Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
Vom Netzwerk:
kannst natürlich auch mitkommen, wenn du willst. Oder hat Julia dir für heute Abend freigegeben?»
    Darüber hatten wir noch gar nicht gesprochen. Ich konnte einen Abstecher in die Morton Street machen, wo ich während der Ausbildung gewohnt hatte. Marys Neffe Adam Bates, der jetzt dort lebte, hatte mir ja eins von Marys Gemälden als Erinnerungsstück angeboten. Vielleicht war es noch nicht zu spät für einen Besuch.
    «Ich möchte unter vier Augen mit dir über das Angebot sprechen, das ich neulich am Telefon erwähnt habe», sagte Gezolian und sah mir fest in die Augen. «In der Hotelbar, später am Abend. Ich melde mich, wenn ich frei bin, also gib mir deine Telefonnummer.»
    «Sprich mir eine Nachricht auf die Mailbox meines Zimmers.»
    «Ich kann mir deine Nummer natürlich auch von Julia geben lassen.» Gezolian lächelte wie ein Jäger, der weiß, dass ihm seine Beute nicht mehr entkommt.
    «Das kannst du.» Ich wandte mich ab, doch so durfte man mit Gezolian offenbar nicht umspringen. Er hielt mich an der Schulter fest.
    «Nicht so eilig! Wenn ich Julia sage, sie soll dich feuern, tut sie es sofort. Und wie du weißt, habe ich viele Freunde, die ebenfalls auf mich hören. Es ist also ratsam, sich gut mit mir zu stellen, wenn man im Leben Erfolg haben will. Ich sage dir Bescheid, wann wir uns treffen, sobald ich weiß, wie lange unser Abendessen dauert.»
    Gezolian ließ mich los und gab mir einen Schubs zum Zeichen, dass ich nun gehen durfte. Bestimmt würden sich blaue Flecken an meiner Schulter bilden. Gezolian bildete sich allerhand auf sich ein, doch es war David trotzdem gelungen, ihn hinters Licht zu führen. Dieser Gedanke tröstete mich ein wenig. Allerdings war ich mir sicher, dass Gezolians Angebot mit David zu tun hatte und mir nicht gefallen würde.
    Julia wollte mich nicht zum Abendessen in die Oyster Bar mitnehmen und rümpfte ihr hübsch designtes Näschen, als sie hörte, dass Lescha ihren Vater begleiten würde.
    «Er muss aber an einem anderen Tisch sitzen. Ich will ungestört mit Papa reden.»
    Ich zweifelte nicht daran, dass der liebe Papa seinem Augapfel diesen Wunsch erfüllen würde. Als Julia ging, blieb ich am Fenster stehen und beobachtete, wie im Central Park die Lichter angingen. Ich rief bei Marys altem Festanschluss an, aber die Nummer gab es nicht mehr, und die Auskunft kannte keinen Adam Bates in der Morton Street. Dennoch ging ich zur U-Bahn-Station an der 42 . Straße und fuhr zur Christopher Street. An den Fenstern hingen Regenbogenflaggen; in dieser Gegend wohnten viele Angehörige sexueller Minderheiten. An der 7 th Avenue war ein vegetarisches Sushi-Restaurant neu eröffnet worden, das so einladend aussah, dass Monika sofort hineingegangen wäre. Hercules, der vor seinem Laden an der Ecke stand, schien mich nicht zu erkennen, erwiderte aber meinen Gruß. Ob die Katze Angus wohl noch lebte?
    Das Haus in der Morton Street lag in einem Innenhof, und das Tor war verschlossen. Auf meiner früheren Klingel stand Bates. Ich drückte darauf, aber niemand öffnete. Auch in der Nachbarwohnung, in der vor zehn Jahren zwei Männer gelebt hatten, waren neue Mieter eingezogen. Da ich nicht ins Haus kam und zudem Hunger hatte, beschloss ich, die Veggie-Sushis zu kosten. Ich bestellte eine Auswahl Sushis und eine kleine Flasche sprudelnden rosa Sake, weil das Getränk so schön verrückt wirkte. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass die Sushis aus Tofu und Tempeh bestanden, hätte ich es nicht gemerkt. Ich nahm die Visitenkarte des Restaurants für Monika mit.
    Als ich gerade aufgegessen hatte, bekam ich eine SMS von Saara Huttunen. «Ich komme am Karfreitag mit Vanamo nach Helsinki. Hast du Zeit, dich mit uns zu treffen? Wir wohnen bei meiner Kusine in Käpylä.»
    Obwohl ich noch nicht wusste, ob Julia mir freigeben würde, schrieb ich zurück, natürlich hätte ich Zeit. Es war eine Erleichterung, zu wissen, dass Saara und Vanamo an Ostern weit weg von Tuusniemi sein würden. Die nächste SMS kam von Julias Handy. Sie beschränkte sich auf die Worte « 23 . 00  Uhr in der Hotelbar». Ich nahm mir vor, zu Fuß zum Hotel zurückzugehen, um die letzten Reste des Sake abzubauen. Bei dem Gespräch mit Gezolian musste ich hellwach sein.
    Ich klingelte noch einmal bei Bates, aber wieder ohne Erfolg. Also schrieb ich die Telefonnummer meines Hotelzimmers auf einen Zettel, fügte hinzu, ich sei noch zwei Tage in New York, und steckte die Nachricht in den Briefkasten. Dann stapfte ich

Weitere Kostenlose Bücher