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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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verteilten, denen sie auf der Straße begegneten.
Haben die antiken Autoren wirklich geglaubt, sie würden Cimon |296| mit dieser Schilderung ein Loblied singen? Reichtümer müssen gerecht verteilt werden, nicht an die erstbesten Schlaumeier vergeudet, die womöglich nur die Armen spielen! Eine so dumme Verschwendungssucht und eine so lächerliche Freigebigkeit ist keine Tugend. In weniger als einem Jahr bliebe von seinen Besitzungen ohne Mauern nur noch die nackte Erde. Und eine Tasche wäre bald leer, wenn man allen gäbe, die betteln. Sollte es den geizigen Reichen etwa nur in der Bibel geben? Es scheint fast, als hätten diese tugendhaften Antiken das Evangelium Jesu gar nicht gebraucht, sie waren auch so schon heilig.
Nach Plutarch lachte und weinte der große Feldherr Phokion nie und ging immer unbekleidet. Phokion war nach Plutarch, der von Plinius abschreibt, einer der berühmtesten Feldherrn und Redner Griechenlands und befehligte zwanzig Jahre lang als General das Heer von Athen. Feine Befehlshaber hatte Athen!
Die Liebe zur eigenen Brut ist bei allen Tieren so stark, dass es keine noch so wilde Bestie gibt, die ihre Kinder nicht gerne sähe, nährte und umarmte. Minucius Felix erzählt, wie süß die Kindheit ihrer eigenen Nachkommen für Diebe ist, und Plutarch berichtet, dass König Agesilaus, von einem Freund in seinem Haus dabei überrascht, wie er auf einem Rohr reitet, um seine Kinder zu erfreuen, diesen beschwört, es niemandem zu erzählen, der nicht selbst Vater ist. Darum kann es nur eine hässliche GOTTESLÄSTERUNG sein, dass die Perser nicht einmal das Gesicht ihrer Kinder kannten, bis diese sieben Jahre alt waren. Das verstehe ich ja bei fürstlichen Vätern, die im Dienst des Staates fortwährend irgendwohin gerufen werden, aber gewöhnliche Bürger, Handwerker, Künstler und Bauern, die meist mit der ganzen Familie in einem einzigen Raum leben, wie machten die das? Und die Mütter, wie zum Teufel stillten sie ihre Kinder? Bedeckten sie sie mit einem Tuch?
Armer Artaxerxes, der 150 Kinder hatte, wenn er wirklich kein einziges von ihnen sehen durfte! Eine GOTTESLÄSTERUNG, der ich eine weitere an die Seite stellen möchte, damit sie als gute Freundinnen zusammenhalten. Cäsar berichtet in seinen
Commentarii
von einem noch strengeren Brauch bei den Galliern, die ihre Kinder nicht sahen, bevor diese nicht reife Jünglinge waren, Waffen tragen |297| und kämpfen konnten. Cäsar präzisiert jedoch, dass das Gebot
palam
, also offensichtlich, heimlich (nachts oder was weiß ich) aufgehoben werde und ihnen erlaubt sei, ihre Kinder zu sehen. Lächerlich. Schande. Eine Schande, so etwas zu schreiben und zu sagen. Und es zu glauben? Genauso schändlich. Und das von Cäsar. Lügner. Und GOTTESLÄSTERER.
Waswundert, ist, dass diese seriösen Historiker manche Spinnereien in einer Weise vortragen, als gäbe es nicht den geringsten Zweifel daran. Dabei halten sie uns, die wir anbeißen, womöglich für Einfaltspinsel. Immer vorausgesetzt, dass es Historiker, die solche Albernheiten schrieben, wirklich gab. Genebrardus, ein angesehener Autor unseres Jahrhunderts, glaubt an den 57 Jahre währenden Schlaf des Epimenides, ohne mit einer Silbe misstrauisch zu werden. Gregorio Turonese und Paulus Diakonus glaubten, dass die sieben Weisen von der Zeit des Kaisers Decius an wirklich zweihundert Jahre lang schliefen.
Curius, der große, ruhmreiche Heerführer der Römer, der die kriegerischsten Völker unterjochte, vor allem die Sanniten, und der König Pyrrhus, den mächtigen Feind der Römer, aus Italien vertrieb, wurde von einer sannitischen Gesandtschaft in einer Hütte angetroffen, wo er sich anschickte, ein paar Rüben zu kochen. Genau so. Nach Valerius Maximus lebte Curius in einem
tugurium
und aß in seinem ganzen Leben nichts anderes als – wenige – Rüben. Es kommt noch schlimmer. Als die Gesandten ihm das kostbare Geschenk aus Gold zeigten, dass sie ihm gebracht hatten, soll Curius geantwortet haben, für jemanden, der so speiste wie er, sei das Gold nichts. Viel besser, als selbst Gold zu besitzen, sei es, über den zu herrschen, der es habe … Nehmen wir Curius Unhöflichkeit gegenüber den Gesandten einmal für bare Münze, denn, wie es heutzutage scherzhaft heißt, ein Gesandter ist jemand, der von seinem Herrscher nur unter der Bedingung ein Amt erhält, dass er außer Landes geht. Doch diese verächtliche Haltung gegenüber dem Gold lässt sich nicht so leicht schlucken. Trotzdem ist sie

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