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Das Nebelhaus

Das Nebelhaus

Titel: Das Nebelhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Berg
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kulminierten, sich versammelten und auf sie stürzten wie Dämonen. Herrn Nan zu heiraten war ihr größter Fehler gewesen. Auch wenn die ersten zwei Jahre mit ihm die schönsten ihres Lebens gewesen waren – die drei darauf folgenden waren die schrecklichsten, und die Zeit danach litt bis heute unter diesen drei Jahren. Frau Nan hatte ihm das Gute nie vergessen, aber das Schlechte nie verziehen. Frau Nan verabscheute ihren Mann, wohlwissend, dass sie bis zum Tod bei ihm bleiben würde.
    Herr Nan ahnte, was in seiner Frau vorging. Er litt Schmerzen deswegen, die er zeigte, indem er ihr Schmerzen zufügte.
    »Du hast das Essen von den Nachbarn gestohlen«, sagte er. »Ich habe die angebrochenen Packungen gesehen.«
    Frau Nan reagierte nicht.
    »Du sparst damit Geld, das du für andere Dinge verwendest, für das, was du im Schuppen tust. Ich verbiete dir, weiter bei den Nachbarn zu arbeiten und dir dort etwas zu verdienen. Was du tust, ist schändlich.«
    Frau Nan sah ihren Mann, dessen Anblick sie minutenlang gemieden hatte, unverwandt an. Sie musste kein Wort sagen, damit er verstand, wie grotesk dieses letzte Wort aus seinem Mund war. Nicht nur grotesk, geradezu unanständig. Herr Nan hatte jedes Recht auf dieses Wort verwirkt. Ebenso wie sie.
    Sie wischte den Tisch ab, dann verließ sie wortlos die Küche und ging hinaus. Dass ihr Mann hinter ihr herkam, merkte sie erst, kurz bevor sie die Tür des Schuppens erreichte.
    Herr Nan versperrte ihr den Weg. »Du gehst da nicht mehr hinein«, befahl er.
    Sie versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen. Er packte sie und drückte sie zurück. Sie wehrte sich. Ein stummer Kampf begann, dessen Frontlinie auf Frau Nans schmerzenden Handgelenken verlief.
    Endlich gelang es ihr, sich von ihm loszureißen. Ein Ruck, ein Brennen auf ihrer dünnen, verletzten Haut. Ein paar Sekunden sahen sie sich schwer atmend an.
    Mit einem plötzlichen Ausfall stürmte sie zum Schuppen, diesem Berg von Blumen, den Herr Nan daraus gemacht hatte. Mit dem Äußeren des Schuppens hatte Frau Nan nichts zu tun, ihre Welt begann im Inneren.
    Es gelang ihr, die Tür einen Spaltbreit zu öffnen und einen winzigen Augenblick lang die heißgeliebte, von Chemikalien gesättigte Luft zu atmen. Doch ihr Mann war schneller und stieß ihr die Tür vor der Nase zu. Für ihren linken Arm war es zu spät, er wurde auf der Höhe des Ellenbogens eingequetscht.
    Sie schrie auf. Tränen schossen ihr in die Augen, das Blut wich aus ihrem Gesicht. Mit der rechten Hand hielt sie die verwundete Stelle umklammert.
    »Das habe ich nicht gewollt«, sagte er mit einem unerhört ehrlichen Bedauern in der Stimme, weshalb jeder andere ihm die Entschuldigung abgenommen hätte. Dann änderte sich sein Tonfall. »Aber du bist selbst schuld. Ich habe dir gesagt …«
    Sie schlug wahllos auf ihn ein, sogar mit dem verletzten Arm, begleitet von kurzen, hellen Seufzern der Verzweiflung. Ihre Schläge waren viel zu schwach und unkoordiniert, um ihn zu verletzen, doch er war so verblüfft, dass er kurz zurückwich. Als er sich wieder gefangen hatte, packte er seine Frau an den Schultern und schüttelte sie.
    Nian Nan fühlte nichts mehr von ihrem Körper, gar nichts. Alle Schmerzen, die ein Mensch empfinden kann, konzentrierten sich auf ihr Innerstes, auf Herz und Seele. Frau Nan schrie nicht, sie öffnete noch nicht einmal den Mund. Ihre Lippen formten ein Lächeln, über das salzige Tränen flossen.
    In diesem Moment kam Yim dazu. Er ergriff die Hände seines Vaters, genau an der Stelle, wo die schimmelfarbenen Blutergüsse seiner Mutter waren, die sie zu verbergen versuchte, und gewaltsam löste er die peinigenden Hände von ihren Schultern. Spielend leicht und todernst im Ausdruck, siegte Yim über seinen Vater.
    Mit Macht zwang er ihn auf die Knie. Der alte Mann sank ins Gras, und mit einem letzten Stoß schickte Yim ihn vollständig zu Boden. Dort kauerte Viseth Nan, ein winselndes Elend, und streute sich Gras über den Kopf.
    »Es tut mir leid«, wimmerte er immer wieder. Speichel tropfte aus seinem Mundwinkel. »Es tut mir ja so leid.«
    »Fasst er dich häufiger so an?«, fragte Yim seine Mutter.
    »Nein, es war das zweite Mal.«
    Yim wandte sich wieder seinem Vater zu. »Wenn du das ein drittes Mal machst, breche ich dir die Rippen. Haben wir uns verstanden?«
    Als er sich vergewissern wollte, dass seiner Mutter nichts fehlte, war sie bereits im Schuppen verschwunden, in ihrem Reich, zu dem niemand Zutritt hatte – auch er

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