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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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es unserem Freund Philos Ptetès gutgeht und verlangen, dass ihr ihn herausgebt!«
    Aus dem kleinen Bauwerk antwortete Stille.
    »Vielleicht sind sie rausgegangen«, schlug Naudé vor, der herzlich wenig Neigung zu einer bewaffneten Auseinandersetzung zeigte.
    »Aus dem Kamin kommt Rauch«, rief der ehemalige Kommissar aus der Etappe hinter einem Busch.
    »Pst!«, zischte Kemal, der ärgerlich über diese Unvorsichtigkeit nervös einen Arm schwenkte. Dann machte er eine weit ausholende Bewegung, um Naudé, der auf der anderen Seite der Baracke postiert war, zum Vorrücken aufzufordern.
    Ich ging in die Hocke und umfasste die Pistole, mit der ich auf die verlauste Bruchbude zielte. Dann rannte ich im Zickzack los, wobei ich mich hinter jeden Busch und Baum flüchtete, der mich verbarg. |583| Mein fortwährender Richtungswechsel sollte es eventuellen Schützen in der Hütte schwerermachen.
    Schließlich war ich am Ziel angekommen. Das Häuschen ruhte auf einem Fundament aus Stein zum Schutz vor der Feuchtigkeit des Waldbodens. Über ein paar Stufen stieg man zur Eingangstür hinauf. Neben der Tür gab es nur ein Fenster. Ich duckte mich neben die Stufen, die mich vor Schüssen aus dem Fenster schützen würden.
    Kemal und Naudé waren derweil ebenfalls vorgerückt. Alle drei waren wir nur noch wenige Schritte von den Wänden der Hütte entfernt. Mit gezückten Messern krochen Mazarins Bibliothekar und Alis Statthalter bis zu den Fenstern auf der linken und der rechten Seite.
    Wie vereinbart, versuchte der Korsar in das Innere zu spähen. Ich sah ihn an der Hausecke auftauchen und mir ein Zeichen geben, das er nichts erreicht hatte. Mit ein paar schnellen Schritten war er neben mir. Ich war erleichtert, dass er die Gefahr mit mir teilte: Die Männer, die wir dort drinnen vermuteten, waren bewaffnet und würden vielleicht ohne Vorwarnung schießen.
    Endlich entschlossen wir uns zum Handeln. Wir stiegen die drei Stufen zur Tür hinauf und stellten uns mit den Rücken zur Wand, um nicht getroffen zu werden, falls unsere Feinde aus der Tür stürzen würden. Ich schlug dreimal kräftig auf die Tür.
    Nichts, aus dem Inneren kam kein Lebenszeichen. Kemal klopfte noch zweimal. Wir warteten einige Sekunden mit gespitzten Ohren und hörten nur ein von der Tür stark gedämpftes Brummen.
    Gabriel Naudé stieß zu uns. »Auch durch das andere Fenstere sieht man nichts, da hängt ein Vorhang«, flüsterte er, während er an unsere Seite huschte.
    Der Barbareske versuchte, die Tür aufzustoßen: erst vorsichtig, dann zunehmend energisch, aber sie war von innen verschlossen.
    »Wir werden ohne Einladung eintreten müssen«, sagte er lächelnd.
    Er nahm Anlauf, und unter dem entsetzlichen Tritt des Barbaresken sprang die halb verfaulte Tür mit einem morschen Krachen auf. Alles ringsumher wurde still, und einen Augenblick lang schien mir sogar, als hätten die Vögel der Wälder von Gorgona aufgehört zu singen.
    Fast der ganze wurmstichige Türrahmen war von dem mächtigen Tritt des Korsaren aus den Angeln gerissen worden. Als das Sonnenlicht in den kleinen Vorraum der Hütte fiel, erblickte man eine Wolke tanzenden Staubes, den die fallende Tür aufgewirbelt hatte.
    |584| Noch immer an der Seite der Tür kauernd wie Eichhörnchen, um möglichen Büchsenschüssen zu entgehen, reckten Naudé und ich schüchtern unsere Nasenspitzen in die Staubwolke, begleitet vom Lauf der Pistole.
    Mitten im Raum stand ein gedeckter Tisch, auf dem eine fleckige alte Tischdecke lag. Hier hatte soeben eine üppige Mahlzeit stattgefunden. In der Mitte des Tisches prangte eine große Schüssel mit gekochtem Gulasch, garniert mit Rüben und wilden Wurzeln. Bei dem Hunger, der uns quälte, konnten wir die Augen kaum mehr von dem Tisch abwenden. Das schmackhafte Gericht war nur zur Hälfte aufgegessen, es war noch viel übrig. Neben der Schüssel erblickten wir eine noch volle Flasche Wein, Gläser und benutztes Essbesteck, außerdem überall Krümel von Zwieback. Um den Tisch standen Stühle und Schemel, auf dem Boden zwei sehr bescheidene Nachtlager, ein gefüllter Wassereimer, Holzvorräte, ein alter Backtrog, eine kleine Anrichte, auf der eine Sanduhr und fünf oder sechs übereinandergestapelte Teller standen, die, wie man deutlich sah, für das Gulaschgericht benutzt worden waren. Gleich daneben lehnte ein Gewehr an der Wand. Die beiden Fenster wurden eines von dem Backtrog und das andere von einem schmutzigen Vorhang verdeckt.
    Ein alter Kamin in der

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