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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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immerhin mit ihm gelebt, Vanamo hat er lediglich gezeugt. Beim Prozess hat sein Anwalt behauptet, Kurkimäkis Vaterschaft sei nicht eindeutig nachzuweisen, und ich habe natürlich keine Forderungen an ihn gestellt.»
    «Aber ihr wohnt im selben Haus wie damals. Es ist leicht, euch zu finden.» Ich kullerte die letzte Moosbeere vom Dessert über den Teller, sie hinterließ eine feuchte rote Spur auf dem weißen Porzellan.
    «Hast du kein Vertrauen zu den Ärzten? Wenn sie der Meinung sind, dass man deinen Vater freilassen kann, dann wird es wohl stimmen.»
    «Willst du etwa ruhig abwarten? Und wenn er Vanamo etwas antut?» Saaras Gelassenheit ging mir wirklich auf die Nerven.
    «Die eigene Wange kann ich hinhalten, aber mein Kind verteidige ich bis zum Letzten. Mach Vanamo bitte keine Angst. In unserem Dorf hat man gelernt, sich vor Fremden zu hüten, und Vaters Gewehr ist immer geladen. Wir haben unsere Lektion gelernt. Trotzdem wollen wir nicht ständig in Angst und Hass leben.»
    Ich hätte Saara gern Jaan Rands Geschichte erzählt und gefragt, was sie davon hielt, doch dazu hatte ich keine Gelegenheit mehr, denn Vanamo kam zurück.
    «Jouni sagt, wenn ich ein bisschen größer bin, kann ich bei ihm in der Küche arbeiten. Er ist richtig nett, obwohl er zum Fürchten aussieht. Was würde Opa wohl zu den Bildern auf seiner Haut sagen? Und weißt du was, Hilja, ich glaube, Jouni hat die Monika lieb. Er spricht so mit ihr.»
    Saara und ich tauschten Blicke. Kinder ließen sich nicht leicht täuschen, während Erwachsene nur das sahen, was sie sehen wollten.
    Ich begleitete meine Schwester und ihre Mutter an den Bus nach Käpylä. Sie wollten am Abend noch Verwandte besuchen und am nächsten Morgen mit dem Frühzug nach Hause fahren. Ich umarmte Vanamo, gab Saara zum Abschied die Hand und versprach, irgendwann im Sommer zu Besuch zu kommen. Dann würde Vanamo mir zeigen, wo sie am liebsten schwimmen ging, und ich würde sie für ein paar Tage nach Hevonpersii mitnehmen.
    Die Wohnung am Bulevardi war leer, alle waren nach Långvik gefahren. Ich hatte Juri erzählt, dass ich meine Schwester und ihre Mutter treffen würde, und er wäre bereit gewesen, mich in Kirkkonummi vom Zug abzuholen, doch ich wollte lieber über Nacht in Helsinki bleiben, falls man mir nicht ausdrücklich befahl, in die Villa zu kommen. Ich zog Latexhandschuhe an und band mir ein Tuch über die Haare, dann durchsuchte ich alle Räume, entdeckte aber nichts Interessantes außer der Tatsache, dass einer von Hannas Schränken abgeschlossen war. Es wäre mir nicht schwergefallen, ihn zu öffnen, doch dabei hätte ich Spuren hinterlassen. Dann sah ich mir den Film
Casablanca
an, den ich in Syrjänens Sammlung gefunden hatte. Zuletzt hatte ich ihn in einem kleinen Kino in New York gesehen. Damals hatte ich Ilsa für verrückt gehalten, weil sie den Mann, den sie liebte, aus Pflichtgefühl verließ. Dieser Meinung war ich immer noch.
     
    David rief am Dienstag an. Ich hatte Mühe, den Anruf anzunehmen, denn Julia hatte mich als Medienassistentin eingespannt. Sie überlegte, welcher russischen Illustrierten sie ihre Hochzeit mit Syrjänen verkaufen sollte.
    «Wozu der ganze Aufwand, wenn niemand von dem Fest erfährt? Ich gebe natürlich einer Illustrierten das Exklusivrecht. Welche von diesen findest du am elegantesten?», fragte sie gerade, als mein Handy klingelte. Ich vermutete, dass der unbekannte Teilnehmer David war, also musste ich mich melden, weil ich nicht zurückrufen konnte. Ohne mich um Julias empörten Blick zu kümmern, ging ich in mein Zimmer.
    «Ich bin in Helsinki. Gleich treffe ich mich mit Jaan in der Atelier-Bar im Torni, und dann fahre ich nach Kopparnäs. Ich habe am Flughafen ein Auto gemietet. Wann kannst du kommen?»
    «Heute jedenfalls nicht. Ich versuche es morgen einzurichten. Übernachtest du im Gasthof?»
    «Ich schicke dir meine Handynummer per SMS , dann kannst du mir Bescheid geben, wann du kommst. Hoffentlich sehen wir uns bald.»
    Mein Unterleib glühte beim bloßen Gedanken an Davids Berührung.
    «Welchen Namen verwendest du momentan?»
    «Ich bin immer noch Anton Raud. Da Gezolian mich in Leysin nicht erkannt hat, bin ich unter diesem Namen sicher. Ich habe einen estnischen Pass. Du bist Jaan im Zoo begegnet, habe ich gehört.»
    «Darüber können wir reden, wenn wir uns treffen. Ich versuche es morgen einzurichten.»
    «Du hast doch den USB -Stick noch, den du aus meiner Schublade in Montemassi geklaut hast? Den

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