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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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stehen können. Das sagt auch Vergil, aber Dichter übertreiben bekanntlich und haben die poetische Freiheit, verrückt zu spielen und zu lügen so viel sie wollen. Plinius aber ist ein Historiker und kein Dichter. Oh, oh, oh, |294| Plinius ist der größte GOTTESLÄSTERER der Welt. Agnolo Poliziano sagte, mit den Flausen von Plinius könne man ein ganzes Buch füllen. Und ärger noch als Plinius sind Strabo und Arian, ernsthafte Schriftsteller, die, ohne mit der Wimper zu zucken, behaupten, es gebe noch größere Bäume als jene des Plinius.
Man munkelt von Männern, die sich in Statuen verlieben, sie küssen und mit ihnen gewisse, unaussprechliche Schändlichkeiten treiben; aber dass es Männer gibt, würdige, angesehene und durchaus nicht wahnsinnige Männer, die in Liebe zu Bäumen entbrennen … Plinius sagt, dass Crispus Passienus, zweimaliger Konsul, Gatte der Kaiserin Agrippina und Stiefvater von Nero, sich in eine Buche verliebte. Das mag schlucken, wer will, ich habe keinen Durst. Xerxes dagegen liebte eine Platane. Das schreiben Aelianus und Herodot. Apropos Platanen, Pausanias erzählt, am Ufer des Flusses Piero soll es einen Wald mit so großen Platanen gegeben haben, dass man in einigen fröhlich Bankette halten konnte.
Man schrieb das Jahr 451, und auf den Katalaunischen Feldern ereignete sich jene Schlacht zwischen den Hunnen Attilas und den Goten, die unter Aëtius mit den Römern verbündet waren. 180 000 Männer starben, so viele, dass ihr Blut ein Bächlein anschwellen ließ, bis daraus ein breiter Strom wurde, der die Leichen mit sich riss. Ich muss doch sehr bitten! Und alle Toten sollen völlig ausgeblutet sein! GOTTESLÄSTERUNGEN wie diese wecken den Verdacht, dass die Ereignisse, die sie ausgelöst haben, in diesem Fall die Schlacht, niemals stattgefunden haben. Vor dreihundert Jahren raffte die schwarze Pest einen Großteil der Bewohner Europas dahin, und mit ihnen gingen viele Erinnerungen verloren. Die Überlebenden »bearbeiteten« die Archive, häufig aus Gewinnsucht, und die Listigsten von ihnen veränderten Memoiren, Berichte, Tagebücher, vor allem aber Besitzurkunden ihren Interessen entsprechend … Schon oft hieß es, dass die hochwohlgeborene Herkunft und der ansehnliche Stammbaum gewisser adeligen Familien ausgerechnet 1350
ex abrupto
entstand … Könnten wir dann für die Ereignisse des Jahres 451 die Hand ins Feuer legen?
Nach Seneca ließ ein persischer König einer ganzen Stadt die Nase abschneiden. Die Stadt hieß Rinocolura, was auf Griechisch Nase bedeutet, ein Name, der nach Seneca auf jenen Nasenmord in alter Zeit zurückgeht. Wie hieß sie denn vorher? Und der Name des Königs, wie lautete der? Lachhaft!
Eines der erhebendsten und berühmtesten Ereignisse römischer Zeit ist zweifellos die Geschichte der Clelia. Kein antiker Schriftsteller, der sie nicht erwähnt, und die Nachwelt hebt sie in den Himmel. Darum scheint es zu gewagt, wenn ich diese Geschichte für eine GOTTESLÄSTERUNG halte. Es wird erzählt, dass die Römer Porsenna, dem König des etruskischen Clusium, der Rom belagerte, zehn Jungfrauen und zehn Jünglinge als Geiseln überließen. Clelia, eine von ihnen, war nicht älter als zwölf Jahre. Als sie eines Tages die Erlaubnis erhielt, im Tiber zu waschen, floh sie mit ihren Gefährtinnen durch den Tiber schwimmend bis nach Rom.bewundert, verehrt und liebt diese Stadt,
caput mundi
seit ihren Anfängen bis in unsere Zeit! Aber darum lässt er sich noch lange nicht für dumm verkaufen. Der Tiber ist berühmt für seine gefährlichen, tiefen Strudel und breiten Wirbel, die noch die stärksten Männer verschlingen, von jungen Mädchen ganz zu schweigen.
Pretestati
nennt sie Plutarch, das heißt, die Ältesten waren noch nicht 17. Die Römer aber blieben dem einmal gegebenen Wort treu und gaben – welch beispielhafte Ehrlichkeit! – die Mädchen an Porsenna zurück. Wahre Ehrenmänner! Welch ein verlässliches Volk! Sogar im Krieg! Und das zum Vorteil der Belagerer! Mit einem solchen Volk hätte der Gott Abrahams wenig Anlass zum Zorn gehabt!
Nach Valerius Maximus hat Cimon um seine Besitzungen weder Hecken, noch Mauern, noch Wachen gewollt, wer aber hinein- und hinauswollte, konnte nach Belieben mitnehmen, was ihm gefiel. Plutarch sagt, dass Cimon immer sehr üppig auftischte, sodass jeder vorübergehende Bettler sich stärken konnte. Und Emilius Probus erzählt, das Cimon stets mit einer Schar Diener aus dem Haus ging, damit diese Geld an die Armen

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