Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)

hier.
    Etwas zögernd versuche ich mich nun aus dem Staub zu machen, immerhin gibt es noch viel zu tun: "I-ich sollte wohl langsam wieder gehen. Vielen Dank, du hast mir wirklich geholfen, Timeos. Jetzt brauche ich nur etwas Zeit, um nachzudenken."
    Er nickt verständnisvoll: "Ist ja auch kein Wunder. Bisher hat diese Geschichte niemanden kalt gelassen. Du brauchst wohl etwas Zeit, um das alles zu verdauen." Ich nicke nur und stehe dann auf. Zu guter Letzt werfe ich noch einen dankenden Blick in die Gruppe und mache mich dann auf den Weg.

    "Da bist du ja endlich wieder! Wo warst du denn so lange?" Jake streckt sich lange und legt sich dann wieder gemütlich hin.
    "Hey, Jess!" Chris macht keine Anstalt sich zu bewegen. Er liegt komplett verdreht am Rücken und rührt sich keinen Millimeter. Dass das gemütlich sein soll, wage ich zu bezweifeln...
    Ich lege mich zu den beiden ins Gras und atme tief durch bevor ich zu sprechen beginne: "Im Gegensatz zu euch habe ich den heutigen Tag sinnvoll verbracht."
    Chris rollt sich auf den Bauch und sieht mich gespannt an: "Ach wirklich? Wie hast du denn deine Zeit hier genutzt?"
    Ich bleibe gelassen im Gras liegen und beginne zu erzählen: "Eigentlich hatte ich ja vor nur einen kleinen Spaziergang zu machen, um über die ein oder andere Sache nachzudenken, aber dann hat mich ein Wolf abgefangen und wir sind ins Gespräch gekommen." Die beiden hören aufmerksam zu. "Jedenfalls hat mich Timeos, so heißt der Wolf, zu der größeren Gruppe mitgenommen und dort habe ich ein paar interessante Dinge erfahren. Timeos scheint die Gruppe zu leiten und hat mir einiges über Cyrus erzählt. Zum Beispiel, dass er früher gar nicht so war, sondern erst nach dem Tod seiner Mutter zu so einem Scheusal geworden ist. Er hat das Rudel nach und nach auseinandergerissen bis sie dort waren, wo sie heute sind."
    Jake wirkt nachdenklich: "Hm...das habe ich mir schon fast gedacht. Christopher und ich haben unsere Zeit übrigens auch genutzt." Das überrascht mich aber! Bin ja mal gespannt, was sie gemacht haben. "Wir sind zu Nolan gegangen und wollten uns ebenfalls ein paar Informationen beschaffen. Er hat uns ähnliches über Cyrus erzählt. Natürlich hat er dann gleich mehrmals betont, dass er ihn für einen guten Anführer hält und bla bla bla..." Was irgendwie logisch ist, immerhin ist er ein Untergebener von Cyrus.
    Chris spricht nun weiter: "Da ist außerdem noch eine sehr interessante Sache, die wir erfahren haben: Nolan hat einen Bruder, der ihm anscheinend gar nicht ähnlich ist. Laut Nolan sehen sie sich zwar ziemlich ähnlich, aber der Charakter könnte unterschiedlicher gar nicht sein." Er hat einen Bruder? Das hätte ich nicht gedacht. Ich habe mir fast jeden Wolf hier schon angesehen und keiner sieht Nolan ähnlich...merkwürdig.
    Die Sache beginnt mich zu interessieren und ich frage nach: "Wie meinst du das genau?"
    Jetzt übernimmt Jake wieder: "Nun ja...wie wir ja alle wissen, ist Nolan seinem Anführer ziemlich loyal." Ich nicke. "Bei seinem jüngeren Bruder Logan ist das ganz anders. Von dem Tag an, als Cyrus größere Veränderungen des Rudels durchführen wollte, also die endgültige Teilung in zwei Gruppen, hat er protestiert. Logan stellte sich gegen Cyrus, obwohl er mit Nolan zu seinen besten Kämpfern zählte und eine hohe Position in der neuen Ordnung bekommen hätte. Trotz allem soll er das Rudel angestiftet haben, sich zu wehren und anfangs sah es auch so aus, als würde ihnen der Vorschlag gefallen, aber als es dann ernst wurde, haben sie sich alle gegen ihn gestellt. Cyrus wollte kurzen Prozess mit ihm machen und somit wurde Logan gefangen genommen. Ihn erwartete die Todesstrafe. Nur durch den Einsatz seines Bruders, also Nolan, kam er mit dem Leben davon."
    Ich bin völlig baff: "Wow...das heißt es hat sich wohl doch einmal jemand gegen Cyrus gewehrt. Ich bin beeindruckt."
    Chris scheint das nicht so zu sehen: "Tja, viel hatte er ja nicht davon. Das gesamte Rudel hat sich gegen ihn gestellt, obwohl er ihnen nur helfen wollte. Sie hatten eine realistische Chance dem Ganzen zu entfliehen und stattdessen haben sie den Schwanz eingezogen und haben sich verkrochen..." Da hat er leider recht...ich wünschte zwar, dass ich die anderen Wölfe nun verteidigen könnte, aber das wäre nicht richtig. Als ich bei ihnen war und sie mir so angesehen habe, konnte ich die Furcht in ihren Augen sehen. Das, was Jake und Chris gerade gesagt haben, trifft ziemlich gut auf sie