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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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führte eine gynäkologische Privatpraxis in einem Ärztezentrum. Es handelte sich also nicht etwa um eine Frau, die sich ihr Leben lang für einen Mann aufgeopfert hatte und dann im Alter verstoßen wurde. Es war Satu gewesen, die bei Syrjänens erster Frau Eierstockkrebs diagnostiziert hatte. Bald nach der Beerdigung hatten die Ärztin und der Witwer zueinandergefunden.
    Ich hatte Julia Anweisungen gegeben, wie sie sich bei einer Begegnung mit Satu verhalten sollte: Tu nichts, sag nichts. Benimm dich, als sei die Frau Luft. Wir wollen keine Anzeige wegen Körperverletzung oder Beleidigung riskieren. Zu Julias Glück schrie Satu auf Finnisch. Das war natürlich publikumswirksam, aber Julia verstand kaum etwas von dem, was sie sagte, außer Wörtern wie Fotze und Hure, die man auf den Straßen von Helsinki so oft hörte wie das Wörtchen und.
    «Verschwinde!», fauchte ich Satu an, als sie nach mir schlug. Sie war fünfzehn Zentimeter kleiner als ich, aber ihr Schlag war kraftvoll. Ich packte sie an den Handgelenken und nahm sie in einen lockeren Polizeigriff. Falls die Sache vor Gericht kam, hatten wir zahlreiche Zeugen und sogar Fotos, die bewiesen, dass Satu zuerst angegriffen hatte. Nachdem ich sie einen Moment festgehalten hatte, ließ ich sie los.
    «Du musst eine Menge zu fürchten und zu verbergen haben, wenn du solch einen Gorilla zu deinem Schutz brauchst!» Satu versuchte, sich an mir vorbei zu Julia zu drängen, doch ich breitete die Arme aus. Das Serienfeuer der Kamera hielt an, bald würde mein sorgfältig gehütetes Gesicht im Internet stehen, wo es jeder Beliebige jederzeit finden konnte. Aber ich hatte keine Handhabe, die Fotografin zu zwingen, mir die Speicherkarte ihrer Kamera auszuhändigen.
    Endlich trafen die Wärter des Shopping-Centers ein. Zum Glück verstanden sie ihr Handwerk. Sie drohten Satu, die Polizei zu alarmieren, wenn sie nicht freiwillig ginge. Die Fotografin schloss sich ihr an, und ich bestellte ein Taxi. Einer der Gaffer bat Julia um ein Autogramm; als sie kühl ablehnte, bedachte er sie mit ähnlichen Schmähungen wie Satu.
    Syrjänen würde seinen Anwalt einschalten müssen. Ein Anruf beim Chefredakteur des Tratschblattes war das Mindeste. Ich sorgte mich so wenig um Julia, wie sie sich um Satu scherte, aber ich machte mir Sorgen um mich selbst. Wenn die Fotos an die Öffentlichkeit kamen, war ich wie ein beringter Luchs, dessen Bewegungen jeder verfolgen konnte. Eine bedrückende Vorstellung.
    Auf meinem Computer fand ich endlich eine Nachricht von Hauptmeister Niilo Rämä vor.
    Hallo, Hilja Ilveskero,
     
    ich war im Winterurlaub, daher die späte Antwort. Ich erinnere mich an den Fall Jari Ilveskero. Meines Wissens wurde dir eine Kopie des Obduktionsberichtes zugeschickt, weil du als nächste Verwandte des Toten registriert warst. An der Leiche wurden keine Spuren äußerlicher Gewalt festgestellt. Die Todesursache war Herzstillstand, der dem eigentlichen Ertrinken vorausging.
    Wir haben damals überprüft, wo sich Keijo Kurkimäki auf seiner Flucht aufgehalten hat, aber er bestritt, in Hevonperseensaari gewesen zu sein und seinen ehemaligen Schwager getroffen zu haben. Die Polizei konnte ihm nichts Gegenteiliges beweisen. Leider haben wir nicht die Ressourcen, den Fall wieder aufzurollen, sofern sich keine neuen Indizien finden.
    Was Keijo Kurkimäkis Freilassung betrifft, schlage ich vor, dass du dich direkt mit der Klinik in Verbindung setzt. Soweit ich weiß, hat dein Vater dich nie persönlich bedroht, daher wirst du wohl nicht über seinen Hafturlaub unterrichtet werden.
    In Klartext übersetzt, teilte Niilo Rämä mir mit, dass er nicht das geringste Interesse daran hatte, die alte Geschichte wieder auszugraben. Onkel Jaris Tod war abgehakt und im Polizeiarchiv verschwunden. Außer mir hatten sich nur die Hakkarainens gewundert, wieso sich ein erfahrener Fischer auf dem See so ungeschickt angestellt hatte, aber auch sie hatten die Unfalltheorie schließlich akzeptiert.
    Natürlich hatte Keijo Kurkimäki geleugnet, auch nur in der Nähe von Hevonpersiinsaari gewesen zu sein, als Onkel Jari ertrank. Die Polizei hatte es sich leichtgemacht, die Statistiken sahen besser aus, wenn sie kein ungeklärtes Kapitalverbrechen aufwiesen. Und mit Laitio verlor ich nun den einzigen Verbündeten bei der Polizei, den ich je gehabt hatte.
    Als das Signal für eine SMS ertönte, griff ich nach meinem Handy. Eine unbekannte Nummer, aber der Absender nannte seinen Namen. «Jaan Rand

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