Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)

auf sie herab: "Geht es langsam wieder?
    Sie nickt: "Ja, geht schon wieder. Ich brauchte nur kurz etwas Zeit, um das alles zu verdauen."
    Nun fragt Chris das, was wir vermutlich alle wissen wollen: "Was musst du verdauen, Rachel? Wieso bist du so fertig? Erzähl uns doch, was dir so zu schaffen macht."
    Wieder holt sie tief Luft bevor sie zu sprechen beginnt: "Es war so...schrecklich. Sie sind gekommen...in der Nacht. Cyrus und seine Kämpfer haben das Rudel mitten in der Nacht umzingelt."
    Nolan ist schockiert: "Was? Wie ist das möglich? Das kann doch gar nicht sein! Ich hätte das doch garantiert mitbekommen! Wann war das? Kannst du dich noch erinnern, zu welcher Zeit es ungefähr war?"
    Rachel schüttelt den Kopf: "Ich bin mir nicht sicher...aber es war nur ein paar Stunden nach Sonnenuntergang."
    "Oh nein..." Nolan senkt den Kopf. Es sieht fast so aus, als ob er sich schuldig fühlen würde. "Ich muss eingeschlafen sein."
    Jetzt platzt Chris heraus: "Ist doch egal wann es war! Wichtig ist, was passiert ist! Nun Rachel, was ist geschehen? Wo ist das Rudel? Geht es allen gut?" Ich werfe ihm einen mahnenden Blick zu, worauf er sich wieder etwas beruhigt. Mir ist schon klar, dass Chris aufgeregt und vor allem besorgt ist, aber das bin ich auch. Rachel scheint ziemlich viel durchgemacht zu haben. Ich will sie auf keinen Fall drängen. Bis vor ein paar Minuten war es ihr ja noch nicht einmal möglich, richtig zu sprechen.
    Sie scheint meine Reaktion auf Christophers Fragen bemerkt zu haben: "Ist schon gut, Jessica. Ihr braucht mich nicht zu schonen. Dafür ist jetzt auch keine Zeit." Sie schaut wieder zu Chris. "Zu deinen Fragen zurück...diese Nacht war die schrecklichste in meinem ganzen Leben. Sie war einfach nur grässlich und hat mir bestätigt, wie grausam mein Vater ist." Das klingt gar nicht gut...mein Herz beginnt immer heftiger zu schlagen. Zuerst können wir das Rudel nicht finden und dann entdecken wir die völlig verängstigte Rachel in ihrem Käfig...das alles sind keine guten Zeichen. Egal, was heute Nacht hier geschehen ist, es muss wirklich schlimm gewesen sein... "I-ich konnte es nicht verhindern..."
    "Was konntest du nicht verhindern, Rachel?" Nun wird wohl auch Jake ungeduldig. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir nicht auch so ginge.
    Rachel erzählt weiter: "Die übrigen Wölfe sind vermutlich weiter hinten, fast in der letzten Ecke der Lichtung. Der Großteil des Rudels ist in Sicherheit. Cyrus wollte immerhin nur einen von ihnen..."
    "Oh nein..." Ich ahne schon, um wen es sich handelt. "Timeos...er wollte Timeos, nicht wahr?"
    Rachel nickt: "Ja...und er hat ihn auch gekriegt. Es war schrecklich anzusehen. Cyrus und seine Kämpfer sind aus dem Hinterhalt gekommen und haben ihn sich geschnappt. Der Rest des Rudels eilte ihm sofort zur Hilfe und versuchte sich gegen die anderen Wölfe zu wehren...vergeblich. Ich wurde durch den Lärm geweckt, als ich plötzlich sah, wie Cyrus auf Timeos losging. Mir war sofort klar, dass ich etwas tun musste und so grub ich dieses Loch. Ich beeilte mich und scharrte mir die Pfoten blutig, aber ich war zu langsam. Ohne lange zu fackeln biss Cyrus Timeos' Gurgel durch. Und das ganze Rudel musste zusehen..." D-das kann doch gar nicht sein...ich glaube das nicht! Ich will es einfach nicht glauben! Das ist unmöglich...aber wenn ich mir Rachel so ansehe, bezweifle ich, dass sie lügt. Nein, Rachel erzählt die Wahrheit...auch wenn diese sehr grausam ist. Timeos wurde ermordet...und wir waren nicht da, um ihm zu helfen. Wir haben seelenruhig geschlafen, während das Rudel alles gab, um Timeos zu retten. Ich fühle mich so schuldig...
    Als ich zu Jake und Chris schaue, erkenne ich dieselbe Verzweiflung in ihren Augen. Sie starren beide gebannt auf den Boden und rühren sich nicht. Keiner von uns will es wahrhaben...sogar Nolan wirkt bestürzt: "I-ich fasse das nicht! Aber wie konnte das bloß passieren? Wir waren so kurz davor etwas zu ändern und nun soll eine Nacht alles zunichte gemacht haben?" Er schüttelt den Kopf. "Das ist das Ende...das Schicksal des Rudels wurde besiegelt."
    Aber Chris will noch nicht aufgeben: "Verdammt, so kann es doch nicht enden!" Er springt auf und steht nun fest auf beiden Beinen vor uns. "Timeos' Tod ist tragisch...und er wird mit Sicherheit ein tiefes Loch in den Herzen der Wölfe hinterlassen, aber wir müssen weitermachen! Denkt einmal an alles, was wir bisher erreicht haben! Denkt an das Rudel! Denkt an Timeos...er