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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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sicher noch nicht verlassen sein, denn es war erst kurz nach elf. Wenn Jouni noch in der Küche war, konnte er mir einen Speckpfannkuchen oder einen Renfleisch-Käse-Auflauf machen. Als ich endlich am Hintereingang des Restaurants stand, war ich ganz nass vom Schnee. Ich lächelte in die Überwachungskamera, die ich selbst angebracht und ausgerichtet hatte. Dann klopfte ich ans Küchenfenster. Keine Antwort. Ich spähte hinein.
    Ich sah zwei Menschen, die sich umschlangen. Der eine war ein glatzköpfiger Mann im Kochkittel; er war so stark tätowiert, dass er den Gästen nicht unter die Augen treten durfte, sonst hätten sie nicht gewagt, die von ihm zubereiteten Speisen zu verzehren. Die andere Gestalt war eine blonde Frau, nach ihrer Darmerkrankung immer noch zerbrechlich, die in den Armen des Mannes fast verschwand.
    Ich klatschte mit der flachen Hand gegen die Fensterscheibe. Das war keine moralische Stellungnahme, auch wenn Jouni verheiratet war und Monika es wusste. Man konnte niemanden für immer besitzen. Aber ich hatte Hunger, und im Sans Nom gab es Essen. Monika löste sich von ihrem Küchenchef und öffnete die Tür.
    «Hilja! Was machst du denn hier?» Sie wirkte schuldbewusst.
    «Ich bettle um Essen. Habt ihr etwas übrig?»
    «Du verstehst dich darauf, immer im passenden Moment aufzutauchen», feixte Jouni. Wir hatten die Angewohnheit, so zu tun, als ob wir uns verabscheuten. «In der Spüle steht ein Topf, in dem das Essen angebrannt ist, und zwar gründlich. Ich würde ihn wegwerfen, aber Monika meint, er wäre noch zu gebrauchen. Du kommst gerade richtig, ihn zu schrubben.»
    «Mach es selbst, Kochbursche! Ich brauch was zu spachteln! Je fetter, desto besser.»
    «Im Ofen geschmorter Schweinsnacken?», schlug Monika vor, und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Zu guter Letzt saßen wir alle drei am Tisch, ich aß zwei große Portionen, trank zwei Glas Bier dazu und fragte mich, wie ich es fertiggebracht hatte, im Sans Nom zu kündigen.
    Als ich durch die von Neuschnee bedeckten Straßen nach Hause zurückkehrte, wusste ich die Antwort. Ich hatte nicht anders handeln können. Ich sehnte mich nicht nach Sicherheit, sondern nach Gefahr.

13
    Laitio beantwortete meine SMS zwei Tage später. «Bin im Krankenhaus. War verdammt noch mal bewusstlos geworden, meine Alte hat den Notarzt gerufen. Übermorgen wieder nach Hause. Komm bald. LDG »
    Ich hatte den Nagant gereinigt und eingefettet und die beiden Patronen ins Magazin gesteckt. Mehr würde Laitio nicht brauchen. Ich schrieb ihm, ich käme, wann immer es ihm passte. Wieder würde ich die Wohnung von Frau Voutilainen zum Umkleiden benutzen müssen.
    Den Rest der Woche verbrachte ich damit, Julia beim Shoppen zu begleiten. Eines der dreistesten Klatschblätter des Landes hatte vergeblich versucht, Usko Syrjänens Braut für ein Interview zu gewinnen, und aus Ärger über die Abfuhr lauerte eine Fotografin der Illustrierten von Zeit zu Zeit am Bulevardi, um Julia mit Massen von Einkaufstüten abzulichten. Die Menschen brauchten jemanden, den sie beneiden konnten, und nach Ansicht der Zeitschrift hatte das Volk ein Anrecht darauf, zu erfahren, wie die Reichen lebten – dabei verschwendete Julia keineswegs das Geld der Steuerzahler, sondern das Erbe ihres ersten Mannes. Gleich zu Beginn meiner Tätigkeit bei Julia hatte die Paparazza versucht, mich zu bestechen; als der Versuch erfolglos blieb, hatte sie mich mit der Drohung erpressen wollen, sie würde auch mein Bild veröffentlichen, wenn ich mich weigerte, mit ihr zusammenzuarbeiten und ihr zu einem Interview mit Julia zu verhelfen. In einer Kurznachricht hatte das Klatschblatt verkündet, Syrjänens millionenschwere Braut wage sich nicht ohne Leibwächterin aus dem Haus. Genau vor dieser Art von Publicity hatte Mike Virtue uns immer wieder gewarnt. Einige meiner Kurskollegen arbeiteten für Superpromis, und Charlie Davis hatte sogar vor Gericht gestanden, weil er einen Fotografen angegriffen hatte, der seine für den Oscar nominierte Klientin verfolgte. Ich konnte mir vorstellen, dass Mike, auch wenn er sich immer bemühte, die Ruhe in Person zu sein, getobt hatte, als er davon erfuhr.
    Ich hatte die Paparazza in ihre Schranken verwiesen, doch nun erwartete sie uns mit neuer Energie vor dem Haus am Bulevardi. Gegen sie würde vermutlich nur körperliche Gewalt helfen. Sie wirkte viel zu klein und zart für ihre Kamera mit dem riesigen Objektiv. Drohungen gegen die Fotografin würden natürlich die

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