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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
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Amanda. »Nicht einmal das winzigste Mäuslein ist zu sehen oder zu hören.«
    »Nichts geschieht nach unserem Willen«, antwortete Ekuos der völlig überraschten Amanda. Plötzlich redete er mit ihr. »Wir werden jetzt nicht in die Nacht hineinsprechen, die nur noch ganz wenig atmet. Die Große Mutter sagte es ihren Tieren, nicht aber den Menschen. Nun sind nur noch wir hier und unsere Seelen sind die schwarze Nacht der vergangenen Leben. Also schweigen wir.«
    Es gab keine weiteren Worte mehr. Amanda schaute auf die Bäume, die ruhig standen, weil nicht einmal der Hauch eines Windes vorhanden war. Alles Leben um sie herum schien eingeschlafen zu sein. Sie war völlig durchgefroren, kalt bis aufs Blut. Als sie sich zu regen versuchte, schlug sie das Himmelsbild in seinen Bann. Es schien ihr, als kämen die Sterne auf sie zu. Sie brannten so hell, dass es ihre Augen schmerzte. Dennoch hielt sie ihren Blick fest nach oben gerichtet. Die Leuchtfeuer wankten hin und her wie die Wellen im See bei Sturmwind. Erstmals spürte sie, dass Ekuos ihren Händedruck erwiderte.
    »Wir werden sterben«, sagte sie.
    »Ja«, antwortete Ekuos. »Wir werden sterben und auferstehen.«
    Der Himmel öffnete sich von Westen her. Von da aus wurde es heller und heller. Alles dort oben schien in Bewegung geraten zu sein. Überall sonst blieb der Himmel dunkel. Auch die Sonne aus dem Osten blieb aus. Weit oben im Firmament brach die Dunkelheit ein wenig auf. Grelles Licht erschien, danach stürzten hellere Sterne heraus und bildeten eine zartblaue Blüte. An ihren Rändern strahlten die Sterne und der Himmel daneben wurde gelb. Aus der Öffnung der Blüte sprühte roter Sternenstaub heraus und verströmte über dem geweiteten Himmel. Zunächst schien es, als würde der Regen aus rotem Staub kein Ende nehmen, aber dann zeigten sich einige grelle Lichtkreise und zwischen ihnen erwuchs ein dunkelrotes Ungetüm, das sich nicht zu regen schien. Doch es begann sich zu bewegen und wurde schneller und schneller, rotierte in hohem Tempo und sog die gesamte Helligkeit samt ihrer Sterne in sich auf, bis nichts mehr zu sehen war als ein riesiger kahler Schädel mit einem dunkelroten Loch in der Mitte. In diesem Moment schienen sich sämtliche umliegende Berge in Bewegung zu setzen und auf den unheimlichen Berg zuzubewegen. Es waren nur wenige Armlängen bis dort hinüber. Die Berge leuchteten grünlich und ihre Spitzen zeigten ein undurchdringliches Schwarz. Ohne jeden Übergang war das Geschehene vorüber und eine tiefe Dunkelheit lag über dem Land.
    Hatten sie es gesehen oder waren es Bilder gewesen, die ihnen der unheimliche Berg geschickt hatte? Ekuos suchte die Sonne. Sie müsste doch längst den Tag gebracht haben. Doch es wurde nicht hell. Angestrengt versuchte er, im Dunkeln irgendetwas zu erkennen, aber es gelang ihm nicht.
    Das Licht!
    Fast unbemerkt hatte sich das Firmament wieder geöffnet und einen hellen Punkt an den Himmel gesetzt. Ekuos verfolgte den Punkt mit seinen Augen und glaubte zunächst, einen winzigen Stern zu sehen. Doch der Punkt bewegte sich und überquerte die Dunkelheit in immer höherem Tempo. Aus der Erde wuchs das Licht zum Himmel hinauf und strahlende Sterne verzweigten sich wie in einem riesigen Lebensbaum. Der rasende Punkt wurde größer und zog hinter sich einen gleißenden Lichtstrahl her. Der Himmel nahm eine grünliche Färbung an und hinter dem Lichtstrahl rötete sich das Firmament mit vielen kleinen Tupfern. Die Umgebung war still und es gab keinerlei Geräusche mehr. Die Tiere waren verschwunden. Selbst aus dem unruhigen Berg war nichts mehr zu hören. Kein Rauschen des Wassers, kein Klopfen oder Rumoren, nichts mehr. Als der grelle Punkt am Himmel immer größer wurde, schmiegte sich Amanda an Ekuos. Nach der schier endlosen Stille bahnte sich das blendende Licht seine Bahn und ein mächtiges Rauschen begann. Vor dem rasenden Lichtstrahl zeigte sich ein mattblauer Schweif, der immer weiter zurückreichte und über dem hellen Streifen schwebte, der dem Lichtstrahl folgte. Wie aus dem Nichts erschien der Mond hoch oben im Firmament, blutrot und in voller Größe. Dort stand ihm die Sonne gegenüber, völlig schwarz eingefärbt wie die Nacht der Nächte. Doch kaum gesichtet, verschwanden die göttlichen Scheiben wieder und das Rauschen nahm zu, bis es zu einem Lärm anstieg, wie ihn noch kein Sturm erreicht hatte. Dem schloss sich ein heftiges Grollen an, wie bei einem Gewitter bisher nicht gekannten Ausmaßes.

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