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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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stand.
    Laitio hatte die Tür bereits geöffnet, Reiska betrat den Raum, in dem dicker Zigarrenqualm hing. Laitio saß an seinem Schreibtisch, auf dem eine Flasche Talisker und zwei Gläser standen, von denen eins bereits gefüllt war. Er paffte eine dicke Zigarre, wirkte aber selbst in Reiskas Augen irgendwie versackt, obwohl er noch nicht betrunken war.
    «Guten Tag.» Laitio gab Reiska die Hand, was dieser seltsam fand. «Du hast doch die Tür zugemacht? Sonst beschwert sich die Nachbarin wieder über den Qualm. Magst du einen Whisky und eine Zigarre?»
    «Ist mir recht. Gieß das Glas nicht ganz voll.»
    Laitio trank zuerst aus seinem Glas und füllte es auf, dann goss er Reiska zwei Fingerbreit ein und schob ihm die Zigarrenkiste, das Feuerzeug und den Abschneider hin. Er trug einen Hausanzug aus dunkelblauem Frottee, offenbar eine Neuanschaffung, denn der Anzug saß gut an seinem abgemagerten Körper. Reiska zündete die Zigarre an und machte zwei Züge, bevor er zum Whisky griff.
    «Darauf, dass …», sagte Laitio, ließ den Satz aber unvollendet. Die beiden Männer stießen miteinander an.
    Nach einigen Schlucken kam Laitio zur Sache.
    «Du hast mitgebracht, worum ich dich gebeten habe?»
    «Ja. Einen Nagant der russischen Armee.»
    «Kann man ihn zurückverfolgen?»
    «Glaub ich nicht.» Reiska berichtete, wie der Revolver zuerst in Trankows und dann in Hiljas Besitz gelangt war. Laitio schnaubte und fluchte, lachte auch einmal auf und musste sich anschließend den Schleim aus der Kehle husten.
    «Russisches Roulette, gütiger Himmel! Warum hasst der Paskewitsch seinen Sohn dermaßen? Ein Polizist wie ich, der bloß den Grundkurs in Psychologie absolviert hat, kapiert das nicht.»
    «Der Hass beruht auf Gegenseitigkeit. In der Trommel sind zwei Kugeln. Ich nehme an, die reichen.» Reiska betrachtete Laitio durch seine Spiegelbrille, es war gut, dass seine Augen verborgen waren, denn er begann mit den Wimpern zu klimpern. Hastig trank er von seinem Whisky. Auf dem Rückweg würde er wohl auch die Bierdose leeren müssen.
    «Eine sollte genügen. Richte dem Trankow aus, dass ich ihn in guter Erinnerung behalte – falls ihm das etwas bedeutet.» Laitio leerte sein Glas und füllte es gleich wieder auf. «Ich habe nicht vor, mich im Suff zu erschießen. Wenn es so weit ist, will ich nüchtern sein. Aber heute habe ich mal Gelegenheit zu einem Nachmittagsbesäufnis, weil meine Alte im Spa ist. Sie wollte absolut nicht hin, aber ich habe ihr gesagt, lass dich pflegen, damit du bei der Beerdigung blühend aussiehst. Da hat sie das Spültuch nach mir geworfen, nach einem kranken Mann!»
    Reiska war ohnehin kein Redekünstler, aber jetzt fand er gar keine Worte mehr. Nicht einmal die Zigarre half.
    «Außerdem haben Frau, Tochter und Schwiegersöhnchen bald was anderes im Kopf. Meine Tochter ist schwanger, noch dazu mit Zwillingen. Der Termin ist im September, aber so lange bleiben die beiden bestimmt nicht im Bauch. Einer geht, zwei kommen. Das ist der Lauf des Lebens. Gib mir mal die Kanone, damit ich sie mir angucken kann.»
    Reiska holte das Bündel aus dem Rucksack und legte es auf den Tisch. Laitio packte die Waffe langsam aus.
    «Eine Schönheit, und gut gepflegt. Es würde mich fuchsen, wenn ich die Sache mit einem Stück Schrott erledigen müsste. Die hat also Makkonen vermittelt … Den kenne ich.» Laitio bekam erneut einen Hustenanfall, einen Moment lang sah er aus, als würde er ersticken. Dann stürmte er an Reiska vorbei aus dem Zimmer, gleich darauf drangen würgende Geräusche aus der Toilette.
    Reiska betrachtete den Revolver. Noch konnte er ihn einpacken und wieder mitnehmen, Laitio war zu schwach, um ihn daran zu hindern. Aber Reiska war ein Mann, der Wort hielt, und einen Kameraden ließ man nicht im Stich.
    Als Laitio keuchend und mit rot geflecktem Gesicht zurückkam, stand Reiska auf. Er musste gehen, denn unter seinen Klamotten drängte Hilja hervor, so gewaltsam, dass Reiska bald die Kontrolle verlieren würde. Laitio ließ sich auf seinen Stuhl fallen und trocknete sich das Gesicht. Dann nahm er die Waffe, wickelte sie wieder ein und legte sie in seine Schreibtischschublade. Er schloss die Schublade ab und versteckte den Schlüssel in der Zigarrenkiste.
    «Wann …» Den Rest der Frage brachte Reiska nicht über die Lippen.
    «In einigen Tagen. Ich muss vorher noch ein paar Dinge erledigen. Aber es bringt nichts, die Sache hinauszuschieben. Ich weiß, was ich tue.» Laitios

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