Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
führt wiederum dazu, dass die Kämpfer eingeschüchtert werden. Cyrus ist zwar ihr Anführer, aber ihre Loyalität hat bisher immer noch mir gegolten. Sollte es also zu einem Kampf kommen, bezweifle ich, dass sie auf Cyrus' Seite stehen werden."
Nun bin auch ich voller Tatendrang: "Worauf warten wir dann noch? Die Sonne geht bald auf und es gibt noch viel zu tun. Heute ist der Tag, an dem das Rudel endlich befreit wird, also vorwärts!" Die drei stimmen zu und Nolan läuft voraus. Wir steuern direkt auf den Schlafplatz des Rudels zu und erreichen ihn bald.
"Bist du dir sicher, dass wir uns hier mit ihnen treffen sollten?" Christophers Frage ist durchaus berechtigt. Ich glaube zwar nicht, dass sich Nolan geirrt hat, aber hier ist niemand. Kein einziger Wolf befindet sich in der Nähe. Es ist ganz still.
Nolan scheint genauso überrascht zu sein: "Das kann doch gar nicht sein! Ich bin mir sicher, dass sich Timeos hier mit uns treffen wollte. Wo sollten sie denn auch sonst hingegangen sein?"
Plötzlich höre ich etwas: "Seid mal kurz still!" Ich spitze meine Ohren und lausche.
Jake fragt nach: "Was ist denn, Jess?"
"Hört ihr das nicht? Es klingt fast wie ein...wie ein Winseln! Kommt mal mit!" Ich folge dem bedauernswerten Ton und gehe voraus. Das Geräusch führt mich zu einem vertrauten Ort...zu Rachels Käfig. Wir vier gehen näher an das Gitter heran und lauschen noch einmal. Das Winseln ist mittlerweile lauter geworden.
"Jetzt höre ich es auch...du hattest recht, Jess. Es kommt aus dem Käfig." Jake schaut sich kurz um. "Seht mal, Leute! Was ist das?" Stimmt. Das war gestern noch nicht da. Direkt am Gitter, vielleicht ein paar Zentimeter davon entfernt, befindet sich ein kleines Loch in der Erde. Pfotenabdrücke und auch Spuren von langen Klauen sind darin zu sehen. Es sieht fast so aus, als ob jemand aus dem Käfig fliehen wollte. Das kann doch dann nur Rachel gewesen sein. Aber warum hat sie das Loch nicht fertig gegraben? Irgendwas ist hier mehr als nur faul und ich habe ein ungutes Gefühl.
"Rachel? Bist du hier?" Ich schaue durch das Gitter in den Käfig hinein und sehe ein blondes Mädchen darin, das am Boden kauert und ihren Kopf in den angezogenen Knien vergräbt. Zuerst habe ich keinen blassen Schimmer, wer sie sein könnte, aber als sie ihren Kopf hebt und ich in ihre kastanienbraunen Augen schaue, wird es mir sofort klar. "Rachel! Ist alles in Ordnung bei dir?" Ehrlich gesagt hätte ich mir die Frage auch sparen können. Ein Blick in ihre glasigen und aufgequollenen Augen genügt, um zu wissen, dass nicht alles in Ordnung ist.
Sie bemüht sich zu sprechen: "J-J-Jessica...ich bin ja so froh, das ihr hier seid!" Rachel bricht vor uns in Tränen aus.
"Verdammt..." Ich deute auf das Loch neben dem Käfig. "Nolan, könntest du sie da rausholen? Bitte beeil dich!" Er führt meine Bitte sofort aus und beginnt mit seinen riesigen Pranken zu graben. Es dauert nur ein paar Sekunden bis das Loch groß genug ist, sodass wir sie da rausholen können. Ich wende mich wieder Rachel zu, die sich noch immer beide Augen ausweint: "Keine Sorge, ich komme schon zu dir!"
Ich will gerade in das Loch steigen, als mich Christopher zurückhält: "Warte, ich mache das schon." Ohne lange zu fackeln krabbelt er durch das Loch in Rachels Käfig und hilft ihr auf. Durch gutes Zureden und etwas Geduld schafft er es bald, sie dazu zu bringen den Käfig zu verlassen. Als die beiden wieder draußen sind, lässt sich Rachel ins Gras fallen und beginnt wieder zu weinen.
Dann setze ich mich vor sie und nehme sanft ihre Hand Schon stottert sie los: "E-es tut mir s-so leid...i-i-ich habe nichts tun können..." Rachel kann gar nicht richtig sprechen. Sie ist total verängstigt und zittert am ganzen Leib.
Chris setzt sich neben sie und streichelt ihr sanft über den Rücken: "Jetzt beruhige dich doch erst mal. Du kriegst ja kaum noch Luft vor lauter Aufregung. Atme mal tief durch und dann erzählst du uns was hier los war." Rachel befolgt Christophers Rat und atmet mehrmals ein und aus. Mit jedem Atemzug scheint sie ruhiger zu werden, bis das Zittern schließlich fast weg ist.
Nun setzt sich auch Jake neben sie und redet ihr gut zu: "Du brauchst keine Angst zu haben. Wir sind alle hier bei dir. Dir kann nichts mehr passieren." Langsam scheint das alles wirklich anzuschlagen. Rachel wischt sich mit den Ärmeln ihres blauen Pullovers über beide Augen und langsam fängt sie sich wieder.
Nolan, der neben mir steht, schaut besorgt
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