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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
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Schmuckhändler in der Stadt hatte sie gekannt. Aber wozu das alles? Ekuos setzte sich an einen Bach und schaute so lange in die Bewegungen des Wassers, bis die Dunkelheit kam. Er hatte sie an einen Schlachtplatz geführt und sie einen Tag zusehen lassen, wie die Tiere starben, damit die Menschen ihre Fressfeste begehen konnten. Dabei hatte sie an ihre Sippe der Kij denken müssen, für die das alles selbstverständlich war. Ihr Vater hatte einen Händler einmal fast totprügeln lassen, weil der keine Feigen und Trauben aus dem Land hinter den Bergen geliefert hatte. Ekuos hatte sie gelehrt zu verstehen, dass die Große Mutter Erde unter den Menschen litt. Eines Tages, so hatte er eines Nachts im Schlaf geflüstert, wird die Große Mutter die Götter hinter der Sonne bitten, dem ein Ende zu bereiten. Sie folgte Ekuos, der die Höhle durchlief, auf der anderen Seite nicht Halt machte und durch eine weitere schmale Höhle wieder die Seite erreichte, von der sie in den Berg eingestiegen waren. Der Nebel war noch da und besonders die Kälte, denn sie waren höher auf dem Berg als zuvor. Amanda sammelte Hölzer, von denen es nur wenige zu finden gab. Es reichte nur für ein spärliches Feuer und Ekuos erlaubte ihr, sich ein wenig an ihn zu lehnen. Seine direkte Nähe war ihr genug. Amanda spürte den Atem des Berges und hörte das Wasser in ihm rauschen. Auch ein regelmäßiges Klopfen vernahm sie, als würde ein Eisen gegen den Fels geschlagen. Waren sie in der Nähe des Riesen vom Berge und seinen Zwergen? Sie fürchtete sich nicht. Amanda sah Ekuos an, der steif neben ihr saß und seine Augen geschlossen hielt. Er schien auf etwas zu lauschen, also tat sie es ihm gleich. Weil sie nur den Berg hörte, fiel es ihr auf. Draußen war es völlig still. Es gab keine Geräusche von Tieren. Und egal, wann man unter den Bäumen entlanglief, immer hörte man ihre Stämme, die Äste oder die Blätter. Jetzt war es ruhig, wie tot. Amanda schaute auf das Wolfsfell, das Ekuos vom Berg mitgebracht hatte. Eine Wolfsmaske würde die Götterdämmerung ankündigen, hatte man sie gelehrt. Wenn einmal die Menschen von der Erde verschwinden, wird die Wolfsmaske sich vorher zeigen. Sollte es Ekuos sein, der sie tragen wird? Danach wird der Himmel auf die Erde stürzen. Niemand mag den Tod, dachte Amanda, selbst dann nicht, wenn er seinen Schatten nur über andere oder die Feinde gelegt hat und man selbst unversehrt zurückgelassen wurde und er gegangen war. Wie aber kam die Sehnsucht der Menschen nach der Anderswelt in das Leben? Amanda hatte keine Antwort. Auch nicht dazu, woher der Tod kam und wohin er ging. Sie wollte ihre dunklen Gedanken abschütteln und dachte an die letzten fröhlichen Tage ihrer Kindheit. Kaum war ein Fest vorüber, da dachten die Kinder bereits an das nächste Ereignis. Für sie war der Tag des Gottes Beltane ein besonderes Ereignis gewesen. Wie sein Name sagte, weihte ein helles Feuer die Zeit des Sommers und in der Mitte der Orte hatte ein grüner Baum zu stehen, der unter dem Jubel der Menschen von jungen Burschen aufgerichtet wurde. Amanda erinnerte sich gerne daran, wie sie im Wettstreit mit den Burschen durch das Feuer gesprungen war, weil es die bösen Krankheiten im Körper verbrannte und Beltane dafür sorgte, dass seine Hitze die Mutigen vor den bösen Geistern beschützte. Wer nicht den Mut hatte, durch das Feuer zu springen, der warf während des Festessens Speisen über die Schulter, damit auch die Geister satt wurden und Ruhe hielten.
    Als Amanda aus einem unruhigen Schlaf zurückkehrte, brannte vor ihr ein helles Feuer, aber Ekuos war nicht mehr da. Sie fragte sich, woher er das trockene Holz genommen hatte. Sie sah ihn vor der Höhle stehen. Er wirkte größer als bisher und nun trug er wieder sein schneeweißes Gewand, das vom Kinn bis zu den Füßen reichte. Es gab keinen Nebel mehr und der Himmel war voller leuchtender Sterne. Amanda suchte den Mond, doch sie sah ihn nicht. Niemals zuvor hatte sie so hell strahlende Sterne gesehen. Ekuos stand nur da und rührte sich nicht. Sie griff nach seiner Hand und hielt sie fest in der ihren. Er sah sie an. Amanda schaute in seine weit aufgerissenen Augen und ein Schauer lief durch ihren Körper. Sie gingen einige Schritte vor und standen direkt vor einem Felssturz. Wenn sie jetzt springen würden, kämen sie gemeinsam in die andere Welt, dachte Amanda. Aber wie wollte sie das wissen? Die Götter könnten anders entscheiden.
    »Wie still es ist«, sagte

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