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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
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Sog des Wassers entgehen zu können. Der große schwere Matu mit seiner Axt, an den erinnerten sie sich. Vielleicht war dieses Bild das Letzte, was die Feinde in ihrem Leben sahen, wie der Wolf und der Mann mit der Axt sich voreinander niederknieten. Niemand überlebte, wenn die Zeit gekommen war. Die kleine Insel versank im Fluss und die Feinde mit ihr.
    Ekuos sah, wie die große Wölfin langsam durch das Sonnenlicht schritt und bei der liegenden Amanda stehenblieb.
    »Kida«, flüsterte Ekuos.
    Atles reagierte mit Gesten. Er hatte die Ertrinkenden erkannt. Es waren seine Entführer. Jetzt war er sich sicher, dass von den Feinden keine Gefahr mehr drohte. Aber was lauerte dann auf sie?
    Als Werena mit Atles in Sichtweite kam, winkte ihnen Matu, dass sie dort am Berg bleiben sollten. Sie suchten sich einen Platz zwischen den Bäumen und warteten. Auch Amanda wartete und nur Matu lief unruhig herum.
    Er fiel aus dem Baum über ihr direkt vor Amanda und hielt zwei Messer in den Händen. Doch bevor er zustechen konnte, schleuderte Matu ihm einen Stein gegen die Schläfe und er brach zusammen. Amanda erkannte ihn sofort. Es war der Zwerg, der ihr als Tochter der Kij sein Leben verpfändet hatte und den sie zurückließ, als sie Ekuos gefolgt war. Sie konnte ihn nicht verstehen und sie verstand ihn doch. Ohne sie war er nur ein Gnom. Ihre Sippe nahm ihr Verschwinden als Verrat und vielleicht glaubten sie sogar, es war ihre Schuld, dass der Himmel auf die Erde gefallen war. Sie hatten den Zwerg ausgeschickt, sie zu finden und zu opfern. Amanda nahm die Messer, lief den Berg hinab zum Fluss und warf sie in das Wasser.
    Matu ließ einen durchdringenden Pfiff ertönen und die Pferde reagierten sofort. Ekuos war in seiner eigenen Welt, in der er pausenlos vor sich hinflüsterte und die Götter um Erbarmen bat für ihre Heimat und seine Begleiter, nicht für sich. Es geschah etwas und danach war es nur noch still. Ekuos glaubte, die Götter erwarteten, dass er sich opfern würde. Im Angesicht des Lichts und der Tatsache, dass die Feinde tot waren, wollten die Götter ein besseres Opfer. Ekuos schaute über den Fluss, aber der Tod war nicht mehr anwesend. Rosmerta hatte ihm gesagt, dass er dem Gott der Götter einmal Ehre erweisen müsse. Ein Gott, dessen Namen niemand ungestraft aussprechen durfte. Vom Flussufer löste sich eine Schlange und kroch direkt an der Gruppe vorüber zum Wald hin. Die Schlange war das Symbol des Sterbens und der Wiedergeburt. Darüber musste Ekuos nicht nachdenken. Er schaute zu Amanda hinüber, die auf den toten Zwerg blickte. Auch über sie musste er nicht nachdenken, wenn er den Göttern diente. Ekuos ging aus dem Leben und entstand aus sich selbst heraus wieder zu neuem Leben. Die Schlange verschwand im Wald. Das Licht wurde noch heller. So wird es sein. Ein Adler lud sein Gewicht auf einen hohen Ast, der laut aufstöhnte. Ekuos schaute hinauf. Der Adler wartete auf seine Seele.
    Matu schaute misstrauisch zu der Baumspitze. Ihm war ganz und gar ungemütlich in seiner Haut. Er verstand das alles nicht. Vielleicht war der Adler gar nicht wegen des Zwerges da, sondern er wartete auf eine neue Seele, damit sie alle weiterleben konnten? Er begriff von diesen geheimen Dingen nichts und schwieg dazu lieber.
    »Die Götter warten auf ein Dankesopfer. Dann wird die Erde wieder aufstehen und wir werden uns auf die Pferde setzen.« Amanda hob die Hände.
    Aber was sollen wir opfern, wir haben ja nichts, dachte Matu. Er stöhnte. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, sie wären mit den anderen in das Land des Lichts gezogen. Er hatte einen Zwerg getötet und niemand würde ihm sagen können, wie der Riese vom Berg und seine Wichte darauf antworten würden. Weil sich sein Pferd erschöpft auf den Boden gelegt hatte und der Zwerg tot am Fluss lag, fühlte Matu sich nicht wohl.
    Ekuos wusste, dass er sterben musste und wieder leben würde, aber er schwieg. Matu war nicht sehr klug, doch Ekuos mochte seine beharrliche Treue. Es wird der Himmel sein, der ihm sagen wird, wann er sprechen musste und wie die Dinge auf Erden zu regeln waren. In der Eile verlor der gewöhnliche Mann leicht den Verstand. Ekuos schüttelte den Kopf. Auch die, die ständig reden, damit sie von sich glauben können, dass sie leben, müssen einmal sterben. Ekuos starrte auf die Hand Amandas. Blut des Zwerges klebte daran. Hatte er nicht genug getan? Die Feinde waren nicht mehr und er musste seine Leute nun vor dem Verhungern bewahren.

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