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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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Bedingungen, die Vorzüge des Signorino Atto, seine Hingabe an den Dienst für Seine Eminenz, sowie die Weisheit und Diskretion des Secretarius ausführlich preisen werde. So bin ich nun einmal, ich spreche gerne gut über jene, die es verdienen. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«, schloss er mit gönnerhafter Miene.
    |222| »Oh ja, Monsire Naudé«, antworteten wir einstimmig. »Ihr habt vollkommen recht, was die Stadt betrifft, warum gehen wir nicht gleich hin, da wir ohnehin schon in der richtigen Richtung unterwegs sind und Ihr, sollten wir dort Philos Ptetès finden, der Erste sein könntet, der seine Papiere in die Hände bekommt!«
    »Signorino Atto, Signor Secretarius, jetzt verstehen wir uns! Ich bin sicher, dass es Euch an meiner Stelle auch nicht behagen würde, die Entdeckung mit Caspar Schoppe zu teilen, der ein Freund ist, Gott bewahre, aber leider unzuverlässig und schwärmerisch, armer Caspar. Oder mit Guyetus, ein hochrangiger Philologe, das bestreite ich nicht, aber in seinem Alter keinesfalls mehr imstande, eine anständige Ausgabe des gesamten Materials zu besorgen, das der slawonische Mönch entdeckt haben will. Es stimmt zwar, dass der Brief von Philos Ptetès an sie gerichtet war, nicht an mich, aber ist das von Bedeutung angesichts der Notwendigkeit, diese Schätze der Menschheit zu übergeben?«
    »Gewiss nicht, Monsire Naudé.«
    »Wir haben uns verstanden, denke ich«, sagte unser Gegenüber mit einem vielsagenden Lächeln.
    Was er meinte, war sonnenklar: Die einzige Möglichkeit für Mazarins Bibliothekar, den Schatz von Poggio Bracciolini an sich zu reißen, bestand darin, Philos Ptetès vor Schoppe und Guyetus zu finden. Da der Brief an sie, nicht an Naudé gerichtet war, fürchtete der Bibliothekar, es könne keine Hoffnung mehr für ihn geben, wenn Ptetès die beiden traf.
    Nachdem wir uns Naudés indirekter Erpressung gebeugt hatten, setzten wir den Marsch in Richtung Stadt, oder besser, ins Unbekannte, fort.

    Das Gelände fiel zunehmend ab und wurde rutschiger. Noch immer wanderten wir durch dichten Wald, unsere Schuhe und Beine waren schlammbedeckt. Plötzlich vernahmen wir ein fernes Murmeln, eine Art Gurgeln. Wir blickten uns nachdenklich an, keiner konnte sich das Geräusch erklären.
    »Wir hätten schon seit geraumer Zeit auf die Straße stoßen müssen, die von der Torre Vecchia auf die andere Inselseite führt«, gabst du zu bedenken.
    »Richtig, ich wundere mich auch darüber«, sagte Naudé.
    |223| Der von dichten Baumkronen verdunkelte Abhang, auf dem wir vorangingen, wurde jetzt zu einer Schlucht, die steil vor uns abfiel. Wir mussten sie durchqueren, wenn wir weiterkommen wollten. Am Grund der Schlucht strömte ein kleiner Wildbach.
    »Es scheint, dass wir zu weit rechts gegangen sind, wir haben uns von der Straße zur Stadt entfernt, die muss weiter links liegen«, überlegtest du. »Durch die Schlucht können wir jedenfalls nicht, sie ist zu steil auf beiden Seiten.«
    »Das war also jenes Murmeln, das hätte ich mir denken können«, sagte ich, auf den Bach zeigend.
    »Hilfe!«
    Der Unfall ereignete sich gänzlich unerwartet. Gabriel Naudé war ausgerutscht und gestürzt, jetzt glitt er unaufhaltsam auf den Bach zu, wo er sich ein Bein brechen, vielleicht sogar den Schädel spalten würde.
    Du strecktest den Arm aus und konntest ihn an einer Schulter packen, bevor er unseren Blicken entschwand, doch vergebens: Auch du stürztest zu Boden und wurdest von dem Gewicht desjenigen, den du retten wolltest, in die Tiefe gezogen.
    »Haltet euch an einer Pflanze fest!«, rief ich, mich auf Knien nach vorn beugend, im verzweifelten Versuch, euch zu ergreifen. Doch kaum hatte ich deinen rechten Arm mit den Fingerspitzen berührt, riss es euch jäh weiter in die Tiefe und ihr verschwandet hinter Brombeergestrüpp, das an der Schlucht emporrankte.
    »Atto!«, schrie ich in panischer Angst.
    Nichts zu machen, ihr wart nunmehr dazu verdammt, in die enge Schlucht zu stürzen, und ich selbst, von dem über meine Schulter hängenden Gewehr behindert, konnte mich nur an einem Baumstamm festhalten, um eurem Schicksal zu entgehen.
    »Hilfe!«, hörte ich Naudé schreien, »rettet mich!«
    Dann Stille. Einige Augenblicke lang hörte ich nur das Blut wild hinter meinen Schläfen klopfen und das unaufhörliche Rauschen der Blätter. Mit äußerster Vorsicht versuchte ich, auf die Füße zu kommen und rief noch einmal: »Atto!«
    Niemand antwortete. Ich blickte nach oben, wo die

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