Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
Vom Netzwerk:
teilnahm, dem Gott des Sexes. Die drei fahrenden Gesellen werden von Quartilla angelockt, einer Priesterin des Priapus, die sie betäubt, foltert, zum Beischlaf zwingt und zuletzt in eine Orgie mit ihrer Dienerin und der kleinen Pannychis, einem siebenjährigen Mädchen, verwickelt, das von Giton entjungfert wird, während …«. »Oh Gott, ich bitte Euch, hört mit diesen Schändlichkeiten auf!« rief Barbello erbleichend, dessen weibliche und mütterliche Natur die Vorstellung, einem kleinen Mädchen werde Gewalt angetan, zutiefst erschütterte.
    »Aber das kommt nicht von mir, das schreibt der große Petronius persönlich:
devirginatur
, vom lateinischen Verb
devirginare
, also ›entjungfern‹. Das lässt sich nicht leugnen«, insistierte Naudé unschuldig. »Glaubt ihr mir nicht? Hier bitte, das wörtliche Zitat:
Cur non, quia bellissima occasio est, devirginatur Pannychis nostra?
    Continuoque producta est puella satis bella et quae non plus quam septem annos habere videbatur
. Und das heißt übersetzt: »›Ja! Ja! O vortrefflich! Es ist die schönste Gelegenheit dazu da, warum soll unsere Pannychis nicht entjungfert werden?‹ Im Augenblick wurde ein allerliebstes Kind hervorgeführt, welches nicht mehr als sieben Jahre zu haben schien.«
    »Ich sehe, dass Ihr den Passus auswendig kennt«, bemerkte ich in neutralem Ton.
    »Natürlich, ich bin ja mitnichten der Ignorant, als den Schoppe mich ausgibt«, erklärte Naudé überflüssigerweise und fuhr mit seiner Zusammenfassung des
Satyricon
fort: »Wie ich schon sagte, derweil schauen Encolpius und Quartilla, bis zum Bersten aufgegeilt, hinter der Tür zu und treiben es ihrerseits miteinander. Alle Figuren, die meisten betrunken, begehen Unzucht mit geilen Frauen, warmen Brüdern |403| und Kindern. Nach drei aufreibenden Tagen werden Encolpius, Giton und Askyltos zum Gastmahl des Trimalchio eingeladen, das den größten Teil des Meisterwerks einnimmt. Der Reichtum des freigelassenen Sklaven Gaius Trimalchio ist ebenso maßlos wie die Pracht dieses Banketts: In einem ununterbrochenen Reigen treten Sklaven, Musiker, Komödianten und Tänzer auf, Dutzende Gänge werden gereicht, die Speisen sind Nachbildungen von Tieren, Gottheiten und Tierkreiszeichen, der Wein fließt sogar aus einem kleinen Brunnen, und plötzlich öffnet sich die Decke und ein Kronleuchter mit Geschenken senkt sich auf den Tisch. Ein lebendiges Schwein wird gebracht, und der Hausherr befiehlt, es auf der Stelle zu rösten. Als es aufgetischt wird, entdeckt man, dass die Eingeweide des Tieres nicht herausgenommen wurden: Trimalchio wird wütend, doch als der Tranchierer dem Tier den Bauch aufschneidet, fallen unter dem Applaus und Gelächter der Gäste unzählige Würste, Schinken und Mortadelle heraus. Während sich Tänzer, Akrobaten, Schmierenkomödianten, Schwätzer und Nichtstuer vollstopfen und betrinken, gibt sich Trimalchio erst trostlosen philosophischen Betrachtungen über das nichtige menschliche Schicksal hin, dann schlägt und demütigt er seine Frau, die wiederum mit anderen Weibern liebäugelt. Unterdessen schleichen sich Kuppler, Mätressen, Parasiten und sogar Diebe auf das Bankett ein. Nach ihrer Flucht aus diesem Tollhaus streiten die drei Hauptfiguren erneut wegen Giton. Encolpius wird verlassen, und als sein kapriziöser junger Liebhaber endlich zurückkehrt, muss er mit ansehen, wie Giton es mit dem alten Dichter Eumolp treibt, der den Platz von Askyltos eingenommen hat. Das neue Trio erlebt alle möglichen Abenteuer, erleidet Schiffbruch auf dem Meer, gerät in der Stadt Crotone unter Ehemänner, die dem Laster der Knabenliebe anhängen, unter abergläubische Priesterinnen, alte Hexen, schamlos lüsterne Frauen und Erbschleicher, die nicht davor zurückschrecken, Menschen zu fressen, um sich zu bereichern. Als Encolpius wegen seiner Impotenz zweimal hintereinander bei der geilen Matrone Circe versagt, lässt sie ihn auspeitschen und von ihren Sklaven bespucken. Zum traurigen Schluss kann der Held nur von seinem Leiden geheilt werden, wenn er seine endlich wiedererlangte Manneskraft in die Hände des verderbten alten Eumolp legt.

    Malagigi, du und ich verstummten bestürzt angesichts dieser zügellosen Erzählung. Guyetus musste seinem Kollegen zu Hilfe kommen:
    |404| »Es handelt sich um Hochliteratur, damit das klar ist! Die Obszönitäten, die besessene Päderastie, das Lob der Perversion und der Gemeinheit sind nur der Vorwand für beißende Satire!«
    Hardouin hatte

Weitere Kostenlose Bücher