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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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Ihr zwei Du Puy, ihr wisst genau, wer mich umbringen wollte. Von hier aus ist es nur ein kleiner Schritt, das Gegenüber öffentlich des Mordes zu beschuldigen.
    Whodunnit?
    Wer wollte Bouchards Tod? Augenscheinlich allein der Botschafter d’Estrées. Aber da niemals ein Prozess stattgefunden hatte, wird die juristische Wahrheit nicht mehr festgestellt werden können. Man muss sich fragen, wer Bouchard feindlich gegenüber stand, vor und nach seinem Tod.
Es ist nachgewiesen, dass Bouchard aus unerklärten Gründen zu einem bestimmten Zeitpunkt den Hass einiger Pariser Kreise auf sich zog. Mehrere Belege bestätigen dies; nicht nur die seltsame Missgunst des Kartäusers Du Puy, auch Briefe und sogar die Nachrufe der alten Freunde (vgl. J.J. Bouchard,
Oeuvres
, hrsg. v. E. Kanceff, Band I, Turin 1976–77, S. XIL ff.)
Die feindliche Umgebung war die der Gelehrten, die sich mit Synkellos, Teophanes und anderen griechischen Historikern der byzantinischen Zeit befassten. Dies hat der deutsche Wissenschaftler Ingo Her |760| klotz beobachtet (
Jean-Jacques Bouchard. Neue Spuren …
, op. cit.), der berechtigterweise darüber staunt, dass dies noch niemandem aufgefallen ist.
Fünf Jahre später, nachdem auch Papst Barberini verstorben ist, erinnern sich die Du Puys auf einmal an Bouchard. Sie fordern Lucas Holstenius, den Bibliothekar der päpstlichen Familie, nachdrücklich auf, die Papiere mit den privaten Studien Bouchards, die aufgrund des Testamentes in der Bibliothek der Barberini gelandet waren, nach Frankreich zu schicken (L.G. Pélissier,
Les amis d’Holstenius
, in: »Mélanges d’archéologie et d’histoire«, VII (1887), S. 62–128). So bemächtigt sich ausgerechnet die Bouchard feindlich gesonnene Pariser Schule von Byzantinisten seines Entwurfs für eine große Edition über Synkellos und andere griechische Geschichtsschreiber, die anfangs von Papst Barberini selbst unterstützt worden war. Das Projekt mündet in die berühmte Synkellos-Ausgabe von Jaques Goar (1601–1653),
Monachi et S.P.N. Tarasii, patriarchae
CP
., quondam Syncelli, Chronographia etc. Et Nicephori patriarchae
CP
. Breviar. chronograph. Georgius Syncellus ex Biblioth. Regia nunc primum adjecta vers. latina editus, tab. chronol. et annotat. Additae,
Paris 1652.
    Und weiter: Lucas Holstenius, der Bibliothekar der Barberini, strebte selbst die Herausgabe einer Edition über die byzantinischen Geschichtsschreiber, unter ihnen Synkellos und Teophanes, an, aber Kardinal Francesco Barberini hatte Bouchard im Vertrauen auf dessen intensivere Vorbereitung und Urteilsschärfe mit dieser Aufgabe betraut. Der deutsche, aus Hamburg stammende Lukas Holste (1596–1661), lateinisch Holstenius, war nur aus Karrieregründen zum Katholizismus konvertiert – auf Rat des Peiresc, auf dessen Empfehlung er auch bei den Barberini als Bibliothekar angestellt worden war. Seine ziemlich dürftige katholische Überzeugung verratend, hinterließ er nach seinem Tod alle seine Manuskripte der Bibliothek der durch und durch protestantischen Stadt Hamburg. Sein ganzes Leben lang hatte er reihenweise Editionsvorhaben gehegt (von der Bibel über die Kirchenväter bis hin zu den Neoplatonikern), ohne allerdings jemals eines von ihnen zum Abschluss zu bringen.

    Aber auch andere Rechnungen gehen nicht auf. Bevor Bouchards Tagebuch wiederentdeckt wurde, hatte man ihm weder homosexuelle Beziehungen noch sexuelle Abweichungen irgendeiner Art nachgesagt, einschließlich der |761| Impotenz, die in seinen Tagebüchern die Hauptrolle einnimmt. Nicht einmal ihm feindlich gesonnene Zeitgenossen wie etwa Chapelain oder Guez de Balzac, die ihn immerhin als Parasiten und Angeber beschimpften, erwähnten dies jemals. Die üble Nachrede, deren Opfer er kurz vor und nach seinem Tod wurde, betrifft ausschließlich sein Bestreben, Bischof zu werden (vgl. J.-L. Guez de Balzac,
Oeuvres
, Paris 1665,
passim
und Jean Chapelain,
Lettres
, Paris 1880,
passim
).

    Cassiano dal Pozzo kannte Bouchard. Beide standen sie in den Diensten der Barberini. Trotzdem scheint es, als wäre er erst nach dem Angriff von 1641 dessen Freund geworden. In den Akten Cassiano dal Pozzos, heute in der Accademia dei Lincei in Rom aufbewahrt, finden sich nur acht Briefe von Bouchard, drei von ihnen ohne Datum, genau vier aus dem Jahr 1641, aber aus den zehn Jahren zuvor nur ein einziger von 1633. Es ist schwer nachvollziehbar, warum Bouchard seine intimsten und kompromittierendsten Aufzeichnungen ohne vorherige

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