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Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)

Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)

Titel: Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Brocks
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angesehen zu werden. Ist ja nicht deine Schuld." Aber wessen Schuld ist es dann? Kann ich wirklich Cyrus für alles verantwortlich machen? Es wird Zeit, das herauszufinden.
    Langsam taste ich mich heran: "Ähm...wegen meiner Frage vorhin...wie konnte es dazu kommen? Ihr seid doch Wölfe, oder etwa nicht? Man wird doch nicht vom einen Tag auf den anderen so dermaßen unterdrückt. Was für eine Geschichte steckt dahinter?"
    Gemächlich richtet sich Timeos auf und sitzt nun aufrecht im Gras: "Du weißt gar nicht, wie oft ich diese Geschichte schon erzählt habe, aber gut. Es ist eine lange Geschichte, die beschreibt, wie es mit unserem Rudel langsam bergab ging."
    "Gut, ich bin ganz Ohr." Na da bin ich jetzt aber mal gespannt.
    Timeos setzt fort: "Es begann vor ungefähr zwanzig Jahren. Damals war ich noch etwas jünger, versteht sich. Das Leben hier war wirklich wunderschön. Jeder lebte im Einklang, es gab genug Nahrung, Wasser und einen Platz für jeden. Alle respektierten einander, aber am allermeisten galt unser Respekt dem damaligen Anführer, Sirius war sein Name. Er war wirklich gerecht und führte das Rudel mit Ruhe und Gelassenheit. Ich war sozusagen seine rechte Hand und half ihm auch bei so mancher Entscheidung. Eigentlich war unser Leben perfekt, so wie es war, doch eines Tages kam ein junger Wolf zu Sirius, um ihm seine Vorschläge für eine Veränderung nahezulegen. Es war sein eigener Sohn, Cyrus. In seinen Augen gab es noch viele Probleme im Rudel, die man lösen sollte. Man hörte hin und wieder, wie sich das Rudel in manchen Situationen beschwerte, wie das eben immer ist bei einer größeren Gruppe. Sirius störte das nicht wirklich, aber es machte seinen Sohn sehr wütend. Für Cyrus zeugte so ein Verhalten sofort von mangelndem Respekt und er verlangte nach Bestrafung."
    "Dieser Verhalten passt zu ihm. Also war er schon damals so ein mieser Kerl, wie er es heute ist." Das habe ich mir ja schon fast gedacht. Als Timeos Cyrus beschrieben hat, habe ich ihn fast vor mir gesehen, so wie er heute ist...dieses Scheusal.
    Sofort unterbricht mich Timeos: "Nein, nein, du darfst nicht glauben, dass er schon immer so war. Als kleiner Welpe hatte Cyrus noch viel Spaß am Leben. Er hatte Freunde, einen Vater, der ihn liebte, und eine Mutter, die immer auf ihn achtete. Der Kleine hätte kein schöneres Leben haben können, doch eines Tages änderte sich eine Sache schlagartig: seine Mutter verunglückte tödlich. Damals nahm Sirius seinen Sohn das erste Mal zur Jagd mit...ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen. Natürlich ließ ihn Sirius nicht unbeaufsichtigt und er bat mich auf ihn aufzupassen. Das tat ich auch und natürlich nahm ich meine Aufgabe sehr ernst. Wir machten bald eine Gruppe von Rehen aus, die sich am Ende einer Klippe befand und graste. Sirius entschied, dass ich mit Cyrus von unten aus zusehen sollte und so warteten wir im Wald und der Kleine starrte gespannt und voller Vorfreude auf die Klippe hinauf. Bald sahen wir, wie sich sein Vater und seine Mutter an ein kräftiges Reh machten. Die beiden waren wirklich sehr erfahrene Jäger und seit Jahren aufeinander eingespielt. Leider war Cyrus' Mutter an diesem einen Tag das erste Mal unachtsam und kassierte einen heftigen Tritt von dem Reh. Sie verlor das Gleichgewicht und stürzte die steile Felswand hinab. Es ging gut zehn Meter in die Tiefe und der Anblick war grausam. Cyrus stand unten und musste zusehen...wir konnten nichts unternehmen. Als sie am Boden aufkam stürmte der Kleine zu seiner Mutter in der Hoffnung, dass sie noch lebte, aber es war zu spät. Ich habe versucht ihn noch aufzuhalten, weil ich nicht wollte, dass er so etwas sieht, doch er ließ sich nicht zurückhalten. Niemals werde ich den Ausdruck in seinen Augen vergessen, als die Leiche seiner Mutter vor seinen Füßen lag. An diesem Tag ist irgendetwas in ihm gestorben..." Timeos spricht nicht mehr weiter. Ihm muss diese Sache wirklich sehr nahe gehen. Mir geht es ähnlich. Obwohl ich Cyrus' Mutter nicht kannte und selbst nicht dabei war, berührt mich die Geschichte zutiefst.
    "Sie war wohl eine tolle Persönlichkeit, oder?" Timeos nickt nur. Kurzfristig sehe ich, wie ihm eine Träne vom Auge kullert, die dann aber gleich in seinem dichten Fell verschwindet.
    Er atmet kurz durch und fängt sich dann wieder: "Sie war wie die aufgehende Sonne. Jeden Tag strahlte sie heller und es gab keinen, der sie nicht mochte. Für sie war Cyrus ihr Ein und Alles...und genauso

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