Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
anzusehen und wieder runterzukommen?"
Ich zucke mit den Schultern: "Tja, uns wird nichts anderes übrig bleiben."
Jake schüttelt den Kopf: "Ich bitte dich, uns hat keiner gesehen und denen fällt es bestimmt nicht auf, wenn wir weg sind. Miss Fielder ist ja schon mit einer kleinen Klasse überfordert. Bei so einer großen Gruppe könnten zehn Schüler verschwinden und sie würde es nicht merken."
Ich unterdrücke ein Grinsen und frage nach: "Mag ja sein, aber was willst du hier überhaupt machen? Hier ist weit und breit keine Menschenseele."
"Na ja, ich kenne da einen Ort, der dir gefallen könnte." Jake grinst mich komisch an. Was meint er nur damit? Er ist doch gerade erst hergezogen. Da kann er sich ja noch gar nicht in der Gegend auskennen.
Also frage ich weiter: "Was ist das für ein Ort?"
"Das wirst du sehen, wenn wir dort sind, aber ich garantiere dir, dass er dir gefällt." Ich habe ein komisches Bauchgefühl. Kurz blicke ich über den Busch hinweg und sehe, dass unsere Gruppe schon weit entfernt ist. Irgendwie hat er ja recht. Also stimme ich ihm mit einem genervten Kopfnicken zu.
Wir sind bereits ein schönes Stück gelaufen. Ich glaube nicht zu untertreiben, wenn ich sage, dass wir schon eine gute halbe Stunde unterwegs waren. Also beschließe ich, mich einmal nach dem Rest des Weges zu erkundigen: "Wie weit ist es denn noch?"
Ohne sich umzudrehen antwortet mir Jake: "Wir müssen nicht mehr lange laufen. Geht dir schon die Puste aus?"
Ich verneine das: "Nein, das ist es nicht, aber ich habe mich gefragt woher du diesen Ort überhaupt kennst. Immerhin wohnst du noch nicht lange hier und man muss schon ein ganz schönes Stück laufen, um dorthin zu gelangen. Also, was hat es hiermit auf sich?"
Er dreht sich um und schaut mich kurz an: "Sagen wir mal es ist ein Familiengeheimnis." Hat Jake nicht gerade ein Lächeln unterdrückt oder habe ich mir das nur eingebildet? Apropos Familie. Ich und Jake haben diese Woche eigentlich schon relativ viel unternommen, aber ich habe noch nie sein Haus gesehen, geschweige denn seine Familie.
Ohne lange nachzudenken frage ich wieder: "Wie ist deine Familie eigentlich so?" Jakes Miene wird auf einmal wieder ernster. War das vielleicht etwas zu direkt? Vielleicht redet er nicht so gerne über seine Eltern. Es herrscht eine kurze Stille zwischen uns. Als müsste er überlegen was er sagt.
"Meine Familie war, ähm ich meine ist, großartig. Sie sind so offene Persönlichkeiten. Wir sind eine wirklich große Familie, aber aufgrund gewisser Gegebenheiten sehen wir uns alle nicht mehr so oft..." Ich habe beschlossen nicht weiter darauf einzugehen und nicke nur. Anscheinend bereitet ihm dieses Thema großen Kummer. Während Jake gesprochen hat, konnte man direkt beobachten, wie es ihm zugesetzt hat. Er hat seine Hand während dem Sprechen zu einer Faust geballt, als müsste er irgendetwas unterdrücken. Vielleicht Trauer? Oder Wut? Ich würde wirklich gerne mehr nachfragen, aber ich weiß, dass das jetzt sehr unangebracht wäre. Also lasse ich es.
Wir gehen noch ein Stückchen weiter und plötzlich sehe ich, wie vor uns langsam der Wald zu Ende geht. Ich schaue Jake kurz an und er nickt nur. Das bedeutet wir sind da. Da vorne muss der Ort sein von dem er gesprochen hat. Ich beschleunige meinen Schritt etwas. Dann trete ich aus dem Wald und die Sonne scheint mir ins Gesicht. Ich werde kurz geblendet und schließe die Augen. Als ich sie wieder öffne sehe ich das wunderschönste Fleckchen Erde, dass ich jemals zu Gesicht bekommen habe. Wir befinden uns in einem friedlichen Tal. Vor mir ist eine saftige Wiese und ein kleiner Bach bahnt sich seinen Weg durch das Areal. Dieser Ort ist nicht so riesig wie der Campingplatz, aber dafür bei weitem schöner. Rund um den Bach ist ein Kiesbett und vereinzelt liegen auch große Felsen da. Alles hier ist von Bäumen umgeben und liegt auch noch im Schutz des Berges, sodass viel Sonne auf das Gras scheint, aber auch Schattenplätze vorhanden sind. Alles ist so ruhig und friedlich. Ich fühle mich sehr geborgen. Als wäre ich daheim angekommen...
"Na, habe ich zu viel versprochen?" Aber ich antworte Jake nicht. Ich stehe nur wie angewurzelt da und sehe mir alle Einzelheiten dieses wunderbaren Ortes an. In mir steigt ein großes Glücksgefühl hoch. So sehr ich auch auf die Umgebung fixiert bin, eines fällt mir trotzdem auf. Die Tatsache, dass mich Jake von oben bis unten mustert. Er betrachtet meinen ganzen Körper, wartet auf eine
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