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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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beherrschte eine beeindruckende Anzahl von Sprachen, in der Mehrzahl vielleicht sogar jene, die von rechts nach links gelesen werden.
    »Anfangs waren wir sogar Freunde. Aber sein Benehmen machte ihn unerträglich. Ganz zu schweigen von dem, was er schrieb!«
    Scaligers Werke waren so gespickt voll mit Namen, Daten und Fakten, Zitaten auf Griechisch, Aramäisch, Chaldäisch, Assyrisch und Syrisch, seine Tabellen so überreich an Zahlen und abstrusen Symbolen, dass man schon beim bloßen Anblick glauben musste, es mit einem übermenschlichen Intellekt zu tun zu haben.
    »Die Technik war die gleiche wie bei Papa Julius Cäsar: den Leser beeindrucken um jeden Preis! Und als wäre das nicht genug, lief er sogar zu den Protestanten über. Aber jetzt bin ich müde. Es wird Zeit, dass ich mich wieder schlafenlege«, schloss Schoppe, erhob sich von dem Strohlager und kehrte zu seinem eigenen zurück, welches freilich nicht besser war.

|581| DISKURS LXXXVIII
    Darin man zur Rettung von Philos Ptetès schreitet, doch zu spät kommt und dem schlimmsten Ende beiwohnt, welches ein Menschenwesen nehmen kann.
    »Eine Rast, verflucht, ich bin doch kein Maulesel!«
    Der Aufschrei kam aus Kemals Mund. Der Barbareske war tatsächlich kein junger Mann mehr. Schon seit einer guten Weile trug er den alten Caspar Schoppe, der nicht gerade ein Fliegengewicht war, auf dem Rücken.
    Unsere Expedition stand kurz vor dem Ziel, wir hatten das Gefängnis von Philos Ptetès fast erreicht. Schmutzig, in unordentlicher Aufstellung und schlecht bewaffnet, doch wild entschlossen, unseren noch unbekannten Helden zu befreien.
    »Wir sind angekommen, jetzt können wir ein wenig Luft holen«, verkündete der ehemalige Kommissar, und nachdem er die Blätter eines großen Farns beiseite gedrückt hatte, zeigte er auf eine Stelle vor uns.
    Umgeben von dichtem Gebüsch sah man eine kleine Holzhütte in der Ferne.
    Ein jeder setzte sich an eine Stelle, wo er nicht vom Schlamm beschmutzt wurde, auf einen umgestürzten Baumstamm, einen Stein.
    »Die Pistole ist geladen?«, fragte Schoppe.
    »Sie ist bereit«, antwortete ich.
    Ich war mit der Aufsicht über die Artillerie beauftragt worden. Auch wenn Naudé mit bombastischen Kenntnissen der Ballistik geprahlt hätte, hätte ihm angesichts der totalen Niederlage, die die Entführer uns am Vortag bereitet hatten, niemand mehr geglaubt. Der Statthalter von Ali Ferrarese wiederum war im Hinblick auf den möglichen Kampf um Philos Ptetès mit einem Messer bewaffnet nützlicher, obgleich wir ihm die Waffe nicht ohne Bedenken überlassen hatten (er war und blieb ein Christenentführer). Eine militärische Taktik war noch nicht beschlossen worden, erst als wir die Hütte mitten im Wald erblickten, die einst ein Unterschlupf für Jäger gewesen sein musste, entschieden wir, was zu tun war.
    »Über die Seiten Naudé und ich. In der Mitte der Secretarius, der die Pistole hat«, beschrieb Kemal die Taktik der Annäherung. »Doch |582| vorher wird Atto einen Stein gegen die Tür werfen, ich schreie, dass die Bewohner herauskommen sollen, und wir warten ihre Reaktion ab. Schoppe und Barbello bleiben vorerst im Hintergrund, bewaffnet mit Steinen und Stöcken für den Zweikampf. Wir werden immer weniger in unserer Gruppe, aber nur die Harten überleben. Die anderen waren diese Seite des Grabens leid«, schloss er grinsend, womit er wenig Sehnsucht nach Mustafa und Guyetus bekundete und noch weniger Vertrauen in die Expedition von Hardouin und Malagigi.
    Da es sich um einen militärischen Angriff handelte, hatte der Statthalter Kastraten, Alte und Frauen zu Recht ausgespart.
    »Und ich?«, fragte der ehemalige Kommissar.
    Der Barbareske musterte ihn mit misstrauischer Miene.
    »Reserve. Nachhut. Verantwortlich für die Lebensmittelvorräte.«
    »Aber wir haben ja gar nichts mehr zu essen!«
    »Eben. Und jetzt jeder an seinen Platz.«
    Der Einwand des Freundes von Philos Ptetès traf jeden wie ein Messerstich in den seit zwei Tagen nüchternen Magen. Wir hatten einen nahezu viehischen Hunger. Keiner wollte es laut aussprechen, doch wenn der Überfall gelang, würden wir endlich an etwas Essbares kommen, und mit dieser uneingestandenen Gier schickten wir uns an, in Aktion zu treten.
    Die von dem gut gezielten Stein getroffene Tür antwortete mit einem trockenen Knacken. Aus dem Inneren kam keine Reaktion.
    »Ihr Männer in der Hütte, hört zu!«, schrie der Korsar. »Wir haben nicht die Absicht zu kämpfen. Wir wollen wissen, ob

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