Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)

ist er wieder, dieser dermaßen verachtende Blick! Was hat das bloß zu bedeuten?
    Schnell bemüht sich Cyrus wieder, um freundlich zu wirken: "Ach, eine Frage? Was wollt ihr denn wissen?"
    Ich setze fort: "Haben Sie sich schon entschieden? Wollen Sie uns passieren lassen, oder ist mein Grund nicht ausreichend?"
    "Oh, ihr seid also schon ungeduldig?" Natürlich sind wir das! Verdammt nochmal, hier geht es schließlich um den weiteren Weg unserer Reise und dieser Vollidiot macht auch noch Scherze!
    Ich zittere schon fast vor lauter Wut, als mir Jake etwas ins Ohr flüstert: "Beruhige dich, der Kerl will dich doch nur provozieren." Er hat recht...Jake kauft ihm die Nummer mit der enormen Nettigkeit wohl auch nicht ab. Und wenn ich mir Chris so ansehe, kann ich es mir bei ihm auch nicht vorstellen.
    Endlich redet Cyrus weiter: "Glaubt mir, ich habe in dieser Nacht nicht besonders gut geschlafen, weil ich die ganze Zeit nachdenken musste. Leider muss ich euch mitteilen, dass ich noch immer keine Entscheidung getroffen habe." Was? Ist das jetzt sein Ernst?
    Nun wird auch Chris ungeduldig: "Und wie lange wird die Entscheidung noch dauern? Wir haben eigentlich nicht vor, für immer hier zu bleiben!"
    "So eine Sache braucht Zeit. Ich kann euch versichern, dass ich euch informiere, sobald ich mich entschieden habe. Bis dahin wird es euch bei uns sicherlich an nichts mangeln, das verspreche ich euch." Cyrus lächelt uns an, aber diesmal ist er weder offen, noch freundlich. Dieses Lächeln wirkt eher hinterlistig auf mich...irgendwas führt der Typ doch im Schilde...wenn ich nur wüsste, was es ist.
    "Vielen Dank für die Bemühungen..." Sarkastischer könnte Christopher gar nicht klingen, aber ich verstehe ihn voll und ganz. Ich frage mich bloß, wie Jake da nur so gelassen bleiben kann. Er hat sich extrem gut im Griff und wirkt weder genervt, noch wütend. Wie immer ist er die Ruhe in Person.
    Gerade wollen wir drei wieder gehen, als uns Cyrus noch etwas nachruft: "Ach ja, eine Bitte hätte ich da noch: haltet euch so gut es geht von dem anderen Teil des Rudels fern! Glaubt mir, sie sind eurer Anwesenheit nicht würdig." Als ich zu Chris hinüberschaue, merke ich, wie er seine Zähne fest zusammenbeißt. Man sieht regelrecht die Wut in seinen Augen, die diese Bemerkung gerade eben ausgelöst hat. Langsam entfernen wir drei uns wieder von der Gruppe. Jetzt heißt es wohl abwarten...

    "Das alles hier stinkt gewaltig, sage ich euch!" Chris läuft unruhig auf und ab. Wir befinden uns wieder beim Bach und genießen die Sonne...Jake und ich zumindest. Gelassen sitzen wir beide im Gras, während Chris einfach keine Ruhe findet. Der arme Kerl...
    "Was meinst du? Die Tatsache, dass hier alle nach Cyrus' Pfeife tanzen, oder das mit der Rangordnung?" Ich versuche so ruhig und verständnisvoll wie möglich zu klingen, um ihn nicht noch mehr aufzuregen.
    Leider scheint das nicht wirklich zu klappen: "Na alles!" Er stampft mit der rechten Vorderpfote ins Gras. "Seht euch die Wölfe dort drüben doch mal an! Das ist doch nicht normal!" Ich schaue über den Bach zu der größeren Gruppe von Wölfen, die dort im Gras liegen. Der Anblick ist wirklich schrecklich. Kleine Familien mit ihren Welpen sitzen nur da und starren auf den Boden. Alle sind schwach und abgemagert. Ihr Blick wirkt leer, so hilflos. Man braucht sie nur anzusehen und schon spürt man die Angst, die von ihnen ausgeht. Wer weiß, was Cyrus alles macht, um sie so unterdrücken zu können.
    Langsam verstehe ich Chris. Er muss diese Niedergeschlagenheit von Anfang an gespürt haben. Ich hätte nie gedacht, dass er so einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat. Das alles macht ihn wirklich sehr wütend. Man sieht ihm richtig an, dass er ihnen helfen will, aber Jake bleibt da realistisch: "Ich verstehe dich ja, Christopher. Das ist wirklich kein gutes Leben für einen Wolf, aber da können wir leider nichts machen."
    Bevor Jake noch etwas sagen kann, fällt ihm Chris ins Wort: "Das ist aber nicht fair! Wir müssen doch etwas tun können!" Mit jedem Wort wird er wütender und wütender. Chris regt sich so dermaßen auf, dass ihm fast der Kragen platzt.
    Nun wird aber auch Jake lauter: "Jetzt hör mir doch mal zu! Ich finde das ja auch ungerecht! Trotz allem müssen wir uns an die Regeln halten! Wenn wir irgendeinen Fehler machen, oder uns Cyrus gegenüber respektlos verhalten, kommen wir niemals zu Kyrion! Auch wenn es dir nicht passt, er hat die volle Macht über uns!"
    Chris gibt