Probleme...was riecht denn hier so komisch? Den Geruch kenne ich doch! Na klar, es riecht nach frischem Blut! Merkwürdigerweise sind meine Hände so feucht. Oh nein, bitte nicht! Langsam hebe ich meine Handflächen und sehe sie mir an...ich habe es schon vermutet. Das Blut kommt von meinen eigenen Händen! Habe ich mich etwa verletzt? Sieht nicht so aus. Riecht auch nicht nach meinem Blut. Das riecht nach einem Tier...vielleicht ein Reh oder auch ein Hirsch? Huch, was war das denn? Ich höre ein Rascheln. Da vorne ist er ja, ein Hirsch! Liegt er etwa am Boden? Das sehe ich mir mal näher an.
Ich bin noch gut zehn Meter von dem Tier entfernt und schon bekommt er riesige Panik. Mit weit aufgerissenen Augen starrt mich der Hirsch an und macht sich so klein er nur kann. Zur Sicherheit bleibe ich stehen. Nicht, dass er mich noch angreift. Es sieht tatsächlich so aus, als ob er verletzt wäre. Sein gesamtes Fell ist mit Blut verklebt und hinten am linken Bein scheint er eine Wunde zu haben. Sind das etwa Spuren von Klauen? Natürlich sind das Kratzspuren, und was für welche! Oh Mann, sieht ja schmerzhaft aus. Was auch immer dieses Tier verletzt hat, es muss extrem lange und scharfe Klauen haben. Moment mal, lange Klauen? Das kann doch wohl nicht schon wieder dieser Wolf gewesen sein! Dieses arme Tier. Ich muss ihm helfen, ich kann gar nicht anders, aber zuerst muss ich näher ran.
Langsam und geduckt schleiche ich mich an den verletzten Hirsch. Ungefähr die Hälfte des Weges habe ich hinter mir. Das arme Tier wird immer nervöser, aber bei so einer Verletzung kann es sowieso nicht davonlaufen. Außer vielleicht, wenn sein Angreifer zurückkommt, aber vor mir wird er mit Sicherheit keine so große Angst haben. Okay, nur noch wenige Meter bis ich dort bin. Ein paar Schritte noch. Oh nein, er beginnt sich langsam aufzurichten! Nicht doch du dummes Tier, ich will dir doch nur helfen! Unter sichtlich
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