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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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retten.
    «Aber von irgendetwas träumst du doch sicher?» Gezolians Miene änderte sich. Er lächelte freundlich und interessiert. «Was erhoffst du dir von deinem Leben?»
    «Dasselbe wie alle anderen. Genug Geld, um nie mehr arbeiten zu müssen, so viel, dass ich Finnland und seinen widerlichen Schneeregen hinter mir lassen und in Spanien oder Griechenland leben könnte. Vielleicht sollte ich mal Lotto spielen.»
    «Dann kann ich dir behilflich sein. Wenn du mir David Stahl lieferst, bekommst du ein nettes Sümmchen, mit dem du deine Träume verwirklichen kannst. Stahl wäre mir durchaus eine halbe Million wert. Euro. Ich bin überzeugt, dass du ihn erreichen kannst, wenn du nur willst. Meinen Quellen zufolge war Stahl wirklich verrückt nach dir. Geradezu verliebt. Mach dir das zunutze. Stahl hat Schwachpunkte, er ist zu sentimental. Rate mal, was er mit dem Geld gemacht hat, das er mir geklaut hat. Er hat es den Angehörigen von Wasiljews Lakaien gestiftet, die bei der Explosion der Jacht gestorben waren! Der Spender war natürlich anonym, aber es kann ja kein anderer gewesen sein als Stahl.»
    Ich erinnerte mich, wie David ausgesehen hatte, als er leicht betrunken über die Angehörigen und Freunde der Männer sprach, die seinetwegen gestorben waren. Er war nicht ohne Schuldgefühl davongekommen, und obwohl er es vermieden hatte, über seine Tat zu reden, hatte ich klar erkannt, dass er sich als Sünder betrachtete.
    «Natürlich hält sich Stahl für unwiderstehlich. Wäre das nicht eine nette Rache dafür, dass er dich in der Toskana im Stich gelassen hat? So gut kannst du doch sicher schauspielern. Lock ihn zu dir und sag mir, wo ich ihn finde. Dann bekommst du eine halbe Million und kannst den Rest deines Lebens faulenzen.»
    O ja, ich konnte schauspielern. Ich fragte Gezolian zögernd, ob ich sein Angebot überschlafen dürfe. Er sollte den Eindruck gewinnen, dass er mich in eine Zwickmühle gebracht hatte.
    In Wahrheit hatte ich längst beschlossen, sein Angebot anzunehmen, denn ich wusste, dass ich keine Wahl hatte. Aber ich verschwieg ihm, wovon ich eigentlich träumte. Ich wollte sowohl David als auch die halbe Million. Nun musste ich mir nur noch überlegen, wie ich mein Ziel erreichen konnte.

18
    Noch in derselben Nacht schickte ich eine SMS an Jaan Rand. «Notlage. Brauche dringend Verbindung zu David. H.» Als ich schlafen ging, dachte ich über Gezolians Behauptung nach, David sei «geradezu verliebt» gewesen. Woher wollte er das wissen? Ich ließ das Handy eingeschaltet, doch während der Nacht kam keine Nachricht für mich.
    Gezolian flog am frühen Morgen nach Miami, wo er einen Geschäftspartner treffen wollte. Vielleicht handelte es sich um Chagall, der sich ja in Florida aufhielt. Julia musste zu einer letzten Anprobe in das Brautkleidgeschäft. Ich saß wartend auf einem Sofa in dem Laden, neben mir ein nervös wirkender Japaner, dessen Handy so oft klingelte, dass ich es zuerst gar nicht merkte, als auch meins ertönte. Da der Anruf von einem unbekannten Anschluss kam, meldete ich mich nur mit einem Hallo.
    «Hilja? Jaan hier. Was ist passiert?»
    Ich überlegte, ob ich es wagen durfte, Finnisch zu sprechen. Julia hatte kein Interesse daran gezeigt, die Sprache zu lernen, außerdem war sie zu beschäftigt mit der Anprobe, um zu lauschen. Es erschien mir unwahrscheinlich, dass außer mir noch ein Finne oder eine Finnin bei dem New Yorker Brautausstatter war.
    «Alles Mögliche. Ich muss mit ihm sprechen.»
    «Ich sehe ihn morgen. Dann kann ich ihn bitten, dich anzurufen.»
    «Morgen? Um welche Zeit? Ich bin gerade in New York, wir fliegen morgen um zwanzig vor sechs Ortszeit zurück. Wir müssen mehrere Stunden vorher am Flughafen sein, und ich weiß nicht, ob ich dort sprechen kann.»
    «Ich treffe ihn morgen um elf Uhr. Bei euch ist es dann wohl fünf Uhr in der Frühe.»
    «Sag ihm, er soll mich dann gleich anrufen. Seid ihr in der Schweiz?»
    «Ich bin wieder in Sant’Antimo. David kommt hierher. In den Klostermauern ist er in Sicherheit. Du hörst morgen von ihm. Ich muss jetzt Schluss machen.»
    Willenlos folgte ich Julia den ganzen Tag durch die Stadt und schleppte ihre Einkaufstüten. Als wir in der Abenddämmerung endlich ins Hotel zurückkehrten, sah ich, dass die Signallampe an meinem Zimmertelefon flackerte. Adam Bates hatte mir eine Nachricht hinterlassen; er bedauerte, dass er am vorigen Abend nicht zu Hause gewesen war. Ob ich noch einmal vorbeikommen könne? Er brauche

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