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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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sein. Einverstanden?«
    »Ihr bietet Signorino Atto also eine Belohnung«, versuchte ich zusammenzufassen, »wenn er Euch und nur Euch verrät, wer von den dreien Philos Ptetès ist. Bei allem Respekt, Monsire Naudé, Ihr werdet verstehen, dass ich nicht …«
    Mazarins Bibliothekar ließ mir keine Zeit, den Satz zu beenden, er hatte sich schon auf dem Absatz umgedreht und war zu den anderen zurückgekehrt, die derweil hektisch versuchten, dir, armer Atto, nützliche Informationen über das Aussehen des wertvollsten Menschen auf ganz Gorgona zu entlocken.
    |375| Als ich näher kam, eilte mir Schoppe mit hochrotem Gesicht und weit aufgerissenen Augen entgegen.
    »Was auch immer Gabriel Naudé Euch gesagt hat, glaubt ihm nicht«, warnte er mich. Er nahm mich am Arm und zischte mir hastig ins Ohr: »Dieser Verbrecher besitzt keinen Heller und kann nur leere Versprechungen machen. Heute Morgen habe ich einen Blick in sein Ausgabenbuch geworfen, als er pinkeln war. Ich halte mein Wort: wenn Euer Signorino Atto mir die Premiere am Wiedererkennen dieses slawonischen Mönchs gewährt, schreibe ich ihm einen Wechselbrief aus, der in Paris, Rom, Florenz, oder wo er will, einlösbar ist. Die Höhe können wir gemeinsam festlegen, wichtig ist, dass wir uns als wahre Ehrenmänner absprechen. Ich habe ausgezeichnete Kontakte zum Kaiser, ich kann ein paar Freunde einschalten …«
    Dieses Mal beendete ich die Unterhaltung brüsk, denn ich hatte bemerkt, dass Guyetus dich von der Gruppe weggezogen hatte und dir etwas ins Ohr flüsterte: sicherlich weitere haltlose Versprechen, um vor den anderen ein entscheidendes Wort über deine Erinnerungen zu hören.
    »Signorino Atto!«, rief ich mit der ganzen Autorität, die mir in meiner Stellung als Secretarius eines Hauptmanns des Großherzogs gewährt war.
    Du entschuldigtest dich mit höflicher Bestimmtheit bei den Gelehrten und folgtest mir ins Freie. Ich führte dich in den großen Hof und dann in die Kapelle, wo wir vor indiskreten Ohren geschützt waren. Du stelltest keine Fragen, denn du hattest verstanden. In dem engen, kahlen Kirchlein blieben wir vor einem Fenster stehen, dem seit wer weiß wie vielen Jahren die Scheiben fehlten. Vor uns erstreckte sich das grenzenlose Panorama des Meeres und des Himmels.
    »Niemandes Gedächtnis ist unfehlbar. Ihr wisst nichts, ich weiß nichts«, instruierte ich dich. »Angesichts der Versprechen sagt Ihr allen ja und glaubt niemandem. Ich werde die Sache regeln und mir die eine oder andere allgemein gehaltene Zusage schriftlich geben lassen. Niemand verdient Euer Wort und auch das meine nicht.«
    »Das weiß ich«, antwortetest du zustimmend, und deine Züge entspannten sich endlich. »Ihr habt ja gesehen, dass ich Euch gehorche und immer in allem gehorchen werde. Habe ich nicht auch auf dieser kurzen Reise Eure Lehren beherzigt?«
    |376| Die feine Anspielung wurde von einem leisen Lächeln begleitet, das blitzartig alles erhellte und offenlegte.
    Nachdem du meine Strafpredigt über das traurige Los der Kastraten, die Frauen lieben und wiedergeliebt werden, sowie über das, was deine Herren von dir erwarten, über dich hattest ergehen lassen, warst du mir zunächst verärgert aus dem Weg gegangen. Dann aber folgte das Schachmatt: als Begleiter des Kastraten Barbello hattest du mir Gehorsam vorgeheuchelt. Gut! Konnte ich dir sagen, dass ich deinen vorgetäuschten Gehorsam entlarvt hatte und zwar auf die untrüglichste und verbotenste Weise?
    Durch eine Laune des Schicksals war aus deinem Lehrer fast dein Rivale in der Liebe geworden. Doch mich deinen Rivalen zu nennen, war, recht bedacht, übertrieben und grotesk: Wenn es wirklich so wäre, hätte ich nur verlieren können, du hattest die Jugend mit ihrer Freiheit auf deiner Seite, ich nur die quälenden Zweifel eines Familienvaters, der unerwartet in die Untiefen verbotener Triebe geworfen wurde. Das war dein Element, nicht das deines Secretarius. Ich hatte ganz andere Dinge im Kopf, und einstweilen musste ich so tun, als wüsste ich nichts. Du ahntest ja nicht, dass die Ereignisse dich überholt hatten, dass Barbello sich mir durch ihren Körper erklärt hatte. Ich schwamm zwischen Skylla und Charybdis und hatte nicht einmal einen Namen für das fleischliche Geheimnis, das sich dir jede Nacht und mir an einem Morgen als Frau offenbarte. Wer war Barbello? Ich hatte keine Minute Zeit mehr, es herauszufinden oder auch nur darüber nachzudenken. Ob es dieser venezianische Singvogel war,

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