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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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sich. Sport war seine einzige Droge. Mitunter hatte er diejenigen von uns angeschnauzt, die verkatert zu den Vorlesungen erschienen, aber Drogentests hatte die Akademie nicht durchgeführt.
    Julias Hauptaufgabe in New York waren Hochzeitseinkäufe. Außer dem Brautkleid wollte sie auch Accessoires erstehen. Syrjänen hatte vor, im Frack zu heiraten, den eine Näherin in Helsinki passend abnähen konnte, aber Julia wollte in New York maßgefertigte Lacklederschuhe für ihn bestellen. Sie vermaß seine Füße zu verschiedenen Tageszeiten. Obwohl es für Syrjänen die dritte und für Julia die zweite Trauung war, nahmen sie die Vorbereitungen ungemein ernst. Einen Tag vor der Reise trafen wir uns im Sans Nom mit dem Floristen, den Julia ausgewählt hatte und den auch Monika gelegentlich engagierte. Er entwarf vorwiegend Blumenarrangements für Kreuzfahrtschiffe und erkundigte sich natürlich als Erstes nach dem Budget. Seine Augen leuchteten auf, als Julia kurzerhand erklärte, der Rechnungsbetrag spiele keine Rolle. Da die Räume des Sans Nom schlicht waren, sollten die Blumen für festliche Pracht sorgen.
    Syrjänen und Trankow brachten uns zum Flughafen. Juri hatte mich am Vorabend gefragt, ob Laitio seine Absicht bereits verwirklicht habe. Syrjänen wiederum war sauer, weil einer der Politiker seines Vertrauens, dessen Wahlkampagne er besonders großzügig gefördert hatte, ihm nun mitgeteilt hatte, er könne die Kopparnäs-Pläne nicht unterstützen.
    «Das Schlitzohr mutiert plötzlich zum Grün-Sozi!», schnaubte er auf der Fahrt zum Flughafen. Juri und ich saßen vorn im Wagen und hörten zu.
    «Es kann ja immer mal einen Unfall geben. Möchtest du, dass sich Papa um die Sache kümmert?», fragte Julia mit zuckersüßer Stimme. «Juri ist nicht fähig, irgendwem Angst einzujagen, und Hilja brauche ich selbst. Mein Vater kann dir ein paar von seinen Männern schicken.»
    «Das ist in Finnland nicht üblich, Schatz.»
    «Das ließe sich ändern. Du bist in manchen Dingen viel zu brav, mein lieber Usko.»
    Trankows Gesicht war rot, seine Hände umklammerten das Lenkrad. Er hatte es immerhin fertiggebracht, meinem Vorgänger als Leibwächter von Anita Nuutinen mit einer Eisenstange das Knie zu zertrümmern und Rytkönen zu erschießen, aber damit konnte er vor Julia und Syrjänen nicht gut prahlen. Mitunter hatte ich den Eindruck, dass Julia es darauf anlegte, Juri zu irgendeiner verrückten Reaktion zu provozieren. Sie spürte wohl, wie empfindlich er war.
    Vor der Sicherheitskontrolle schüttelte Syrjänen mir die Hand und küsste Julia ausgiebig. Eine junge Frau fotografierte die Szene mit ihrem Handy, ich bat sie, es zu unterlassen.
    «Das hier ist ein öffentlicher Raum», gab sie naseweis zurück. «Und ich verkaufe die Fotos an keine Zeitung, ich will sie bloß in mein Facebook-Reisetagebuch stellen.»
    «Lach dir lieber einen an, den du selbst küssen kannst», knurrte ich. Trankow umarmte mich und riet mir, mich vor den rasenden gelben Taxis in Acht zu nehmen. Wieder sah ich den hündischen Blick in seinen Augen und war froh, als die Männer hinter der Trennscheibe zurückblieben. Julia seufzte frustriert, denn auch bei der Passkontrolle mussten wir Schlange stehen.
    Es herrschte klares Wetter, die Gletscher Grönlands waren deutlich zu sehen. Da Julia lieber am Gang saß, hatte ich Gelegenheit, die Aussicht zu bewundern. Julia sah sich Filme an und meckerte über die Qualität des Champagners, leerte aber auch meine Flasche. Irgendwann schlief ich ein und schrak erst hoch, als das Signal für die Sicherheitsgurte ertönte und anzeigte, dass wir zur Landung ansetzten. Plötzlich spürte ich dasselbe Gefühl, das mich meistens überkam, wenn ich von der Landstraße auf den Weg nach Hevonpersii abbog: Ich war auf dem Weg nach Hause. Es tat diesem Gefühl keinen Abbruch, dass es wie aus Kübeln goss, die Schlange bei der Einreisekontrolle nur äußerst langsam vorrückte und der hispanische Beamte so mürrisch dreinblickte, dass selbst Julia klug genug war, keine Szene zu machen. Ihre beiden Koffer und mein Trolley kamen pünktlich an. Julia hatte angekündigt, einen dritten Koffer zu kaufen, falls der Platz nicht reichte. Ein Brautkleid für dreißigtausend Dollar könne natürlich nicht im Frachtraum transportiert werden, sie würde es im Handgepäck mitnehmen.
    Ich hatte eine Limousine für uns bestellt; Julia runzelte die Stirn, denn es war ein normal großer schwarzer Pkw. Wir hatten Zimmer in einem

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