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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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war.
    Diejenigen, die weder mit dem Braten der Hühner noch mit der Jagd beschäftigt waren, sollten Kräuter und Wurzeln sammeln.
    Ausgerüstet mit den Gewehren, die in bestem Zustande zu sein schienen, Hörnern voll Schießpulver und anderen nützliche Gegenständen wie Stricken, Stöcken und Messern, verließen wir die Torre Vecchia.

|217| DISKURS XXXIII
    Darin sich der Zweck des Ausflugs als ein anderer entpuppt und man sich einer Erpressung von Gabriel Naudé fügen muss.
    »Nun, Signor Secretarius, sagt an, welchen Weg würdet Ihr nehmen?«, fragte Gabriel Naudé, als wir auf dem Platz vor der Festung standen und die mächtige Wand dichter Vegetation vor uns aufragte, die die Torre Vecchia vom Rest der Insel trennte.
    »Das scheint mir offensichtlich, Monsire Naudé. Geradeaus direkt ins Unterholz, damit wir alsbald auf einen Wildwechsel stoßen. Ein paar Kaninchen, eine Ziege, vielleicht sogar ein schönes Wildschwein …«
    »Ein Wildschwein?« Naudé erbleichte, er wusste um die Gefährlichkeit dieser borstigen wilden Tiere.
    »Sie sind sehr zahlreich auf den toskanischen Inseln, war Euch das nicht bekannt?«
    »Oh ja … auch in Frankreich haben wir viele davon.«
    »Wie viele habt Ihr erlegt?«, fragtest du unbefangen.
    »Wie … wie bitte?«
    »Wie viele Wildschweine habt Ihr erlegt?«
    »Nun, um die Wahrheit zu sagen, ziehe ich andere Beute vor: Fasanen, Rebhühner …«
    »Aha, Flugwild also.«
    »Ja, genau das wollte ich sagen.«

    Als wir ein gutes Stück von der Torre Vecchia entfernt waren, blieb Naudé stehen, lehnte das Gewehr mit unsicheren Bewegungen an einen Baum und gebot uns, anzuhalten.
    »Endlich sind wir allein und ohne Schnüffler. Jetzt seht Euch das an.«
    Er zog ein zusammengefaltetes Papier aus seiner Tasche, faltete es auseinander und zeigte es uns:

    |218|
    »Was ist das?«, fragten wir beide erstaunt.
    »Das seht Ihr doch selbst, es ist eine Karte. Die Karte dieser Insel.«
    »Wo habt Ihr die gefunden?«, fragte ich verwundert.
    »Das war ein merkwürdiger Zufall«, antwortete er, und in seiner Miene spiegelte sich noch immer die Aufregung über seinen Fund. »Ehe wir den Hühnern den Garaus machten, wollte ich kontrollieren, ob die Bibel, die ich Seiner Eminenz bringen soll, noch unversehrt ist. Meine Tasche lag unter dem Stuhl, der unter dem Treppenabsatz steht. Schoppe und Guyetus hatten ihre Mäntel auf diesen Stuhl gelegt, bevor sie das Feuer im Kamin anzündeten. Als ich die Zipfel der Mäntel umschlug, habe ich in einer Ecke ein zweimal gefaltetes Blatt entdeckt, diese Karte.«
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte ich, die ziemlich rudimentäre, ja fast primitive Zeichnung betrachtend. »Es gibt keine Ortsnamen, nicht einmal den Namen der Insel selbst.«
    »Aber der Titel auf Latein?
Mysterium Thesauri
, das ›Geheimnis des |219| Schatzes‹ … das ist doch wirklich sonderbar, oder?«, bemerkte Naudé frohlockend.
    »Haltet Ihr das etwa für eine Schatzkarte?«, fragtest du skeptisch.
    »Was denn sonst?«, erwiderte der Bibliothekar im Brustton der Überzeugung, auf das Blatt klopfend.
    »Vielleicht stammt sie von Piraten, die ihre Beute auf dieser Insel versteckt haben?«, fragtest du mit aller Ehrerbietung, derer du fähig warst, und große Mühe darauf verwendend, das ironische Lächeln zu verbergen, das dir spontan die Mundwinkel verzog, denn nie und nimmer hättest du dir Mazarins Bibliothekar zum Feind machen wollen.
    »Wie naiv du bist, mein Junge«, trällerte Naudé zunehmend ausgelassener. »Ein Schatz ja, aber keiner von Piraten. Die können kein Latein.« Er zwinkerte uns verschwörerisch zu.
    Ich sah, wie du Naudé entgeistert anstarrtest.
    »Der lateinische Titel deutet doch auf eine Verbindung zu Philos Ptetès hin, oder?«, bemerkte Naudé nun vorsichtiger angesichts unserer flauen Reaktion auf seine übertriebene Begeisterung. »Der Schatz könnte also die Handschriftensammlung von Poggio Bracciolini sein, und vielleicht will der Mönch mit diesem Titel sagen, dass die Zeit gekommen ist, ihn ans Licht zu bringen.«
    »Wirklich ein interessanter Gedanke, Monsire Naudé«, schmeicheltest du ihm. »Und wie soll diese Karte uns helfen, ihn zu finden?«
    »Eine dieser Zeichnungen sieht aus wie der Kopf eines Ochsen«, antwortete der Bibliothekar, mit dem Finger auf die Karte zeigend, »aber es ist unklar, was das bedeutet, denn ich glaube nicht, dass dort, wo er eingezeichnet ist, nämlich bei den Klippen, Weiden oder Kuhherden sein könnten. Das

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