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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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am Samstag nicht zu arbeiten. Da sich Julia um zehn Uhr im hoteleigenen Schönheitssalon zuckern lassen wollte, rief ich Bates an und fragte, ob er um diese Zeit frei sei. Der Termin war ihm recht.
    Zumindest phasenweise schlief ich wohl in dieser Nacht, denn irgendwann merkte ich, dass ich träumte. Jäger verfolgten Frida, und ich versuchte sie zu verteidigen, hatte aber nur eine Wasserpistole. Der Luchs verwandelte sich immer wieder in David. Um Viertel nach fünf klingelte mein Handy.
    «Du wolltest mich sprechen.» Davids Stimme klang heiser, als sei er schwer erkältet.
    «Ja.» Ich berichtete ihm von Gezolians Angebot. «Spielst du mit?»
    «Worauf willst du hinaus?»
    «Gezolian glaubt, dir eine Falle zu stellen, aber in Wahrheit stellen wir sie ihm. Du willst doch herausfinden, woher er das SR - 90 -Isotop hat. Wir bringen ihn dazu, es auszuplaudern. Darin bin ich gut. Und du hast bisher auch keine Risiken gescheut. Gezolian kommt zur Hochzeit von Julia und Usko Syrjänen nach Finnland. Dann solltest du auch dort sein.»
    «Hast du einen Plan?»
    «Noch nicht, aber wir haben zwei Monate Zeit, uns etwas auszudenken. Bleibst du da, wo du jetzt bist?»
    «Nicht mehr lange. Zu Ostern reise ich zu meinem Sohn. Bei der Gelegenheit könnte ich auch nach Finnland kommen.» David seufzte schwer. «Hilja, ich vermisse dich sehr, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich mein Leben weiter so aufs Spiel setzen kann wie früher. Ich habe jetzt Deividas, und er hat keine Mutter mehr, nur noch mich. Aber lass uns darüber sprechen, wenn wir uns treffen, irgendwann kurz nach Ostern. Bis dahin sind es ja keine zwei Wochen mehr. Du kannst dir doch ein paar Stunden für mich freihalten?»
    Ich versprach, es zu versuchen, und antwortete auf Davids liebevollen Abschiedsgruß mit ebenso zärtlichen Worten. Hörte Jaan Rand mit? Verstand er Schwedisch, unsere gemeinsame Sprache? Ich hatte nie die Angewohnheit gehabt, mit meinen Liebhabern Süßholz zu raspeln, aber David brachte mich dazu, mich wie ein verliebter Teenager aufzuführen, was mich gleichzeitig genierte und mit Jubel erfüllte. Da ich wusste, dass ich keinen Schlaf mehr finden würde, ging ich in das rund um die Uhr geöffnete Fitness-Studio des Hotels. Ich trainierte eine Stunde lang, gönnte mir dann ein so opulentes Frühstück, dass Julia mich entsetzt anstarrte, und fuhr mit der U-Bahn zur Morton Street. Gegen zwölf Uhr musste ich wieder im Hotel sein, denn Julia brauchte Hilfe beim Packen. Wahrscheinlich würde ich mich auf ihre Koffer setzen müssen, damit sie zugingen.
    Diesmal wurde mein Klingeln sofort beantwortet, und Adam Bates kam herunter, um mir das Tor zu öffnen. Er hatte kräftige rote Haare und einen Vollbart, das blasse Gesicht war ebenso wie die Hände von Sommersprossen übersät. Er küsste mich auf die Wangen wie eine alte Bekannte. Sein Atem roch nach Zitronendrops.
    Die Bäume im Garten waren noch dichter belaubt als früher, die Narzissen blühten. Das Haus war frisch gestrichen, und Adam erzählte, er habe zusammen mit seiner Frau Vanessa auch die Wohnung gründlich renoviert, denn Mary habe sie in einem fürchterlichen Zustand hinterlassen.
    «Sie hat alles Mögliche hinterlassen. Ich habe Rezepte gefunden, die in den achtziger Jahren ausgestellt worden waren. Vom Inhalt des Speiseschranks war die eine Hälfte verschimmelt, die andere voller Silberfischchen. Zum Schluss hat sie wohl nur noch von Drogen, Kaffee und Tofu-Shakes gelebt. Wir planen zusammen mit ihrem Galeristen eine Retrospektive im nächsten Winter, aber wie gesagt, du kannst dir eins ihrer Bilder aussuchen. Sie mochte dich, weil du dich nicht aufgedrängt und nicht moralisiert hast. Die nächste Untermieterin hat ihr Predigten über Drogenmissbrauch gehalten, daraufhin hat Mary sie rausgeworfen und das Zimmer danach nicht wieder vermietet. Seitdem hat sich niemand mehr richtig um sie und um das Haus gekümmert.»
    «Kein Außenstehender kann eine Narkomanin heilen.» Vanessa Bates trat aus dem Haus. Sie war hochschwanger. Eine Wolke von pechschwarzen Haaren umrahmte das espressobraune Gesicht, ihr zierlicher Körper wirkte viel zu klein für den riesigen Bauch.
    «Im Juni kommt unser Sohn zur Welt», sagte sie, als sie meinen Blick bemerkte. «Dein ehemaliges Zimmer wird das Kinderzimmer.»
    Ich erinnerte mich, wie ich nach der Abtreibung in diesem Zimmer gelegen und mit mir selbst gewütet hatte, weil ich mit dem Kondom nicht vorsichtig genug gewesen war. Adam und Vanessa

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