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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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erschossen. Er wollte selbst bestimmen, wie lange er lebt und wie sehr er leiden muss.»
    «David hat mir von seiner schweren Krankheit erzählt und auch von allem anderen, was mit Rytkönens Tod zu tun hat. Laitio hat Ganoven gehasst, es muss also ein gewaltiger Schritt für ihn gewesen sein, die Tat auf sich zu nehmen und einen wie Trankow zu decken. Natürlich hat er es nur deinetwegen getan, und deshalb, weil Rytkönen durch und durch verdorben war. Friede seiner Seele. Laitios Seele, meine ich.» Rand faltete die Hände und senkte den Kopf. Seine Scheinheiligkeit widerte mich an.
    «Auch Laitio wusste nicht alles», fuhr Rand fort. «Eine geheime Operation soll schließlich undurchschaubar sein. Vielleicht dürfte ich dir die Wahrheit nicht enthüllen, aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich es dir schuldig bin. David hat die Entscheidung mir überlassen. Es handelt sich schließlich um mein Leben, er hat nur mitgespielt.»
    «Mitgespielt? Wobei?»
    «Bei der Aufdeckung des Pädophilenrings. David war an der Operation selbst nicht beteiligt, weil er schon mit dem Isotop-Handel zwischen Wasiljew und Gezolian beschäftigt war. Wir sind ja beide verdeckte Ermittler. David hat sich auf Geldwäsche und politische Verbrechen spezialisiert, ich auf Sexualdelikte. Es gibt in diesem Bereich drei Sorten von Ermittlern. Für die erste Gruppe ist es nur ein Job, man macht Täter dingfest und verhütet Verbrechen wie in jedem anderen Bereich der Polizeiarbeit. Die Leute in der zweiten Gruppe führen einen persönlichen Kreuzzug gegen Sexualverbrechen. Vielleicht sind sie selbst oder Menschen, die ihnen nahestehen, missbraucht worden. Deshalb haben sie beschlossen, Sexualtäter zu vernichten, und gehen dabei manchmal zu weit. Die Ermittler der dritten Sorte werden vom gegenteiligen Motiv geleitet. Dieser Sektor der Kriminalität fasziniert und erregt sie, und indem sie Delikte aufklären, können sie ihre eigene Begierde stimulieren. Sie sind glücklicherweise dünn gesät, aber es gibt sie.»
    «Und du gehörst zur dritten Sorte? Du bist also kein gewöhnlicher Verbrecher, sondern eine ganz spezielle Art von Polizist. Eine so beschissene Verteidigung habe ich nicht mehr gehört, seit Valentin Paskewitsch versucht hat, die Schuld an der Entführung von Helena Lehmusvuo auf Juri abzuwälzen!»
    Ich spuckte wütend auf den Felsen. Rand nahm die Brille ab und polierte sie sorgfältig mit seinem Schal, bevor er sie wieder aufsetzte, mir direkt ins Gesicht blickte und antwortete: «In diesem Punkt irrst du dich, Hilja. Ich gehöre zum Typ zwei.» Seine Augen bohrten sich in meine, als er fortfuhr: «Es war einmal ein Junge namens Jaan, dessen Eltern sich scheiden ließen, als er noch ganz klein war. Zum Glück fand seine Mutter bald einen neuen Mann, Mati. Mati war Bauarbeiter und trank überhaupt nicht, und außerdem mochte er Kinder sehr, sehr gern. Es gefiel ihm, dass seine neue Frau einen kleinen lockenköpfigen Jungen mit in die Ehe brachte. Das gefiel ihm so gut, dass der Junge ihn oft umarmen und allerlei mit Matis Pimmel tun musste, natürlich nur, wenn die Mutter nicht da war. Das war eine Sache unter Männern, daran war nichts Schlimmes. Das sagte Mati. Leider brachte der kleine Junge es nicht fertig, den Mund zu halten, sondern erzählte seiner Mutter davon. Die schlug ihn und beschimpfte ihn als Lügner. Der Junge sprach kein zweites Mal davon, aber eines Tages kam die Mutter früher nach Hause und sah, wie das Lutscherspiel gespielt wurde. Da musste Mati gehen, und die Mutter sagte, über die Sache werde nie mehr gesprochen, mit keinem. Und der Junge schwieg, bis zur Pubertät, als sein bester Freund, der aus Finnland zugezogene Herzensbrecher David, ihn fragte, weshalb er keinen Kontakt zu Mädchen suche. David sagte, es mache nichts, wenn ein Junge schwul sei. Aber das war er gar nicht. Er glaubte nur, sein Körper würde für niemanden mehr taugen, weil Mati ihn verdorben hatte.»
    Ich schlug die Augen nieder, denn Rands Blick war so offen und schutzlos, dass ich ihm nicht standhielt. Dennoch war ich nicht fähig, Mitleid mit ihm zu empfinden. Warum hatte er den Mädchen angetan, was ihm selbst als Kind widerfahren war?
    «Hat der Junge es seinem Freund erzählt?», fragte ich und starrte auf das Meer.
    «Nicht sofort. Dazu brauchte es eine Flasche Viru-Valgea-Schnaps und einige Flaschen dunkles Saku-Bier. Und am nächsten Tag hatten beide einen Moralischen. Ich, weil ich meine Schande gestanden hatte, und

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